''Sieg hat großen Stellenwert in meiner Karriere''

''Kitz König'' Kriechmayr erlöst Skination

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Lockerheit gepaart mit Entschlossenheit hat Vincent Kriechmayr das gebracht, was er schon lange ersehnt hatte: Platz eins einer Abfahrt auf der Streif.

"Dass ich mich Kitzbühelsieger nennen darf wie ein Matthias Mayer und viele andere Legenden, ist natürlich sehr großartig", sagte der Oberösterreicher, dem sich 24 Stunden später die Chance auf das Double bietet. Ob sich das so wiederholen lässt? "Ich glaube nicht", wehrte das Ski-Ass. "Ich habe heute alles reingelegt."

Als der Rennleiter in der Früh bei der Gondelbahn Kriechmayr erzählte, dass für Samstag viel Schnee angekündigt ist, änderte der 31-Jährige kurzerhand den Rennplan: "Ich habe gesagt, dann muss ich heute alles riskieren. Sonst wollte ich morgen mehr riskieren, hätte ich heute zurückgenommen, damit ich morgen mehr Energie habe. So habe ich heute das Herz in die Hand genommen. Ich kann definitiv zufrieden sein. Dieser Sieg hat einen großen Stellenwert in meiner Karriere."

Volles Risiko und Entschlossenheit

Am Start habe er sich sehr gut gefühlt und habe die Entschlossenheit gehabt. "Ich habe auch in den letzten Abfahrten voll riskiert. In Wengen waren noch zu viele Fehler dabei, heute habe ich ein paar weniger gemacht", berichtete Kriechmayr, dessen Triumphfahrt von tausenden Zuschauern und von ehemaligen Skigrößen wie Didier Cuche und Aksel Lund Svindal im Zielraum verfolgt wurde. "Die Fahrt war hundert Prozent Risiko. Die Fahrt war am Limit, aber nicht perfekt", sagte Kriechmayr.

So sei er beim Tor in der Traverse nicht dabei gewesen und habe deswegen das Tempo in den Zielschuss nicht mitnehmen können. Auch "oben in der Fläche" habe er viel Zeit verloren, eine Passage, die mit Fortdauer des Rennens schneller wurde. Wie überhaupt wegen nachlassenden Schneefalls und besser werdender Sicht die Top Ten auch für die letzten Athleten in der Startliste noch erreichbar schienen.

Überraschungen bei hohen Startnummern

An Spannung herrschte kein Mangel: Der Südtiroler Florian Schieder fuhr mit Nummer 43 auf 2, der US-Amerikaner Jared Goldberg mit 28 auf 4, der Slowene Miha Hrobat mit 45 auf 7, der Kanadier Broderick Thompson mit 39 auf 9 und der Schweizer Justin Murisier mit 47 auf 12. Sechs Läufer in den Top 12 hatten höhere Nummern als 30.

"Kitzbühel hat solche Geschichten schon öfters geschrieben. Das ist in Kitzbühel immer leicht möglich, dass mit Überraschungen zu rechnen ist. Da gibt es Athleten, die technisch sehr gut sind, das Selbstvertrauen haben und voll andrücken. Die tun sich überall anders schwer, aber legen hier so eine Entschlossenheit an den Tag", sagte Kriechmayr. Ähnlich sei es in Gröden. Freilich sei es etwas schneller geworden. "Aber die sind schon auch gut gefahren, nur Glück ist das nicht."

Erster Sieg bei elfter Streif-Abfahrt

Es war die elfte Streif-Abfahrt für Kriechmayr, 2020 war er Zweiter hinter Mayer, der damals wie er selbst am Freitag die Startnummer 13 trug. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich das heute in der Früh gesehen", erklärte Kriechmayr. Nicht aus Aberglauben, sondern weil ihm der Erfolg des in diesem Winter zurückgetreten Teamkollegen damals so gefreut hatte. In den vergangenen beiden Jahren war Rang neun das beste Ergebnis auf der Streif. Mit acht Abfahrtssiegen hat Kriechmayr nun einen mehr als Mayer und ist damit ex aequo sechstbester Österreicher. Insgesamt war es der 15. Weltcupsieg.

Die Erfahrung, eine Gams zu bekommen, kannte der Doppelweltmeister aber bereits von seinem Super-G-Sieg 2021, dem letzten, der in Kitz stattfand, ehe auf zwei Abfahrten in der Hahnenkammwoche umgestellt wurde. "Ich fahre gern Super-G, aber es ist kein Geheimnis, dass die Abfahrt einen höheren Stellenwert hat. Es ist die wichtigste Abfahrt im Kalender."

Es war sein dritter Saisonerfolg nach den Abfahrten in Gröden und Bormio, in der Disziplinwertung ist er hinter dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde (520) und vor dem Schweizer Marco Odermatt (386) mit 419 Zählern Zweiter.
 

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