Alkoholsucht, Depressionen & Selbstmordgedanken wegen versteckter Homosexualität?
Australiens Schwimm-Ikone Ian Thorpe hat seine Homosexualität in einem TV-Interview öffentlich gemacht. Der 31-Jährige antwortete am Sonntag auf eine entsprechende Frage des britischen Journalisten Michael Parkinson für den Sender Channel 10: "Ich bin nicht hetero." Das habe er seinem engsten Umfeld erst in den vergangenen zwei Wochen sagen können.
Junge Leute sollen es leichter haben
Thorpe hatte trotz anhaltender Gerüchte in seiner Autobiografie und einmal sogar per Pressemitteilung stets betont, nicht schwul zu sein. Nun bezog er in dem TV-Interview ausführlich Stellung zu seiner Sexualität. Bereits als Absolvent einer Buben-Schule habe er verneint, schwul zu sein. "Die Lüge wurde dann so groß, dass ich meine Integrität infrage gestellt sah", erklärte Thorpe. Nun sei er so weit zu sagen: "Ich bin ein schwuler Mann und ich möchte nicht, dass junge Leute sich so fühlen müssen wie ich."
Vor dem fünffachen Olympiasieger und elffachen Weltmeister hatten sich bereits andere schwule Spitzensportler geoutet, unter anderem Großbritanniens Wasserspringer Tom Daley und einige US-Athleten. Der frühere deutsche Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hatte sich Anfang des Jahres nach Ende seiner Laufbahn erstmals zu seiner Homosexualität geäußert.
Antidepressiva schon mit 19
Thorpe war 2006 vom Leistungssport zurückgetreten. Er kündigte 2011 sein Comeback an, konnte sich aber nicht für Olympia 2012 qualifizieren. Anfang dieses Jahres hatte sich Thorpe wegen Depressionen in einer Klinik behandeln lassen. Hinzu kam eine schwere Infektion nach einer Schulter-Operation. In dem Interview sagte Thorpe zudem, er habe mit 19 das erste Mal Antidepressiva genommen.
In seiner 2012 veröffentlichten Biografie hatte Thorpe noch felsenfest seine Heterosexualität behauptet. "Ich bin nicht schwul und alle meine sexuellen Erfahrungen waren 'straight'. Ich fühle mich zu Frauen hingezogen, ich liebe Kinder und ich möchte eines Tages eine Famile haben", hatte Thorpe damals geschrieben.
Angst vor Reaktion der Öffentlichkeit
Im aktuellen Interview mit Parkinson gab Thorpe zu, ein großer Teil seiner Verschwiegenheit hatte damit zu tun, dass er glaubte, diese Enthüllung würde nicht zu seinem Image als "australischer Champion" passen. "Ein Teil von mir hat nicht gewusst, ob Australien seinen Champion als schwul haben will. Ich hoffe, das macht es nun einfacher für andere."