Wind, Schnee, Nebel - Abfahrtstraining der Herren "gefährlich, sinnlos".
Das zweite Abfahrtstraining der Skiherren in Beaver Creek ist am Mittwoch zu einer Farce geraten. Trotz der schlechten und gefährlichen Wetterbedingungen wurden 45 von 79 Läufern auf 3.000 m Seehöhe über eine der schwersten Abfahrten der Welt gejagt, ehe nach fast drei Stunden endlich und endgültig abgebrochen wurde. "Bestzeit" erzielten mit jeweils 1:48,34 Minuten Michael Walchhofer und der Südtiroler Peter Fill, mit nur 6/100 Sekunden Rückstand folgte Walchhofers Landsmann Hans Grugger als Dritter.
Totales Chaos
Auch die Österreicher hatten angesichts des morgendlichen Schneefalls so wenig mit einem Training gerechnet, dass Benjamin Raich, Romed Baumann, Hannes Reichelt usw. zum Riesentorlauf-Training nach Vail gefahren waren. Als zur allgemeinen Überraschung dann doch grünes Licht kam, hetzten Baumann und Reichelt zurück zum Abfahrtsstart. Nur Raich ersparte sich die stundenlange Warterei dort, er verzichtete von vornherein.
"Das hätten wir nicht gebraucht. Man hat extra das Training auf Dienstag vorgezogen um bei Schlechtwetter am Mittwoch absagen zu können, jetzt ist genau das Gegenteil eingetroffen", wunderte sich Baumann später als 23. im Ziel.
"Sinnlos und gefährlich"
Rundum hagelte es dort Kritik der Läufer. Vor allem, weil am Donnerstag das Wetter beim Abschlusstraining ohnehin wieder deutlich besser sein soll. "Wozu das heute gut gewesen sein soll, weiß kein Mensch. Sinnlos und gefährlich. Der Sinn eines Abfahrtstrainings ist ja nicht, runterzuschwingen, nur um dann im Ziel zu stehen", ärgerte sich etwa der sechstplatzierte Klaus Kröll.
Der mit Startnummer 17 vor der ersten großen Unterbrechung fahrende Michael Walchhofer tröstete sich damit, dass er diesmal nicht nur im oberen Flachteil, sondern auch nach dem Steilhang klar Schnellster gewesen war. "Das war heute an der Grenze des Fahrbaren, dieses Training wäre nicht notwendig gewesen", sagte aber auch er.
Indirekt könnten freilich die Österreicher "schuld" gewesen sein, dass es dieses Training überhaupt gegeben hatte. Denn Walchhofer und Co. hatten schon am Dienstag angekündigt, einen der drei Läufe auslassen zu wollen. "Vielleicht wollte FIS-Renndirektor Günter Hujara mit einer heutigen Absage nicht als Österreicher-Freund geoutet werden", scherzte Walchhofer.
Großer Ärger bei Scheiber
Verärgert war auch Mario Scheiber, der wegen seiner Knieprobleme ohnehin sehr haushalten muss und liebend gerne am Mittwoch pausiert hätte. Der Weltcup-Leader schwang nach dem Pumphouse mit völlig vereister Brille ab. "Ich habe nichts mehr gesehen, hatte fast ein bissl Angst", gestand der Osttiroler, der am Freitag zu den Mitfavoriten zählt. "Ich war oft genug verletzt, als dass mich ein Weiterfahren bei so einer Sicht interessiert hätte", sagte der Lienzer. "Das war heute ein echt versch...er Tag!"
Cuche im Glück
Abfahrts-Weltcupsieger Didier Cuche sah nur einen Sinn. "Es könnte ja sein, dass auch im Rennen das Wetter so ist", erklärte der Schweizer, gestand aber: "Ich hätte fast eingefädelt, das war knapp."
Kritik an Hujara
Der Norweger Aksel Svindal, der auf der Raubvogelpiste selbst schon schwerst verunfallt war, meinte: "Ich habe ständig nur die Brillen gewischt. Dass junge Läufer auf dieser schweren Strecke mehr Erfahrung brauchen, verstehe ich ja. Aber auch ihnen macht das Training bei so einem Wetter keinen Spaß." Der Südtiroler Christoph Innerhofer brachte es auf den Punkt: "Mir hat das heute überhaupt nichts gebracht. Wir werden dem Hujara wohl die Ohren langziehen müssen."
Ergebnis 2. Training
1. Michael Walchhofer (AUT) 1:48,34 Min.
. Peter Fill (ITA) zeitgleich
3. Hans Grugger (AUT) +0,06 Sek.
4. Erik Guay (CAN) 0,07
5. Aksel Lund Svindal (NOR) 0,31
6. Klaus Kröll (AUT) 0,46
7. Travis Ganong (USA) 0,50
8. Adrien Theaux (FRA) 0,55
9. Silvan Zurbriggen (SUI) 0,58
10. Robbie Dixon (CAN) 0,62
11. Bode Miller (USA) 0,63
14. Georg Streitberger (AUT) 0,86
21. Joachim Puchner (AUT) 1,22
23. Romed Baumann (AUT) 1,23
39. Max Franz (AUT) 3,40