Doping-Prozess

15 Monate teilbedingt für Walter Mayer

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Der aufsehenerregende Prozess ging am Mittwoch in Wien zu Ende.

Schuldig. Richterin Katharina Lewy sah es nach einem wahren Marathon gestern am dritten und letzten Verhandlungstag als erwiesen an, dass der frühere Erfolgstrainer mehrmals gegen das Anti-Doping-Gesetz und das Arzneimittelgesetz verstoßen hat. Der ehemalige ÖSV-Betreuer (1999–2006) und sogenannte Vater des österreichischen Langlaufwunders wurde zu 15 Monaten teilbedingter Haftstrafe verurteilt.

Allerdings muss er nur einen Teil der Strafe absitzen: Ihm werden die in der U-Haft verbrachten 9 Wochen von 22. März bis zum 30. April 2009 angerechnet. Mayer muss somit – wenn das Urteil rechtskräftig wird – „nur mehr“ sieben Wochen nachsitzen.

Mayer, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, versorgte von 2005 bis 2008 prominente österreichische Langläufer und Biathleten mit verbotenen Anabolika, Hormonen und anderen Stimulanzmitteln.

Olympiasieger Hoffmann erschien nicht vor Gericht
Staatsanwältin Nina Weinberger ist davon überzeugt, dass der frühere ÖSV-Erfolgstrainer Walter Mayer (54) ein „regelrechtes Dopingnetzwerk“ aufgezogen hat, um seine Schützlinge an die Spitze zu bringen – das ist erst seit August 2008 ein Strafdelikt.

Am Mittwoch hätten auch zwei ehemalige prominente Mayer-Schützlinge erscheinen sollen: Christian Hoffmann, Langlauf-Olympiasieger 2002, und Ex-Biathlonstar Wolfgang Perner bei bei der Razzia in Turin 2006 Blutbeutel gefunden worden waren – doch sie zogen es vor, entschuldigt fernzubleiben.
Genauso wie Rudolf Meixner, Geschäftsführer der wegen Blutdopings in Verruf geratenen Wiener Blutstation „Humanplasma“.

Trotzdem musste sich Mayer mit schmalen Lippen einen Vorwurfs-Marathon anhören. Kostproben gefällig? Ex-ÖSV-Wachstechniker Johannes Obererlacher erzählte: Bei Olympia in Salt Lake City sah er Trainer Mayer, wie er in einem Container Staffel-Schlussläufer Hoffmann vor dem Bewerb eine Infusion setzte.

Ex-Richter Riebenbauer: Aussage gab Mayer Rest
Doch die massivsten Vorwürfe kamen am Abend von Ex-Richter Arnold Riebenbauer – jenem Mann, der als Vorsitzender der Disziplinarkommission des Österreichischen Skiverbands die „Causa Humanplasma“ ins Rollen gebracht hatte. Riebenbauer erzählte von einem Treffen mit Mayer „im Wald“ – dabei habe ihm der Skandaltrainer alle Doping-Machenschaften verraten.

Das genügte Richterin Lewy – sie sprach das Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist. Die drei Mitangeklagten kamen mit bedingten Strafen davon. Mayers Verteidigungs-Trio legte Berufung ein.

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