Bitteres Ergebnis

Siebenhofer mit Tränen-Interview

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ÖSV-Läuferin war nach knapp verpasstem Edelmetall sehr enttäuscht.

Ramona Siebenhofer zeigte eine tolle Abfahrt und ging als Führende in den Slalom bei der Alpinen Kombination. Die Speed-Spezialistin musste sich gegen Slalom-Artistinnen wie Wendy Holdener oder Petra Vlhová behaupten und zeigte einen beherzten Torlauf. Bronze schien in Reichweite, doch es reicht nicht ganz. Ihr fehlen im Ziel vier Hundertstel auf die Norwegerin Ragnhild Mowinckel. Blech-Pech für Siebenhofer!

Im Interview zeigt sich die 27-Jährige noch immer schwer enttäuscht und kann die Tränen nicht zurückhalten. Es sei hart, eine Medaille so knapp zu verpassen.

"Ich bin doch schwer enttäuscht. Ich habe mir nichts ausgerechnet, auch nicht in der Kombi, aber ich habe gewusst, wenn ich im Slalom eine gute Fahrt habe, kann ich da mithalten", sagte Siebenhofer. "Vier Hundertstel, in der Abfahrt ein bisschen was danebengegangen mit der Linie im Zielhang, das wäre ganz leicht drinnen gewesen. Dann tut es halt besonders weh. Der vierte ist halt bitter."
 
Es werde zu wenig sein, hatte sie schon nach der Abfahrt prophezeit. "Es ist halt jetzt keine Abfahrt, die sehr viel Mut erfordert, dass man vorne dabei ist", sagte sie. Im Slalom gebe es keine Trainingsläufe, da hätte sie auch oft gerne welche. Im Weltcup hatte sich Siebenhofer von 2011 bis 2013 in fünf Slaloms versucht, sich dabei nie qualifiziert - dafür lieferte sie am Freitagabend bei Flutlicht eine achtbare Leistung ab. "Ich glaube, wenn ich was gelernt habe in den letzten Jahren, dann ist es verlieren und wieder aufstehen. Ich hoffe, dass das bis Sonntag dann wieder passt", blickt sie schon auf die Abfahrt.
 

Österreichs Medaillenserien in Kombi zu Ende

Österreichs Medaillenserie in der Kombi ging damit zu Ende, seit 1991 hatten ÖSV-Läuferinnen bei allen Weltmeisterschaften eine Medaille geholt. Zweitbeste Österreicherin wurde Franziska Gritsch als Achte (+1,69), die sich aus dem letzten Abfahrts-Viertel mit der viertbesten Slalomzeit noch nach vorne gehievt hatte. Christina Ager landete auf Platz 17 (4,19), Ricarda Haaser schied im Slalom aus.
 
"Ich konnte zwei gute Läufe zusammenbringen und den Sieg nach Hause holen. Es ist zur richtigen Zeit passiert, ich bin so glücklich", sagte die als Topfavoritin gehandelte Holdener. Auf der Abfahrt habe sie sich so wohlgefühlt und nach dem Slalom war sie glücklich, ein kleines bisschen vor Petra gelegen zu sein. Die 25-jährige Holdener ist die erste Schweizerin seit Vreni Schneider 1989 (Riesentorlauf), die einen Titel erfolgreich verteidigt hat. Für Mowinckel war es die erste Medaille bei einer WM, für Vlhova die zweite nach Team-Silber 2017.
 

Wie geht es mit Kombi weiter?

Eine echte Talentprobe lieferte Gritsch ab, der "leider die Abfahrt nicht so gelungen" und sie zu hart gefahren sei. "Ich bin schon sehr zufrieden mit dem Debüt, der Slalom ist eine persönliche Wiedergutmachung für die Abfahrt, da sind mir doch ein paar kleine Patzer passiert", meinte die 21-jährige Tirolerin, die auf einen Einsatz im Teambewerb hofft. Auch wenn sie sich natürlich über die Abfahrt ärgere, wenn man sehe, was möglich gewesen wäre.
 
"Es ist schon sehr anstrengend gewesen, das muss ich schon sagen", sagte Ager nach der Abfahrt mit etwas heiserer Stimme. "Ich bin gestern schon noch eher gelegen und habe die letzten zwei Tage auch keine Spannung hergebracht, heute gelang mir das aber." Mach dem Slalom schaute Platz 17 heraus, insgesamt sprach sie von einer "coolen Erfahrung".
 
