Gregor Schlierenzauer ist Gesamtsieger im Skispirnger-Weltcup und Gewinner der Skiflug-Wertung.
Gregor Schlierenzauer schwang mit erhobenen Armen im Stile eines Champions ab. Der 19-jährige Tiroler beendete am Sonntag in Planica mit Platz 5 eine bisher im Weltcup einzigartige Saison. Der Vize-Weltmeister von der Normalschanze ließ sich nach dem Weltcup-Finale als Gesamtsieger und Gewinner der Skiflug-Wertung feiern - mit 13 Saisonsiegen, 20 Podestplätzen und 2.083 Punkten trug er sich in die Rekordlisten ein. Ein Jahr nach dem Gewinn des Skiflug-WM-Titels hat der Stamser Handelsschüler erneut für Furore gesorgt.
Junge Karriere mit vielen Rekorden
Nach den Endrängen vier und
zwei eroberte Schlierenzauer in seiner erst dritten Saison den
Gesamt-Weltcup - in einer Manier wie kein Athlet vor ihm. Das Muster an
Beständigkeit (24 Siege und 41 Podestplätze in 71 Bewerben) hielt bis zum
Ende des Winters durch - ein achter und ein zehnter Platz waren die einzigen
Resultate außerhalb der Top Vier in 27 Bewerben.
Schon als Neuling im Weltcup hatte Schlierenzauer den Arrivierten kräftig eingeheizt. Als Junioren-Doppel-Weltmeister und Doppel-Staatsmeister feierte er in seinem dritten Weltcupbewerb bereits den ersten Erfolg (Lillehammer im Dezember 2006) - seine Auftritte forderten Topstars wie Olympiasieger Thomas Morgenstern zu noch größerem Einsatz heraus.
"Er ist ein richtiger Vorzeigeathlet. Er arbeitet sehr genau und tüftelt viel", sagte Morgenstern über seinen Rivalen. Und Cheftrainer Alexander Pointner beschreibt den Youngster als ruhigen Typ, der viel nachdenkt und mit großem Gefühl Entscheidungen trifft. "Er spürt sich selbst viel mehr als manch anderer, mit seinem Fluggefühl ist er prädestiniert für die größten Schanzen", erklärte Pointner.
So wie Morgenstern, den er im abgelaufenen Winter überflügelt hat, ist auch Schlierenzauer ein Sieger-Typ. Er will gewinnen, Ehrenplätze stellen ihn auf Dauer nicht zufrieden. Nach insgesamt 24 Weltcupsiegen ist sein Selbstvertrauen enorm, seine körperlichen Vorzüge und die technischen Qualitäten sind es ebenfalls. So überrascht es nicht, dass er serienweise Schanzenrekorde fixierte, auf Weltcupschanzen hat er sieben in seinem Besitz. Mit seinen Fähigkeiten zwingt er die Jury, den Anlauf auf ihn abzustimmen und zu reduzieren. Zum Leidwesen vieler Konkurrenten.
Sport und Schule haben Vorrang vor Werbung
Der Stubaitaler wird
von seinem Onkel Markus Prock gemanagt, der es in Zukunft wohl noch schwerer
haben wird, den Rummel um seinen Schützling in Grenzen zu halten. Sport und
Schule haben noch Vorrang vor Werbeauftritten. Alleine an Preisgeld hat
Teenager Schlierenzauer im vergangenen Winter 524.500 Franken (ca. 342.700
Euro) brutto verdient. "Doch an Geld verschwende ich keinen Gedanken", sagte
er, "stolzer bin ich auf die Emotionen, die gelingen."
Zum Skispringen ist Schlierenzauer als Neunjähriger gekommen. Ein Freund nahm ihn zum Training beim SV Innsbruck-Bergisel mit - der begeisterte Fußballer durfte bald darauf mit Alpinskiern auf der Schanze mittrainieren. "Seitdem ist das Springen für mich wie eine Sucht", sagt der zweifache Sieger der Nordland-Tournee.
Profitiert hat er auch von der Freundschaft zu Mario Innauer, dem Sohn des ÖSV-Sportdirektors. Toni Innauer gab "Schlieri" viele gute Tipps. "Es sind zwei Dinge zusammenkommen: Ein noch nie dagewesenes Talent, das muss man sagen, und einfach die Voraussetzungen, die er bei uns hat und in jeder Stufe hat genießen können", erklärte Innauer angesichts der tollen Entwicklung.
Schlierenzauer selbst misst sich an den Erfolgreichsten. "Mein Ziel ist es, Weltbester zu sein", hatte er schon vor einem Jahr erklärt. Nach dem vorzeitig feststehenden Weltcupsieg sprach er kürzlich sogar davon, eine "Ikone des Sprungsports" sein zu wollen. "Das wäre das Größte. Ich habe viel erreicht, aber es ist noch ein weiter Weg. Ich werde weiter hart daran arbeiten."