Als Felix Gottwald im Winter 2001/02 in die Titelverteidigung im Weltcup der Nordischen Kombinierer gegangen ist, war Johannes Lamparter eben erst zur Welt gekommen.
22 Jahre nach dem Gottwald-Triumph wurde der Tiroler nun zum nächsten bzw. insgesamt erst dritten Österreicher mit dem Gewinn der großen Kristallkugel. Eine steile, aber noch immer junge Karriere erreichte damit an diesem Wochenende einen weiteren von schon vielen Höhepunkten - für Lamparter den bisher größten.
Denn die Nummer eins über eine gesamte Saison zu sein, stellt der erst 21-Jährige über einen Tages-Triumph bei einem Großereignis. Trotz seiner Jugend hat Lamparter da den direkten Vergleich, erst 19-Jährig hatte er sich vor zwei Jahren in Oberstdorf zum Weltmeister im Großschanzen-Bewerb gekürt. Dazu war er im Allgäu zu WM-Gold mit seinem engeren Landsmann Lukas Greiderer im Teamsprint sowie Team-Bronze gekommen. Heuer legte er in Planica trotz suboptimalem Start mit dreimal WM-Bronze nach.
"Richtig stolz" auf Seefeld-Triple
Richtig viel wert ist für den zielstrebigen Sportler aber der Gewinn des Seefeld-Triples. "Darauf bin ich richtig stolz, das hat für mich am meisten Bedeutung", ließ Lamparter die APA - Austria Presse Agentur wissen. "Da bin ich mit richtig viel Druck umgegangen und habe performen können." Noch davor hatte er in Klingenthal zwei Bewerbe an einem Tag gewonnen, und dabei auch Über-Kombinierer Jarl Magnus Riiber besiegt. "Da hat man gesehen, dass er schlagbar ist."
Den Norweger löst Lamparter nun als Gesamtweltcupsieger ab, nachdem Riiber viermal in Folge gewonnen hat. Der hat nach einem krankheits- und dadurch formbedingten Jänner-Tief alles auf die WM-Karte gesetzt, wurde da mit viermal Gold maximal entlohnt, ließ den Weltcup aber dafür sausen. Lamparter ist sich bewusst, dass in der kommenden WM-Zwischensaison wieder viel mehr mit dem Norsker zu rechnen sein wird. Lamparter: "Ich werde schauen, dass ich die Lücke schließe."
Kometenhafter Saisonstart
Der Österreicher ist freilich vier Jahre jünger als Riiber und exakt in dem Alter, in dem der große Rivale seinen ersten Gesamtweltcup geholt hat. Lamparter weiß, wo er ansetzen muss, um seinen Titel im nächsten Jahr erfolgreich zu verteidigen: "Da geht einiges übers Skispringen. Es gibt auch andere Leute, die sind besser im Springen und Leute, die sind besser im Langlaufen als ich. Da heißt es, sich weiterzuentwickeln. Aber ich habe noch Zeit genug in meiner Karriere."
Kometenhaft hatte diese in der Elite in der vorvergangenen Saison begonnen. Als Junioren-Weltmeister nach Oberstdorf gekommen, räumte er da ab und war in der corona-bedingten Absenz bzw. Schwächung Riibers vor einem Jahr auch bei Olympia in Peking favorisiert. Zu einer Medaille reichte es dann knapp nicht, im Weltcup unterlag der ÖSV-Jungstar im letzten Saisonbewerb Riiber quasi im Zielsprint im Duell um die Kugel, nun hat er sie aber in Händen.
Viel hat zu Beginn des Winters aber nicht darauf hingedeutet, nach fünf Konkurrenzen hatte Lamparter bereits mehr als 300 Punkte Rückstand auf die Spitze gehabt. Nach dem schlechten Start sei er dann aber ab Jänner richtig konstant gewesen. "Das ist schon das, was es ausmacht, wenn man dann Punkte sammelt. Das war das, was mich am meisten stolz macht. Ich habe im Langlauf oft das Tempo gestaltet, das war eine richtige Stärke. Und ich habe auf der Schanze schon richtig aufzeigen können."
Vielseitiges Talent
Lamparter war als Kind durch seinen Cousin zunächst zum Skispringen gekommen, der damals in Absam vermittelnde Coach war Andreas Felder. Lamparter blieb dabei und nahm bald den Langlauf dazu. Die Schnellkraft des Springens und die für den Langlauf nötige Ausdauer ergeben für ihn der Kombination genau die Würze. Er findet seinen Ausgleich in der Familie, aber auch in vielen sozialen Aktivitäten in seinem engsten heimatlichen Umfeld.
Die Musik und das Schuhplatteln haben einen wichtigen Teil von Lamparters Jugend eingenommen, auch beim Faschingsbrauch der Rumer Muller macht er mit. Sein zweites sportliches Steckenpferd war das Gewichtheben, da brachte es Lamparter bis zum U17-Vize-Staatsmeister. Nun hat er es als Kombinierer schon auf eine zweistellige Anzahl von Weltcup-Siegen gebracht. "Das sind Erfolge, die ich mir nur erträumen habe können. Wenn man das dann erreicht hat, ist es sicher eine Genugtuung ohne Ende."