Vincent Kriechmayr ist nach Michael Walchhofer 2003 in St. Moritz der erste ÖSV-Abfahrtsweltmeister seit 18 Jahren. Walchhofer gibt für ÖSTERREICH ein Gastkommentar.
Vincent Kriechmayr hat wie ich damals in St. Moritz einen perfekten WM-Tag erwischt. Mit Startnummer 1 auf einer Strecke, die vor dieser WM keiner kannte, musst du einfach völlig überzeugt sein von dem, was zu tun ist. Nach Super-G-Gold hat Vinc alles perfekt für sich genützt. Bei so einer schwierigen Abfahrt laufen die Funkgeräte heiß - Vincent hat seinen Lauf durchgezogen, der Rest war ihm egal. Er ist oben und im technisch schwierigen Mittelteil so gut gefahren, dass ihn keiner mehr einholen konnte. Die perfekte Linie gab es auf dieser schwierigen Abfahrt sowieso nicht.
Es gibt schönere Abfahrten, aber als TV-Zuschauer hat mir das Rennen gestern sehr gut gefallen. Unglaublich spannend, perfekt für Überraschungen, die wir ja mit Sanders Silbermedaille erlebt haben. Übrigens mit meinem ehemaligen Trainer im Hintergrund - Andreas Evers hatte auch an Baumanns Super-G-Medaille einen nicht zu unterschätzenden Anteil.
Krönung für einen Speedfahrer
Mit Kriechmayr hat der Beste gewonnen. Natürlich wird der WM-Titel einiges bei ihm ändern, ähnlich wie bei mir vor 18 Jahren. Auch ich hatte damals den Speed. Was mir gefehlt hat war die Konstanz, die Routine, einen Top-Lauf nach dem anderen runter zu fahren. Ich hatte Vinc eigentlich schon im Vorjahr den ganz großen Durchbruch zugetraut. Aber dieser Schritt ist ihm erst heuer gelungen.
Mit dem Skiwechsel im Sommer hat er offenbar auch alles richtig gemacht. Es ist natürlich große Klasse, wenn du in der Abfahrt und im Super-G im Weltcup vorne mitfährst und dann bei der WM Gold holst. Besser geht's nicht für einen Speedfahrer.
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Mit 29 Jahren hat Vinc das perfekte Alter für einen Abfahrer. Um sein Potenzial auszuschöpfen, sollte er auch das Riesentorlauf-Training forcieren. Ich traue ihm zu, dass er auch da eine Top-30-Startnummer erarbeitet. Das hat er definitiv drauf. Damit könnte er dann noch konstanter werden. Das bringt ihm auch im Super-G was, und damit wäre er auch ein Kandidat im Gesamtweltcup. Aber das ist dann wieder ein anderes Thema - da kommt es auch sehr auf die Mitstreiter an.