Keine Überraschungen bei US Open

Williams verlängert im Abendkleid ihre Abschiedstour

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Serena Williams verlängert durch den Erstrunden-Sieg bei den US-Open ihre Abschiedstour. Bei den Herren gibt es in der ersten Runde keine Überraschungen. Und ein 22-jähriger Chinese schreibt Tennisgeschichte.

80.000 Karten hätten verkauft werden können, das größte Tennis-Stadion der Welt war bis auf den letzten Platz gefüllt: Und Serena Williams hat in der Night Session der US Open in New York ihre eigene Abschiedsparty mit einem 6:3,6:3 über Danka Kovinic (MNE) verlängert. Die 40-jährige US-Amerikanerin und 23-fache Major-Siegerin hatte vor wenigen Wochen ihren bevorstehenden Rücktritt angekündigt, die Schwarzmarktpreise explodierten daraufhin.

 

Vor viel Prominenz u.a. auch Ex-Präsident Bill Clinton und mit der speziellen Atmosphäre im Arthur Ashe Stadium im Rücken ließ Williams ihre frühere Klasse aufblitzen und zog in die zweite Runde ein. In dieser trifft sie auf die als Nummer zwei gesetzte Estin Anett Kontaveit. Williams ist froh, vor dem nahenden Abschied zumindest noch eine Partie zu erhalten: "Es ist extrem schwierig für mich, da ich es liebe, auf dem Platz zu stehen. Aber es ist Zeit für mich, mich neuen Sachen zu stellen."

 

Medwedew locker weiter

Einen Auftakt nach Maß hatte zuvor Daniil Medwedew in gefeiert. Der topgesetzte Russe, der in Flushing Meadows Titelverteidiger ist, ließ dem US-Amerikaner Stefan Kozlov beim 6:2,6:4,6:0 keine Chance und hatte seinen ersten Arbeitstag schon nach 2:01 Stunden erledigt. Dafür kam für den als Nummer 16 gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut gegen J.J. Wolf überraschend das Auftakt-Aus. Der US-Amerikaner siegte klar 6:4,6:4,6:4.

Für Medwedew war es bei sehr heißen und schwülen Bedingungen der erste von sieben nötigen Siegen zur erfolgreichen Titelverteidigung. Der Weltranglisten-Erste muss in New York zumindest das Finale erreichen, wenn er Nummer 1 bleiben will. Medwedew hatte als Russe wegen des Einmarsches seines Heimatlandes in die Ukraine in Wimbledon nicht teilnehmen dürfen. In New York dürfen Russen und Spieler aus Belarus hingegen starten.

Topfavoriten noch im Bewerb

Mit dem gegen Kyle Edmund (GBR) in drei Sätzen siegreich gebliebenen Norweger Casper Ruud (5) sowie den Spaniern Rafael Nadal (2) und Carlos Alcaraz (3) hat Medwedew nur noch drei Rivalen um die Weltranglistenspitze nach den US Open. Denn der noch nie über die dritte US-Open-Runde hinausgekommene Stefan Tsitsipas (4) unterlag dem kolumbianischen Qualifikanten Daniel Galan 0:6,1:6,6:3,5.7. Tsitsipas ließ sich wiederholt am rechten Arm behandeln, verlor die ersten elf Games in Folge.

Einen Außenseitersieg feierte auch Wildcard-Spieler Brandon Holt, Weltranglisten-303. und Sohn der zweifachen US-Open-Siegerin Tracy Austin. In einem US-Duell schaltete der 24-Jährige mit Taylor Fritz (10) den am höchsten gereihten Lokalmatador mit 6:7(3),7:6(1),6:3,6:4 aus, und das bei seinem Debüt in einem Tour-Hauptbewerb. Fritz wurde von seinem Landsmann total kalt erwischt: "Ich hatte große Hoffnungen und fühle mich jetzt aber wie ein Idiot, dass ich gedacht habe, ich kann die US Open gewinnen."

Murray und Kyrgios siegen

Der 35-jährige Andy Murray, nach seiner Hüft-Operation wieder auf Platz 51 gerückt, ließ dem als Nummer 24 gesetzten Argentinier Francisco Cerundolo mit 7:5,6:3,6:3 keine Chance. Für den dreifachen Grand-Slam-Sieger, der mit künstlicher Hüfte spielt, ein guter Moment zehn Jahre nach seinem ersten Major-Triumph an gleicher Stelle. "Das war ein großer Moment für mich, hier gegen Novak (Djokovic) meinen ersten Grand Slam zu gewinnen, aber das fühlt sich wirklich sehr, sehr lange her an", sagte der Schotte.

Wimbledon-Halbfinalist Nick Kyrgios setzte sich gegen seinen australischen Landsmann, Freund und Doppelpartner Thanasi Kokkinakis 6:3,6:4,7:6(4) durch, fühlte sich dabei aber nicht gut. "Das war wahrscheinlich eines meiner Matches, bei dem ich mich am unwohlsten gefühlt habe. Ich denke, ich werde nach meiner Karriere mit zwei, drei Spielern in Kontakt bleiben, Thanasi ist einer davon." Kyrgios fühle sich ausgelaugt, er werde daher seine Saison nach den US Open beenden.

Chinesische Tennisgeschichte durch Wu

Bei den Frauen gewann in Williams' Schatten u.a. Maria Sakkari (GER-3) gegen Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria (GER) 6:4,3:6,6:0. Die Rumänin Simona Halep (7) unterlag Daria Snigur (UKR) 2:6,6:0,4:6. Ex-US-Open-Siegerin Bianca Andreescu (CAN) wiederum hatte bei ihrem Sieg über Harmony Tan bei Wind mehr Probleme mit ihrem Kleid als mit der Französin. "Dieses Kleid ist so schlecht, wirklich, ich muss es wechseln", sagte Andreescu zum Referee. Später entschuldigte sie sich bei ihrem Ausrüster Nike.

Eine Randnotiz war letztlich auch ein bemerkenswerter Sieg von Qualifikant Wu Yibing. Der 22-Jährige schrieb mit einem 6:2,6:4,6:0 über den Georgier Nikolos Basilaschwili chinesische Tennis-Geschichte. Er hat als erster Chinese ein Spiel bei den US Open in der Profi-Ära gewinnen. Als ein männlicher Tennisspieler aus dem Riesenreich zuletzt ein Grand-Slam-Spiel gewinnen konnte, muss man in der Statistik 63 Jahre zurückblättern (Mei Fu Chi in Wimbledon).
 

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