Austria-Kapitän Alexander Grünwald wurde im ÖSTERREICH-Interview zur Liga-Pause befragt.
Die österreichische Bundesliga pausiert. In Europas Stadien, wie auch in der Generali Arena, wird so bald nicht gekickt. Gerüchten zufolge droht eine Pause bis in den Herbst hinein. Was sagt Austria-Kapitän Alexander Grünwald zu der Ausnahmesituation rund um das Virus, Geisterspielen, Hamsterkäufen und Hygiene? Wie geht es den Bundesliga-Spielern allgemein mit der Ungewissheit? ÖSTERREICH hat den 30-Jährigen befragt.
Herr Grünwald, das Coronavirus sorgt vorerst für eine Pause in der Bundesliga. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, wie gehen Sie mit der Situation um?
Ich habe die Nachricht sehr nüchtern aufgenommen. Das Problem betrifft ja nicht nur den Sport, sondern die ganze Gesellschaft. Es gibt Wichtigeres als Sport. Den Vereinen droht natürlich ein wirtschaftlicher Schaden. Uns als Spielern fehlt etwas, wenn der Rhythmus unterbrochen wird. Man muss jetzt aber auf die Menschen schauen.
Am Dienstag wollte die Bundesliga über das weitere Vorgehen entscheiden. Die Konferenz wurde aber vertagt. Keiner weiß, wie es weitergeht. Wie gehen Sie als Spieler mit der Ungewissheit um?
Die Situation ändert sich täglich. Ich verfolge die Updates der Regierung. Wir müssen abwarten. Die Maßnahmen, die getroffen werden, gilt es zu akzeptieren. Es braucht Zeit, um gewisse Entscheidungen zu treffen. Noch einmal: Es gibt wichtigere Sachen als Sport. Es ist schwer, Prognosen abzugeben. Man muss jetzt die und vielleicht nächste Woche abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Dann werden die Liga und die Vereine eine Entscheidung über die Zukunft treffen.
Würde es Sinn machen, die Saison mit Geisterspielen fortzusetzen?
Geisterspiele sollte es nur im äußersten Notfall geben. Nur wenn es gar nicht mehr anders geht. Man hat es in der Champions League schon gesehen: Wenn keine Fans im Stadion sind, fehlt etwas. Dann fehlt die Emotion. Sofern sich die abgesagten Spiele in Grenzen halten, könnten Doppelrunden eine Lösung sein. Man muss jetzt auch abwarten ob die EM verlegt wird. Dann wäre im Sommer eventuell noch Raum. Wenn man die Saison vorzeitig abbricht, wird es immer Verlierer geben. St. Pölten wäre als Tabellenletzter sicher nicht erfreut.
Wären Sie erfreut, wenn die Spiele im Sommer nachgeholt werden? Immerhin sind die Urlaubstage als Profifußballer rar …
Ich weiß gar nicht ob das rechtlich überhaupt möglich ist keinen Urlaub zu haben. Eine Lösung könnte vielleicht sein, die nächste Saison nach hinten zu verschieben und den Spielplan zu komprimieren. Man wird sich das alles gut überlegen müssen. Es wird viel spekuliert.
Bei der Austria wurden die Tests abgesagt und der Trainingsbetrieb vorerst eingestellt? Wie darf man sich Ihren Alltag vorstellen?
Wir müssen den Vorgaben der Regierung gerecht werden. Wir haben eine Verantwortung gegenüber anderen Menschen, vor allem gegenüber der älteren Generation. Ich versuche meine Sozialkontakte einzugrenzen, bin viel zu Hause. Dort sitze ich dann am Ergometer, um mich fit zu halten. Ab und zu gehe ich laufen.
Haben Sie sich mit Hamsterkäufen eingedeckt?
Klopapier habe ich keines mehr bekommen (lacht). Das halten die Menschen offensichtlich für notwendig. Ich bin der Typ, der täglich einkaufen war, sich täglich eingedeckt hat. Jetzt habe ich aber für ein paar Tage eingekauft. Auch, um die sozialen Kontakte einzuschränken.
Wie ist man die letzten Tage innerhalb der Mannschaft mit dem Thema umgegangen? Hat man aufs Händeschütteln verzichtet?
Ja, wir sind vorsichtig mit dem Thema umgegangen. Statt des Händeschüttelns haben wir uns mit der Faust begrüßt. In der Kabine gibt es Desinfektionsmittel. Wenn man gemeinsam trainiert, in der Kabine sitzt, sich duscht oder zum Physiotherapeuten muss, dann ist es aber natürlich schwierig, den Kontakt ganz abzustellen.
Philip Sauer