ÖSV setzt auf "junge Routiniers" und zunehmend auch auf "zweite Welle" - Starterbegrenzung als Ärgernis.
Obwohl im Banff National Park erst seit Mitte Oktober Schnee produziert werden darf, hat Lake Louise wieder eine Rennpiste für den Speed-Weltcupauftakt im Herbst fertig bekommen. Mit dem ersten Abfahrtstraining am Mittwoch (20.15 Uhr MEZ) begann auch die Jagd auf Vorjahressieger Beat Feuz. Der Abfahrts-Weltmeister will es in Kanada Marcel Hirscher gleichtun und erstmals auch als Papa gewinnen.
Denn der Schweizer ist wie Hirscher vor der Saison erstmals Vater geworden. Langsamer hat dies den 31-jährigen Weltmeister aber sicher nicht gemacht. Auch für den 37-jährigen Erik Guay ist diese Woche eine besondere. Der kanadische Super-G-Weltmeister geht in seine letzte Saison und startet mit einem Heimspiel.
Die kanadische Rennwoche der Herren begann wie im Vorjahr wegen David Poisson freilich erneut mit einer Trauerminute. Diesmal gedachte man beim ersten Team Captains Meeting dem vor zwei Wochen bei einem Gleitschirmunfall verunglückten Schweizer Abfahrer Gian Luca Barandun.
Speed-Asse wollen heuer Kugel holen
Österreichs Speed-Asse haben in der WM-Saison die Rückeroberung zumindest einer Speed-Kugel als Ziel ausgegeben. Lake Louise begünstigt mit seinen vielen Gleitkurven zwar die ÖSV-Hoffnungen nicht (letzter Sieger 2010 Michael Walchhofer), mit gleich drei Podestplätzen hatten Matthias Mayer, Max Franz und Hannes Reichelt im Vorjahr aber einen klaren Aufwärtstrend gezeigt. Dazu kommt der immer stärker werdende Vincent Kriechmayr.
"Wir hatten bisher aber zu wenig Vergleiche, um wirklich zu wissen, wo wir stehen", tappte auch Österreichs Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher am Wochenbeginn im Dunkeln. "Allerdings haben wir außer dem Zehenbruch von Reichelt keine Verletzung gehabt und gute Trainings hinter uns. Deshalb gehe ich doch sehr zuversichtlich in die Saison", hat der Tiroler Hoffnung auf das Ende der Kugel-Durststrecke.
Denn abseits der anhaltend großartigen Performance von Marcel Hirscher ist in der WM-Saison der Gewinn einer Speed-Disziplinenwertung das große Ziel der ÖSV-Herren. "Dass wir in die richtige Richtung gearbeitet haben, hat man ja schon am Schluss der vergangenen Saison gesehen", verwies auch Puelacher auf die Siege von Mayer und Kriechmayr in Aare. "Zudem hatten wir seit zwei Jahren keine schweren Verletzungen und bis auf Reichelt (38/Anm.) sind alle im besten Speedalter und haben zudem Erfahrungen auf allen Abfahrten."
Starterbegrenzung als Ärgernis
Allerdings sei heutzutage die Dichte in der Abfahrt um einiges enger als früher. Dass zudem die Norweger speziell in Kanada nahezu unschlagbar sind, beweisen neun Siege in den jüngsten elf Rennen durch Aksel Lund Svindal (6) und Kjetil Jansrud (3). Puelacher: "Die sind hier einfach immer schnell. So gesehen haben wir im Vorjahr eh ordentlich dagegen gehalten."
Der ÖSV setzt zunehmend auch auf die "zweite Welle". Während Sepp Brunner mit der "Einser-Partie" in Colorado trainierte, hat sich die von Christian Perner geführte Weltcupgruppe 2 in Nakiska vorbereitet. Dort übten auch Otmar Striedinger und Niklas Köck. Striedinger (27) hat schon ein Weltcup-Podest geholt und 2014 Olympia-Bronze im Super-G um zwei Hundertstel verpasst. "Hätte er im Vorjahr wegen Verletzungen nicht zwei Rennen verpasst, wäre er in den Top 30 und ohnehin in der Elitegruppe", ist Puelacher überzeugt.
Köck ist nach einer schweren Knieverletzung inklusive Kreuzbandriss auf dem Weg zurück. In Kanada kann der Tiroler wegen der neuen Starterfeld-Begrenzung bei den Herren aber nur als Vorläufer an den Start gehen, weil der ÖSV nur insgesamt 12 Leute aufbieten darf. Davon können 9 im Rennen starten, weshalb es am Freitag zu einer internen Qualifikation kommt.
Die Beschneidung der großen Nationen um zunächst jeweils einen Starter macht für Puelacher null Sinn. "Das hat in Levi nichts gebracht und wird auch hier für den eigentlichen Zweck nichts bringen", ist er überzeugt. "Ich bin ja auch für kleinere Starterfelder. Aber dafür braucht es andere Maßnahmen als gute Leute dafür zu bestrafen, dass sie in einer großen Mannschaft sind. Die Guten sollten im Weltcup fahren dürfen und nicht aufgrund einer Quotenregelung zuschauen müssen."