Rätoromanisches "Nationalteam" im Langlauf-Sprint

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Dass die Rätoromanen ein eigenes Nationalteam bilden, wie es etwa die Katalanen im Fußball vorexerzieren, steht nicht zur Diskussion. Doch bei den Winterspielen in Vancouver sind sie stolz auf ihre Erfolge im Zeichen des Schweizerkreuzes. Aushängeschild ist Skilangläufer Dario Cologna, der am Montag im Team-Sprint in Whistler in einem rein rätoromanischen Team mit Eligius Tambornino antritt.

Nach Gold im 15-km-Bewerb kämpft Cologna um seine zweite Medaille. Die Rätoromanen stellen in ihrem Kerngebiet nur etwa ein halbes Prozent der Gesamtbevölkerung, im Olympia-Team der Eidgenossen gehören jedoch 13 Aktive, das sind fast zehn Prozent, dieser ethnischen Minderheit an. Rund 30.000 Rätoromanen leben im Kanton Graubünden in Surselva, dem Unterengadin und dem Münstertal (Val Müstair/Grenze zum Südtiroler Vinschgau), aus dem Cologna stammt. Insgesamt etwa 60.000 Personen bekennen sich heute zu dieser Sprachgruppe, neben deutsch, französisch und italienisch eine von vier anerkannten Nationalsprachen in der Schweiz.

Cologna, der Gewinner von Gesamtweltcup und Tour de Ski 2008/09, ist der erste rätoromanische Olympiasieger in einem Einzelsport. Der Erfolg des Doppel-Staatsbürgers - seine Mutter stammt aus Südtirol - hat in seiner engeren Heimat kollektiven Jubel ausgelöst. In seinem Geburtsort Sta. Maria war am Tag nach dem 15-km-Sieg schulfrei, an vielen Häusern hingen Transparente mit Aufschriften wie "Bravo Dario, grandius" oder "Gratulesch".

Die Schweizer Langlauf-Staffel, betreut vom Norweger Fredrik Aukland, wird am Mittwoch durch Cologna, Curdis Perl und Toni Livers übrigens zu drei Viertel mit Rätoromanen besetzt sein. Und auch sie zählt zum großen Kreis der Medaillenanwärter.

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