Junges ÖSV-Team greift in Kitzbühel an

Streif-Neulinge zeigen keine Furcht

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Vom Europacup in den Ski-Weltcup ist es ein großer Sprung, für viele Speedfahrer aber ein heiß ersehnter: weil die Pisten steiler, eisiger und technisch anspruchsvoller sind.

Österreichs Neulinge auf der Kitzbühler Streif gingen im Training unerschrocken aus dem Starthaus. "So schlimm war es nicht", sagte etwa Julian Schütter, der einen Fixplatz in den Hahnenkammabfahrten hat und Teil des gerade neu entstehenden ÖSV-Abfahrtsteams ist. Zu den Routiniers Otmar Striedinger, Daniel Hemetsberger und Vincent Kriechmayr, die in dieser Reihenfolge 1991 geboren und jeweils 31 Jahre alt sind, kommt mit bereits drei Jahren Erfahrung im Weltcup Stefan Babinsky (26 Jahre). Julian Schütter (24) hat in diesem Winter neun Weltcupeinsätze gesammelt, Andreas Ploier (25) drei, für Manuel Traninger (24), Stefan Rieser (24) und Felix Hacker (23) wäre ein Kitz-Rennen das Debüt. Die Aufstellung wird nach dem zweiten Training am Donnerstag bekanntgegeben.

Mit "blöden Sprüchen", wie er sie noch gehört hat vor seiner ersten Streif-Fahrt, hielt sich Kriechmayr gegenüber den jungen Kollegen zurück. "Ein paar haben im Europacup richtig gute Leistungen gezeigt, die können schon supergut Skifahren. Die Erfahrung da runter ist, wenn man die Überzeugung hat, nicht so entscheidend." An sein erstes Mal auf der Streif erinnert sich der Oberösterreicher noch ganz genau. "Ich hatte die Hose voll. Vor der Mausefalle habe ich so abgebremst, dass ich fast nicht drübergekommen bin. Ich war, glaube ich, sechs Sekunden hinten, hatte aber solche Glücksgefühle, als wenn ich gewonnen hätte."

Vielleicht war es der guten Präparierung der Streif geschuldet, dass sich die junge Riege am Dienstag im Ziel unerschrocken zeigte. "Es ist ein guter Tag, ich bin gesund, ich bin die Streif runterfahren, ich kann tun, was ich gern tu'. Bei der Besichtigung hat es schlimmer ausgeschaut, da bekommst du Respekt. Dann fährst du runter und denkst dir, so schlimm war es nicht", berichtete Schütter, der in seiner ersten Weltcupsaison bereits fünfmal gepunktet hat.

Rieser mit viel Selbstvertrauen

Anders als Schütter holte sich Ploier Tipps bei seinem Freund und Zimmerkollegen Hemetsberger. "Ich weiß, wie er sich fühlt, ich glaube, dass ich ihm Sicherheit geben konnte, und ich hoffe, dass ich ihn unterstützen kann", sagte der Vorjahresdritte von Kitzbühel. Der nähere Landsmann bestätigte, dass ihm das die Nervosität genommen habe. "Ich hatte mit den Infos ein sehr gutes Bild und bin gut vorbereitet reingegangen", berichtete Ploier. Aber allein die Streif runterzufahren, mache aus einem noch keinen Abfahrer, beantwortete der 17. von Bormio eine entsprechende Frage. "Man muss schon schnell sein auch."

Als Sieger der vergangenen zwei Europupabfahrten reiste Rieser in die Gamststadt an, wo er auch im Vorjahr schon im Training mit dabei war. "Länge, Geschwindigkeit, Sprünge. Es ist im Weltcup alles mehr. Ich habe aber immer mein gleiches Ritual am Start. Der Kopf checkt das nicht, ob da Kitzbühel oder ein anderes Rennen ist", berichtete der Salzburger, dessen Saisonziel ein im Europacup herausgefahrener fixer Startplatz für die nächste Weltcupsaison ist. "Kitzbühel ist schon vollgeil zwischendurch. Kitzbühel ist der Traum von jedem Speedler", sagte der Junioren-Weltmeister von 2020 im Super-G.

Aus dem Europacup kennt Traninger die Streif, allerdings wird da auf verkürzter Strecke gefahren. "Am Start war die Anspannung da, während dem Fahren habe ich gemerkt, dass es - unter Anführungsstrichen - gar nicht so schlimm ist. Es war lässig und cool zu fahren." Nach zwei Kreuzbandverletzungen sieht sich der Jugend-Olympiasieger von 2016 wieder auf einem guten Weg, das Vertrauen komme zurück. Da sei ein gutes Teamgefüge, wie er es vorfinde, natürlich hilfreich. "Die Routinierteren helfen uns gern weiter. Wir schauen, dass wir gemeinsam schnell Ski fahren. Es ist natürlich ein Einzelsport, aber es gehören mehrere Personen dazu, um erfolgreich zu sein."

Striedinger gibt den Jungen Rat

Nach seiner ersten Streif-Erfahrung befand Hacker, dass es "lustig zu fahren" gewesen sei. "Es ist eine der brutalsten Strecke, aber wenn du einmal runter bist, hast die Angst überwunden. Ich habe es nicht so arg gefunden. Aber bei der Hausbergkante brennen die Hax'n schon."

Der Kärntner zeigte Ende Dezember im Bormio als Neunter im ersten Training auf, als Vorläufer der Abfahrt riss er eine "Brezn". Beides sei eine coole Erfahrung und insgesamt sei es eine arge Woche gewesen. Verglichen mit der Streif seien die oftmals auf nicht so gut hergerichteter Piste und leichterem Gelände durchgeführten Europacupabfahrten "Micky Mouse". Das Technische, Eisige komme ihm aber entgegen. "Im Weltcup taugt es mir besser, aber das ist schon ein Riesensprung."

Team-Oldie Striedinger ließ die Jungen wissen, dass er ihnen immer mit Rat zur Seite stehen werde. "Wir wollen als Team auftreten, uns um die Jungen kümmern, die skifahrerisch ziemlich gut sind und ihren Weg schon machen. Sie sind jung und motiviert, wir wollen sie mitreißen, dass eine Gruppendynamik entsteht. Dass wir als Team wieder größer und besser werden, da kann jeder profitieren."

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