Völlig überraschend hat der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer am Donnerstag in Bormio seinen Rücktritt vom alpinen Skisport erklärt. Das sind seine Gründe
Der 32-Jährige hatte sich am Mittwoch mit offiziell Magen-Darm-Problemen von der Abfahrt abgemeldet, am Tag danach gab er nach der Pistenbesichtigung vor dem Super-G sein Karriereende bekannt. "Ich habe heute meine letzte Besichtigung gemacht und das reicht mir. Ich habe nicht mehr so den Biss", sagte Mayer.
"Zeit ist gekommen"
"Ich habe die letzten Tage ein bisschen nachgedacht und muss sagen: Für mich ist die Zeit gekommen, dass ich zurücktrete aus dem alpinen Ski-Weltcup. Es war letztes Jahr eine gewaltige Saison mit der dritten Goldmedaille. Ich bin heuer gut reingestartet, ich bin zufrieden, aber es reicht einfach", betonte Mayer während einer ORF-Liveschalte in der ZIB 9:00. "Der Sport ist etwas extrem Gutes, auf jeden Fall etwas Wichtiges für die Menschheit - so soll es weitergehen, aber für mich ist es okay."
Die schlichte Verlautbarung im Früh-TV mutete unorthodox an, passte aber zu den gewohnt schnörkellosen Medien-Auftritten des Kärntners. "Ich will nicht sagen, dass das jetzt ein großer Entschluss war. Ich habe mir immer schon ein bisserl gedacht, dass ich es spontan machen könnte. Heute hat der Zeitpunkt ganz gut gepasst", erklärte er in einem darauffolgenden Ö3-Interview.
"Es reicht mir einfach"
Er höre auf sein Gefühl, betonte der elffache Weltcupsieger, der vor allem durch seine drei Olympia-"Goldenen" tief in Österreichs Skigeschichte verankert bleiben wird. "Ich habe den Skisport irrsinnig geliebt, ich habe es gern gemacht, bin aber jetzt zufrieden, dass es so ist." Körperliche Beschwerden habe er nicht, betonte der 32-Jährige. "Ich bin topfit, natürlich könnte ich noch lange weiterfahren, aber es reicht mir einfach."
Bei einem ersten, kleinen Blick zurück auf seine Bilderbuch-Karriere, meinte Mayer: "Die letzten zehn Jahre waren natürlich sehr speziell, das ist ganz klar - die Olympiasiege, die Weltcuprennen. Aber mit dem Team unterwegs sein, im Mannschaftsgefüge zu leben, die Menschlichkeit, die da einfach drinnen war, das war unglaublich. Das hat mich sehr gefreut, jetzt freue ich mich aber auf die Zukunft."
Überraschende Wende
Noch vor wenigen Wochen hatte er von Rücktrittsgedanken nach Olympia-Gold in Peking 2022 gesprochen. Er habe diese aber wieder verworfen. Denn "das Feuer brennt nach wie vor sehr", hatte Mayer damals angefügt. "Ich könnte es mir nicht vorstellen, dass ich daheim sitze und mir das vorm Fernseher anschaue. Mir taugt es, dass ich da bin und ich freue mich auf das Wochenende".
Umso überraschender kam nun der Rücktritt. Und der alpine Abfahrtssport verliert nach Beat Feuz binnen weniger Tage einen zweiten Superstar. Der Schweizer hört nach den Kitzbühel-Rennen im Jänner auf.
Laut Mayers Erklärung ließ er bis zuletzt auch seine Familie sowie den Verband samt Teamkollegen im Unklaren über die Entscheidung. "Ich habe eigentlich noch keinem was gesagt gehabt, also ich bin runtergefahren, es sind alle bei der Besichtigung. Ich habe jetzt meinen Rücktritt bekannt gegeben, mir reicht's!"