Sonntag, 18 Uhr

Feller will sich in Aspen zum Slalom-König krönen

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In den Rocky Mountains von Aspen könnte Manuel Feller seine Erfolgssaison vorzeitig krönen. Der bisher Unvollendete sehnt sich nach einer Entscheidung im Slalom-Kugelrennen.

"Je früher es vorbei ist, desto besser." Das in dieser Saison Gezeigte gibt dem Tiroler Schwung und Zuversicht, den Vorsprung von 204 Punkten bei drei ausstehenden Slaloms auch tatsächlich über die Ziellinie zu bringen. Schon am Sonntag (ab 18 Uhr im Sport24-LIVETICKER) könnte sein Sieg fix sein.

Die dauerhafte mentale Belastung würde Feller liebend gern in den USA zurücklassen. "Mit Jetlag und veränderten Schneebedingungen wird es dann auch mühsam. Man weiß, man muss immer fokussiert sein." Er habe das aber bisher gut bewältigt. "Und das werde ich auch die nächsten Rennen hinkriegen. Schön wäre es, wenn man ein, zwei Rennen befreit fahren könnte. So eine Situation habe ich in der Hinsicht noch nie gehabt."

Vorerst heiße es aber "von Tag zu Tag, von Schwung zu Schwung" schauen, auch im mondänen Aspen nach einem besonderen Mantra: "Ich möchte überall auf der Welt zeigen, warum ich das Rote Trikot anhabe und der schnellste Slalomfahrer der Welt bin." Die kleine Slalomkristallkugel wäre neben WM-Silber im Slalom 2017 der größte Erfolg in seiner Sportlerkarriere. Etwas noch Größeres scheint für den Tiroler im Weltcup kaum möglich, gerade für Feller, dessen Körper längst älter als der 31-jährige Inhaber ist.

Feller setzt auf Routine

Die pickelharten Eispisten haben seinen Rücken mürbe gemacht, es brauchte Zeit und Routine, um den richtigen Mix zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Regeneration zu finden. Und den richtigen Augenblick, um die Chance am Schopf zu packen - ein Umstand, der in der Marcel-Hirscher-Ära und den Post-Hirscher-Jahren selten auftrat. Vier Siege (Gurgl, Adelboden, Wengen, Palisades Tahoe) feierte Feller 2023/24, in den acht Rennen war er nie schlechter als Fünfter. Nie tänzelte der Reggae-Liebhaber feinfühliger - und sicherer (kein Ausfall) - auf dem schmalen Slalom-Grat als heuer.

Vielleicht wäre es eine ganz andere Saison geworden, hätte Feller am 19. Februar des Vorjahres schon seinen Halbzeitfluch beerdigt. Das Drehbuch war schon damals filmreif gewesen: Dass er beim Einfahren für den WM-Slalom böse auf die Hüfte gestürzt war. Dass er dann aber im ersten Durchgang Bestzeit fuhr. Statt Gold gab es aber nur Enttäuschung in Form von Platz sieben. Zurück blieb ein Knochenmarksödem, das ihn bis weit in den Sommer hinein in der Vorbereitung begleitete.

Trotzdem schaffte er vier seiner nun sechs Weltcup-Siege in diesem Winter. Er habe für sich beschlossen, wieder mehr ans Limit zu gehen, erklärte Feller nach dem perfekten Saisonstart in Gurgl. "So wie ich als Junger war, aber mit dem Know-how, das ich als Routinier mittlerweile habe." Konzentration auf "Key Punkte" in der Kurssetzung und den Rest trotzdem "auf Teufel komm raus" zu fahren, laute die Devise.

Mentale Herausforderung

Dass es heuer mit dem Kugelgewinn klappen könnte, wollte Feller selber lange nicht wahrhaben. "Bis Schladming war das Thema für mich überhaupt nicht präsent. Dann ist es mental schwieriger geworden. Mit Chamonix, wo ich weiß, das kommt mir nicht so entgegen. Mit Bansko, wieder so ein flacher Hügel. Mit Tahoe, wo oben alles rechts weghängend ist." Der Linksschwung sei nämlich sein "schwächerer" Schwung, erinnerte Feller.

Der letzte Slalom in Kalifornien sei mental wohl das schwierigste Rennen dieser Saison für ihn gewesen, vermutete Feller nun. Weil Verfolger Linus Straßer im ersten Lauf Druck machte und der zweite extrem schwierig gesetzt gewesen sei. "Ausfallen habe ich nicht dürfen, sonst wäre es mental noch schwieriger geworden." Es wurde eines seiner besten Rennen in diesem Jahr. "Auf das bin ich sehr stolz."

Nur drei Läufer können Feller die Slalom-Kugel theoretisch noch abluchsen: Straßer, Clement Noel und der Norweger Timon Haugan. Der Deutsche Straßer liegt 204 Punkte zurück, der Franzose Noel 238, Haugan schon 280.

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