"Zu früh abgebogen" war Haaser im Schlussteil der verkürzten Abfahrt, sie hatte 0,61 Sekunden Rückstand auf Siebenhofer ausgefasst. Nach dem Ausfall im Slalom war es mühsam, darüber nachzudenken. "Es war schon in der Abfahrt nicht ganz rund, und das im Slalom ist mir einfach passiert." Das Gefühl passe, Skifahren würde sie gut, aber allzu viele Tore hätte sie halt auch nicht im Slalom.
 
Die Zukunft der Kombination wird möglicherweise in Aare fallen. Am 13. Februar treffen sich Council-Mitglieder des Internationalen Skiverbands (FIS), um erneut über die Zukunft der Alpinen Kombination zu diskutieren. Vergangenen November konnte keine Entscheidung diesbezüglich erzielt werden. Diskutiert wird allerdings seit längerem, die Kombination durch einen Einzel-Parallelbewerb zu ersetzen.
 

Reaktionen nach Damen-Kombination (via ORF)

Wendy Holdener (SUI/Gold): "Ich wusste selber nicht, wo ich stehe, bin schon besser Slalom gefahren. Es war schon schwierig, das geile Gefühl was ich im Kopf hatte, abzurufen. Zuerst war keine Reaktion im Publikum, dann haben alle getobt, deshalb habe ich gewusst, dass es nur grün sein kann. Es zeigt einmal mehr, dass, wenn ich gut drauf bin, ich dem Druck standhalten und meine Leistungen abrufen kann. Für mich ist es perfekt so weiterzugehen, weil ich habe ja noch Rennen vor mir."
 
Petra Vlhova (SVK/Silber): "Ich bin schon zufrieden, aber es war so knapp mit Wendy, deshalb bin ich auch ein wenig traurig. Am Ende bin ich aber doch glücklich, weil es meine erste Medaille überhaupt ist. Der Slalom war nicht so schwierig, der Kurs und der Schnee waren perfekt zum Fahren. Ich habe einige Fehler gemacht, aber ich bin am Podium und habe die Silbermedaille, am Ende ist es ein perfekter Tag."
 
Ragnhild Mowinckel (NOR/Bronze): "Unglaublich, ich fühle mich so gut, das ist Wahnsinn. Ich habe mir diese Medaille erträumt. Es war ein sehr schneller Slalom, und ich habe sehr schnelle Füße. Ich habe mein Bestes gegeben, es ist einfach super. Ramona Siebenhofer ist auch sehr gut gefahren, es war so knapp, dieses Mal waren die Hundertstel eben auf meiner Seite."
 
Ramona Siebenhofer (AUT/4. Platz): "Was soll ich sagen, ich bin jetzt auch noch sehr enttäuscht. Ich habe in der Abfahrt bei der Linie etwas probiert, das hat leider nicht so funktioniert, sonst wäre der Abstand nach der Abfahrt vielleicht größer gewesen. Vier Hundertstel und der vierte Platz, das tut weh. Die Emotionen muss man auch zulassen. Wenn ich was gelernt habe in den letzten Jahren, dann Verlieren. Ich habe am Sonntag noch eine Chance und werde alles dafür tun, um da zurückzuschlagen."
 
Franziska Gritsch (AUT/8. Platz): "Ich bin schon sehr zufrieden mit dem Slalom, es war auch eine kleine Wiedergutmachung. Wenn ich mir das jetzt anschaue, 'zipft' mich die Abfahrt schon an. Es war trotzdem ein sehr gelungener WM-Start und WM-Debüt für mich. Vielleicht habe ich noch die Chance im Teambewerb, da werden wir schauen, was wir rausholen können."
 
Christina Ager (AUT/17. Platz): "Das Problem war, dass ich in den letzten Tagen keine Zeit gehabt habe mich auf die Ski einzustellen, damit ich ein paar gute Schwünge fahre. Es war trotzdem eine coole Erfahrung."
 
Ricarda Haaser (AUT/ausgeschieden): "Ich weiß gar nicht ob es 100 Prozent waren, es waren schon Spuren drinnen, ich bin hinten reingekommen und dann war ich eh schon weg. Es ist ein bisschen Ärger da, ich habe mich schon nach der Abfahrt ein bisschen geärgert gehabt, weil da mehr drinnen gewesen wäre. Aber Nachweinen bringt nichts, ich habe alles versucht, aber es ist nicht mehr gegangen."
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