Am Samstag startet in Kuusamo die Weltcup-Saison. Thomas Morgenstern hat sich große Ziele gesteckt. Heuer will er Weltmeister werden.
ÖSTERREICH: Thomas, letzte Saison holten Sie den Gesamtweltcup. Wie
wollen Sie heuer glänzen?
Thomas Morgenstern: Es ist mir klar,
dass der Druck größer wird. Nur, als ich letztes Jahr gesagt habe, dass ich
den Gesamtsieg holen will, hat mich auch jeder ausgelacht. Ich habe mein
Ziel ausgesprochen. Was bringt das, wenn ich sage: „Ich schau von Sprung zu
Sprung“, wenn das nicht stimmt. Man darf sich nicht vor seinen Zielen
fürchten. Schlussendlich weiß ich, wann und was ich imstande bin zu leisten:
Die Weltmeisterschaft ist im Februar in Liberec. Und dort will ich auch
meinen ersten WM-Titel holen.
ÖSTERREICH: Das klingt sehr selbstbewusst ...
Morgenstern:
Wenn ich ehrlich bin, träume ich davon seit 2005. Als feststand, dass die WM
in Liberec steigt, habe ich mir ein Plakat an meine Tür gehängt, wo
feststeht, wer am 27. 2. Gold holen wird. Dort hatte ich meinen ersten
Weltcupsieg und dort will ich meinen ersten WM-Titel holen. Ich kenne diese
Schanze in- und auswendig und ich kenne sie nur als erfolgreiche Schanze.
ÖSTERREICH Es gibt Springer, die sagen, ein Tournee-Sieg ist mehr wert.
Morgenstern:
Meine Reihung ist so: An erster Stelle kommt Olympia. Das ist nur alle vier
Jahre und nur ein Tag im Leben. Wenn es gut geht, hat man in seiner Karriere
maximal dreimal die Chance auf einen Sieg. Dann kommt der Gesamtweltcupsieg.
Da muss man über die ganze Saison der Beste sein, da brauchst du mehr als
nur einen Sieg. An dritter Stelle steht die WM. Die findet nur alle zwei
Jahre statt. Also muss die Tournee an letzter Stelle stehen. In acht
Profijahren kann ich acht Mal die Tournee gewinnen. Das läuft mir nicht
davon (lacht).
ÖSTERREICH: Was machen Sie anders als die anderen?
Morgenstern:
Niemand im Weltcup fährt so eine tiefe Hocke wie ich. Einige sagen, dass das
nicht möglich ist. Für mich ist das was Besonderes. Ich kann etwas, was die
anderen nicht können.
ÖSTERREICH: Trotz der Erfolge mit Fischer sind Sie zu Atomic gewechselt,
warum?
Morgenstern: Bis jetzt habe ich alles erreicht, was ich
wollte. Da besteht die Gefahr, dass man sich darauf ausruht. Ich wollte
einen Strich drunter machen, eine neue Herausforderung suchen. Und nicht
dastehen wie letztes Jahr bei der Vierschanzentournee: Janne Ahonen war mit
Atomic in der Spur schneller als ich. Dadurch habe ich die Tournee verloren.
Ich will mich nicht später fragen müssen: „Warum hast du das nicht
ausprobiert?“ Außerdem ist mir wichtig, dass ich bei Atomic die Nummer eins
bin. Bei Fischer (Anm.: dort ist Schlierenzauer die Nr. 1) war das nicht
unbedingt so.
Interview: Irene Friedl/ÖSTERREICH