Wetterlotterie

Lappi gewinnt - Schneechaos in Kuusamo

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Erstes Saisonspringen nach 1. DG abgebrochen. Finne Lappi siegt, Favoriten ohne jede Chance.

Der Weltcup-Auftakt der Skispringer auf der Großschanze von Kuusamo hat am Freitag mit dem finnischen Lokalmatador Arttu Lappi einen Sensationssieger gebracht, sonst aber nur für heftige Diskussionen und Negativwerbung gesorgt. Irreguläre Windverhältnisse und starker Schneefall hatten den ersten Durchgang zu einer Farce verkommen lassen. Dass dieser dann auch noch als Endstand gewertet wurde, brachte das Fass für Trainer und Athleten zum Überlaufen. Wolfgang Loitzl belegte als bester Österreicher Rang sieben.

Heftige Kritik an der Wertung
"Wenn sie das wirklich werten, haben sie nicht alles in der Batterie", meinte etwa Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern, der als 22. wie zahlreiche andere Stars im geschlagenen Feld landete. Und Vierschanzentournee-Sieger Janne Ahonen pflichtete bei: "Ich bin froh, heil runter gekommen zu sein. Man hätte nach 20 Springern abbrechen müssen."

'Es gibt immer Einflüsse'
"Ich habe in 25 Jahren noch nie ein reguläres Springen erlebt. Da gab es immer irgendwelche Einflüsse", verteidigte Renndirektor Walter Hofer die Entscheidung, den ersten Durchgang zu Ende zu bringen und zu werten und fügte hinzu: "Wir hatten gehofft, dass sich die Lage noch ändert. Aber es machte keinen Sinn mehr, weiter zu machen. Wir waren teilweise an der Grenze."

Opfer der Wetter-Lotterie
Morgenstern hätte sich mit 112,5 Metern und Rang 22 ursprünglich noch als Einziger (!) der 15 Besten der vergangenen Saison für das 30er-Finale qualifiziert. Der tschechische Gesamt-Weltcup-Titelverteidiger Jakub Janda (95,5 m) etwa wurde nur 52., Ahonen (90 m) belegte Rang 55. Auch die ÖSV-Adler Martin Koch (33./82,4 m), Andreas Widhölzl (59./84 m) und der Olympia-Silbermedaillengewinner von der Großschanze, Andreas Kofler (60./82 m), wurden Opfer der Wetter-Lotterie.

Anfangs bessere Verhältnisse
Die etwas besseren Verhältnisse zu Beginn des Bewerbes fand u.a. Wolfgang Loitzl (124 m) vor. Martin Höllwarth (122,5) landete auf dem 13. Platz. Saison-Premierensieger Lappi nutzte die Gunst der Stunde und feierte den ersten Weltcupsieg seiner Karriere. Der 22-Jährige verbuchte in der vergangenen Saison keinen einzigen Weltcup-Punkt, sein bisher bestes WC-Ergebnis datiert vom 1. März 2002, als Lappi in Lahti Platz acht belegt hatte. Für 141 Meter erhielt der Finne 154,8 Punkte und setzte sich vor dem Schweizer Simon Ammann durch, der auf 136,5 m kam und 145,7 Zähler bekam. Rang drei sicherte sich der norwegische Newcomer Anders Jacobsen. Er stand 137,5 m und wurde mit 145,5 Punkten bewertet.

Pointner: 'Springer tun mir Leid'
Dem Cheftrainer der Österreicher, Alexander Pointner, war dies alles herzlich egal. "Ich werde sicher keine Energie dazu verschwenden, dieses Ergebnis zu analysieren. Ich bin sehr froh, dass es keinen schweren Sturz gegeben hat. Denn die Bedingungen waren nicht nur unfair, sondern auch sehr gefährlich. Es hat einige brenzlige Situationen gegeben", erklärte Pointner, der sich den Start seiner dritten Saison als Headcoach sicher anders vorgestellt hatte. "Es ist wirklich sehr schade, dass so etwas in die Wertung kommt. Mir tut jeder Springer Leid, denn gerade zu Saisonbeginn ist es sehr wichtig, ein gutes Gefühl aufzubauen."

Ärger und Verwunderung
Thomas Morgenstern schwankte nach dem umstrittenen Weltcup-Auftakt zwischen Ärger und Verwunderung: "Es war schon eine sehr eigenartige Sache, dass dieses Ergebnis heute gewertet wurde. Ich hatte einen guten Sprung, aber die Wetterbedingungen haben es unmöglich gemacht, weit zu springen. Immerhin bin ich noch in die Punkte gesprungen. Nun beginnt für mich eben morgen der Weltcup."

Loitzl hatte guten Sprung
Der beste ÖSV-Adler, Wolfgang Loitzl, meinte: "Die Umstände wie mein siebenter Rang zu Stande gekommen ist sind natürlich schon ungewöhnlich. Dennoch hatte ich einen sehr guten Sprung, besonders der Absprung war perfekt. Wenn die Flugphase noch besser gewesen wäre, wäre auch noch mehr möglich gewesen. Jetzt hoffe ich, dass ich morgen ein vergleichbares Ergebnis abliefern kann, dann aber unter positiveren Rahmenbedingungen."

Sensationssieger dankt Trainer
Lappi: "Ich habe noch nie so hart trainiert wie in diesem Sommer. Im ursprünglichen Qualifikationsdurchgang bin ich schon nach 60 Metern abgestürzt, also war ich sehr froh, dass ich noch eine Chance bekommen habe." Der zweitplatzierte Simon Ammann, Doppel-Olympiasieger von Salt Lake City 2002, scheint wieder auf dem Weg nach oben zu sein und zeigte sich dementsprechend erfreut: "Ich bin überrascht, weil es in dieser Saison erst mein sechster Sprung auf Schnee war. Die Bedingungen waren zwar sehr schwierig, aber alle drei Athleten auf dem Podium sind schon im Training gut gesprungen."

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