ÖSV-Superstar holt sich mit einer Mega-Aufholjagd den Slalom-Erfolg.
Der Salzburger Marcel Hirscher hat seine Ausnahmestellung im alpinen Ski-Weltcup am Sonntag eindrucksvoll bewiesen. Eine Woche nach seinem "Comeback"-Sieg im Riesentorlauf von Beaver Creek entschied er auch den Slalom von Val d'Isère für sich. Damit hat er nicht einmal vier Monate nach seinem Knöchelbruch von vier bestrittenen Rennen zwei gewonnen. Hirscher hält nun bei 47 Weltcup-Erfolgen.
Bei wegen dichten Schneefalls schwierigen Bedingungen war der sechsfache Gesamtweltcup-Sieger im ersten Lauf auf Platz acht gekommen, 55/100 Sekunden betrug sein Rückstand auf den führenden Italiener Stefano Gross. Seinem Angriff im Finaldurchgang nach einer Materialanpassung war dann aber niemand mehr gewachsen. Vorjahressieger Henrik Kristoffersen wurde 39/100 zurück Zweiter, der Schwede Andre Myhrer eine weitere Hundertstel dahinter Dritter.
Nach dem ersten Lauf war Hirscher zu keiner Wortspende gegenüber dem ORF bereit. "Das ist viel Raunzerei im Nachhinein, aber es hat sich wirklich nicht gut angefühlt im ersten", meinte der nun 21-fache Sieger in Weltcup-Spezialslaloms. "Im zweiten habe ich wieder etwas Neues (bei der Materialabstimmung, Anm.) probiert. Im Moment teste ich mehr im Rennen als im Training."
Aufgrund der in dieser Saison allgemeinen Materialänderung im Riesentorlauf hatte Hirscher seinen Fokus in den vergangenen Wochen mehr auf diese Disziplin gerichtet. Auch deswegen ist sein nunmehriger Erfolg nach Slalomplatz 17 Mitte November in Levi für die Konkurrenz fast schon erschreckend. Die Erfahrung vom ersten Lauf reichte Hirscher, um den Schalter so richtig umzulegen. "Der zweite war voll am Limit, das geht nicht immer auf. Ich bin ein bisschen sprachlos."
Kristoffersen huldigt seinem Rivalen
Österreichs aktueller und insgesamt vierfacher "Sportler des Jahres" sah sich vom Skifahrerischen weit, aber nicht von der Entspanntheit und Lockerheit. "Das wird sich in den nächsten Rennen noch stabilisieren. Wenn es so gut geht, ist es aber echt Jammern auf hohem Niveau." Kristoffersen war in der Entscheidung drei Nummern hinter Hirscher gekommen und wusste da schon, was es geschlagen hat. "Ich habe Marcel am Start gesehen, und er war unglaublich schnell."
Der Norsker zog den Hut vor seinem langjährigen Konkurrenten - "Chapeau!" -, in den vergangenen beiden Jahren hatte er den Torlauf im französischen Ski-Ort für sich entschieden. Diesmal sah er aber zu viele Fehler in seiner Leistung. "Ich bin sehr am Limit gefahren, ich bin sehr zufrieden." Platz zwei reichte dem 23-Jährigen, um die Führung im Gesamt- und Spezial-Weltcup jeweils vor Hirscher zu übernehmen. Gesamt fehlen dem ÖSV-Star nur noch elf Punkte auf die Führung.
Zweitbester Österreicher wurde nach Halbzeitrang zwei Michael Matt als Vierter, 15/100 hinter Platz drei. "Es war extrem schwierig. Die Brille war gleich angelaufen", bezog sich der Tiroler auf den dichten Schneefall. "Ich habe nicht vor dem Tor so gepusht, wie es sein sollte. Deswegen habe ich wieder einen Fehler drin gehabt. Im ersten Lauf einen Fehler, dann wieder. Insofern passt es."
Feller: "Das ist nicht so förderlich"
Mit Marco Schwarz als Ex-aequo-Neuntem (+1,16) kam ein weiterer ÖSV-Läufer in die Top Ten. Dabei war der Kärntner zur Halbzeit nur 28. gewesen, legte dann aber eine klare Laufbestzeit hin. "Es war schwierig mit der Sicht. Aber der Lauf war gut, das war sehr gute Schadensbegrenzung", meinte Schwarz. Lediglich 2/100 dahinter wurde Christian Hirschbühl guter Elfter (1,18), zehn Punkte gab es für Marc Digruber als 21. (2,45).
Manuel Feller schied hingegen wie schon in Levi aus, und das im ersten Lauf mit Bestmarke bei beiden Zwischenzeiten. "Zwei Nuller hintereinander, jetzt bin ich in den 15 auch nicht mehr drin", sah er das Rausfallen aus den Top 15 der Startliste voraus. "Ein Nuller nach dem anderen ist im Slalom nicht so förderlich für das Selbstvertrauen." Zurückhalten will er sich deswegen aber nicht: "Ich glaube, ich muss ins nächste Rennen trotzdem wieder gleich reingehen."
Mit seinem 47. Weltcupsieg ließ Hirscher im ewigen Ranking im Herren-Weltcup den für Luxemburg gestarteten Vorarlberger Marc Girardelli um einen Erfolg hinter sich, ist nun alleiniger Vierter. In der Wertung für Damen und Herren liegt der "Europäische Sportler des Jahres 2017" nun alleinig auf Platz sieben, drei Erfolge trennen ihn noch von Italiens Ski-Ikone Alberto Tomba. Hermann Maier als Österreichs erfolgreichster männlicher Skifahrer ist noch sieben Siege von ihm entfernt.