Capitals-Krise

Nächste Saison kein Spitzenhockey in Wien?

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Capitals-Vizepräsident Platzer schießt scharf gegen Verband und Stadt Wien und lässt Fans zittern: "Spitzenhockey in Wien nicht mehr zu garantieren".

Martin Platzer, scheidender Vize-Präsident von Eishockey-Erstligist Vienna Capitals, hat am Sonntag heftige Kritik an der Wiener Stadtregierung sowie dem österreichischen Eishockey-Verband geübt. Platzer, der diese Woche seinen Rückzug aus dem Club verlautbart hatte, sieht die Zukunft der Wiener aufgrund widriger Randbedingungen gefährdet: "Ich kann nicht garantieren, dass nächstes Jahr (in Wien) Erstliga-Eishockey gespielt wird."

Mangelnde Rahmenbedingungen
Platzer sah in den mangelnden Rahmenbedingungen die Hauptgründe für seinen Rückzug aus dem Eishockey-Geschäft. "Ich hatte die Vision, Eishockey zu einem Event zu machen. Aber die Infrastruktur der Halle lässt keine Steigerung mehr zu", meinte der Club-Verantwortliche. Vor allem der Nachwuchs leide unter den mangelnden Eiszeiten, da sich der Verein die Albert-Schultz-Halle mit anderen Sportarten teilen muss.

Mehrzweckhalle muss kommen
Die langersehnte, aber von der Wiener Stadtregierung nur zögerlich in Angriff genommene Mehrzweckhalle sei für Spitzeneishockey in der Bundeshauptstadt notwendig. "Die Wiener Politik steckt ihr Geld lieber in eine Skisprungschanze. Das war für mich ein Schlag ins Gesicht", erklärte Platzer, der hinter der sportlichen Zukunft des Clubs ein Fragezeichen sah. Die Kaderplanung für kommende Saison sei zwar abgeschlossen, Verträge könnten jedoch erst verlängert werden, wenn der ebenfalls amtsmüde Präsident Hans Schmid seine persönliche Entscheidung bekanntgibt. Diese soll Ende Jänner, Anfang Februar fallen.

Kritik an Liga
Auch für Liga und Verband setzte es einen verbalen Bodycheck. "Die Liga will sich nur selbst gut darstellen", erklärte der 45-Jährige, der die Capitals 2000 mitbegründet hatte. Ideen vonseiten der Wiener würden ohne darüber nachzudenken abgelehnt werden. Als Beispiel nannte Platzer eine internationale Jugend-Meisterschaft mit tschechischen und slowakischen Vereinen. Auch plädieren die "Caps" erfolglos für einen unbegrenzten Zugang von EU-Spielern in der Liga, da österreichische Spieler zu teuer seien.

Aus den von Sponsoren lukrierten Geldern würden zwei Drittel zu Verband bzw. Liga wandern, nur ein Drittel würde auf die Vereine aufgeteilt werden: "Die Liga hat keine Autorität, der Verband entscheidet alles." Außerdem gebe es manche Clubs, die dem Verband "näher stehen als andere". Diese würden auch gehört werden. "Ich will die Liga nicht erpressen, aber auf Missstände aufmerksam machen", erklärte Platzer abschließend. Die Liga kündigte am Sonntag in einer Presseerklärung jedenfalls an, mit den Wienern "ehestmöglich das Gespräch zu suchen".

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