ÖSTERREICH sprach mit dem nordischen Direktor Toni Innauer über die Gewichtsproblematik der Skispringer.
ÖSTERREICH: Derzeit gibt es Riesenaufregung im Skisprunglager wegen einer
Äußerung des finnischen Cheftrainers Tommi Nikunen. Er sagt, Gregor
Schlierenzauer hätte fünf Kilo zu wenig. Da schwingt ein wenig die
Unterstellung mit, Schlierenzauer sei magersüchtig.
Toni
Innauer: Sie müssen das ganze Zitat von Nikunen sehen. Er sagt, man wird
Schlierenzauer erst richtig beurteilen können, wenn er mit dem Gewicht eines
Erwachsenen springt. An dieser Äußerung ist nichts auszusetzen.
Schlierenzauer hat derzeit das Gewicht eines Jugendlichen, das seinem Alter
auch entspricht. Er wird in den kommenden Jahren sicher zulegen. Ich bin
davon überzeugt, dass er auch dann noch zu den Besten gehören wird. Von
Magersucht hat Nikunen nicht gesprochen. Das wäre auch absurd.
ÖSTERREICH: Warum? In den vergangenen Jahren gab es in einzelnen Teams
immer wieder Fälle von Magersucht.
Innauer: Gerade wir
Österreicher und ich selbst haben immer dafür gekämpft, dass es das geltende
Reglement gibt, das jene Springer, die zu leicht sind, benachteiligt. Sie
müssen mit kürzeren Skiern springen und haben dadurch weniger Auftrieb als
die anderen. Und ich selbst habe zweimal einen Antrag eingebracht, dieses
Reglement weiter zu verschärfen. Das haben die anderen Nationen abgelehnt.
ÖSTERREICH: Sie werden den Antrag wieder einbringen?
Innauer:
Unser Vorschlag liegt schon auf dem Tisch. Es würde mich freuen, die
Vorschläge der anderen Nationen zu diesem Thema zu sehen.
ÖSTERREICH: Was würden Sie tun, wenn Sie erfahren, dass einer ihrer
Springer an Magersucht leidet?
Innauer: Ich selbst habe einmal mit
einem Athleten zu tun gehabt, der an Magersucht litt und weiß, dass das sehr
schwer heilbar ist. Deshalb ist es für mich auch so wichtig, dass so etwas
in unserem Team nicht vorkommt. Wir tun von uns aus schon etwas, dass es
nicht dazu kommt. Gerade die Trainingsgruppe um Schlierenzauer hat ein
spezielles Leistungs-Diagnostik-Programm, das Körperfettwerte, Vitaminstatus
und andere Gesundheitswerte so detailliert aufschlüsselt. Diese Messungen
würden Magersucht feststellen.
ÖSTERREICH: Wie schwer ist Gregor Schlierenzauer?
Innauer:
Er liegt unter dem Body-Mass-Index, deshalb springt er mit kürzeren Skiern
und er ist gesund.
ÖSTERREICH: Ihr Sohn ist gestern in den Weltcup eingestiegen. Halten Sie
Skispringen für einen gesunden Leistungssport.
Innauer: Ja. Ich
weiß, dass es in anderen Sportarten anders ist, aber das Skispringen ist für
mich eine Sportart, die gesund ist und ich setze alles daran, dass das auch
so bleibt.
Interview: Oliver Tanzer/ÖSTERREICH