Raich bewahrt Ruhe: "Für Einzelnen normale Sache"

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Die Situation ist für Benjamin Raich nicht neu. Der Druck, der ohnehin auf seinen Schultern lastet, ist noch größer geworden. Österreichs alpine Skiherren haben bei den Winterspielen noch keine Medaille gewonnen, wie vor einem Jahr bei der WM in Val d'Isere ging die stolze Skination in Abfahrt und Super-G leer aus. In Zeichen der Fünf Ringe passierte das zuvor zum letzten Mal 1994 in Lillehammer.

Es könnte den Österreichern auch durchaus blühen, dass sie nach den ersten drei Rennen in Whistler noch ohne Edelmetall dastehen, dies ist nicht nur in Lillehammer geschehen, sondern auch bei der WM 2009, als Hoffnungsträger Raich in der Super-Kombination ausschied. Der Pitztaler zählt am Sonntag zu den Medaillenanwärtern, jedoch wird die Aufgabe nicht leichter. "Ich denke schon, dass ich gute Chancen habe, man beginnt immer wieder bei Null, muss immer wieder alles geben, sonst hat man keine Chance."

Alpinchef Hans Pum macht sich keine Sorgen um Raich. "Benni ist ein Vollprofi." Und der Tiroler selbst, der am Freitag von seiner am Sonntag anreisenden Lebensgefährtin Marlies Schild per Telefon aufgebaut worden ist, kennt die Situation. 2006 in Turin war er im Super-G "schlecht gefahren" (Platz 21) und in der Kombination sogar ausgefallen, ehe er Gold in Riesentorlauf und Slalom holte. Geschafft habe er dies, weil er ruhiggeblieben sei. "Ich werde versuchen, meine Chancen, wie sie kommen, zu nützen."

Platz 14 für den besten Österreicher war nicht nur das schlechteste Abschneiden für den ÖSV in einem Olympia-Super-G, sondern damit wurde auch der Weltcup-Minusrekord von Val d'Isere 1989, als Hubert Strolz 14. wurde, egalisiert. "Bester Österreicher gewesen zu sein, ist natürlich nicht zufriedenstellend, wenn man 14. ist. Das ist einfach schlecht", brachte es Raich auf den Punkt.

"Ich kann nur für mich reden, ich habe alles gegeben und mir nichts vorzuwerfen. Es hat nicht gereicht, man muss schauen und seine Schlüsse draus ziehen. Aber für den einzelnen Athleten ist das eine normale Sache, das kommt immer wieder vor", sagte der 31-Jährige. Es sei beim Skifahren auch nichts anderes als im normalen Leben. "Es geht nicht immer ganz oben dahin. Es schlagt halt ein paar Mal aus, jetzt sind wir ein bisserl weiter unten, aber es wird schon wieder aufwärtsgehen."

Auf die Frage, ob er froh sei, nicht im Olympischen Dorf zu wohnen und die langen Gesichter der Teamkollegen sehen zu müssen, antwortete Raich: "Das spielt keine Rolle. Es ist enttäuschend für alle, aber die Athleten und Trainer sind Profis genug, dass sie das abhaken werden und sich für die nächsten Rennen vorbereiten."

ÖSV-Herren-Cheftrainer Toni Giger hatte für das ORF-Olympiastudio nach dem Videostudium bereits eine Analyse des Super-G parat: "Scheiber hat schon oben einen Bock geschossen, dann ist er sehr schnell gewesen. Raich hat von oben bis unten in den Kurven einen guten Speed gehabt, aber in den flachen Stücken viel Zeit verloren. Walchhofer ist die Übergänge schlecht gefahren und hat im Flachstück viel Zeit verloren. Streitberger hat sich bei den Übergängen und Wellen sehr schwergetan. Alles in allem war es kein guter Tag."

Im ersten Moment hätte er zerspringen mögen vor Ärger. Nun müsse man die Lehren daraus ziehen. Und das rasch, denn die Übergänge, die durchwegs schlecht absolviert wurden, werden laut Giger auch im Riesentorlauf sehr wichtig sein.

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