Die Organisatoren der Winterspiele sind über die Berichte verärgert.
Vancouver erlebt seinen mildesten Spätwinter seit 114 Jahren, aber die Olympia-Macher müssen sich warm anziehen. Die Serie der Pannen, Missgeschicke und Fehler will einfach nicht abreißen - und damit auch nicht die Kritik. Der britische "Guardian" glaubt schon jetzt, dass Vancouver 2010 den Titel der "bisher schlechtesten Spiele" verdient hat. Auch bei den kanadischen Medien genießen die Organisatoren kaum einen Heimvorteil. "Wieder ein PR-Desaster", schrieb die "Montreal Gazette", nachdem 28.000 Fans wegen aufgeweichter und rutschiger Böden von den Snowboard-Wettbewerben ausgesperrt worden waren.
Mehrere Pannen
Und das waren noch längst nicht alle Neuigkeiten
von der Debakel-Front. Gleich drei Eismaschinen fielen in der
Eisschnelllauf-Arena aus, beim Biathlon gab es irritierende Start-Fehler,
und ein Wasserhahn, der plötzlich verrückt spielte, machte die Rennrodelbahn
nass. "Das ist doch beschämend", sagte Norbert Baier vom Internationalen
Biathlon-Verband (IBU). "Warum diese Inkompetenz?" Auch die Diskussion über
das olympische Feuer hinter einem heruntergekommenen Maschendrahtzaun, wie
es ein kanadischer Reporter formulierte, will einfach nicht verstummen -
auch wenn die Veranstalter glauben, dass sie eine gute Lösung gefunden haben.
Irritation und Verärgerung
Die örtlichen Organisatoren und
auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) sind zunehmend irritiert
und verärgert über die Kritik und machen "gelangweilte" Journalisten
verantwortlich. "Es ist wohl nicht genug los für Euch, Leute", schimpfte
IOC-Mitglied Richard Pound. "Zu sagen, dass die Olympischen Spiele schlecht
organisiert sind, ist schlicht töricht." Auch VANOC-Chef John Furlong hat
allmählich genug. "Alles läuft gut", sagte er. "Die Stimmung ist ziemlich
euphorisch. Wir hatten Kleinigkeiten hier und da, um die wir uns kümmern
mussten. Aber wenn man das Gesamtbild sieht, haben die Athleten hier ein
fantastisches Erlebnis."
Furlong findet vieles, was er in den Medien liest, "nicht richtig und fair". Aber das ändert nichts daran, dass Olympia 2010 schon seinen Namen weg hat: "Glitch Games", die Pannen-Spiele - und das zusätzlich zu dem dauerhaften Schatten, den der Unfalltod auf der Rodelbahn hinterlassen hat. Neben dieser Tragödie verblassen alle anderen Fehler und Missgeschicke, aber die Medien lassen gleichwohl nicht locker. Da gab es den Computerfehler bei der Eröffnungsfeier, der die Skulptur mit dem olympischen Feuer drei- statt vierbeinig machte, dann das leidige Transportproblem. Und immer wieder schlug das Wetter Kapriolen, zwang zu Wettkampf-Verschiebungen.
Von Desaster zur Katastrophe
"Nichts scheint richtig zu laufen",
schrieb die Londoner "Times" und war überzeugt davon, dass die Sommerspiele
in der englischen Metropole 2012 "nicht schlechter werden können als die in
Vancouver". Der "Guardian" sah die Spiele "auf einem Abfahrtslauf vom
Desaster zur Katastrophe". Pound reagierte verärgert. Bei allen Spielen gebe
es Probleme, sagte der Kanadier, und im Vergleich zu Lake Placid (1980) oder
Turin (2006) laufe die Arbeit des VANOC wie geschmiert. "Ihr hättet mal in
Lake Placid sein sollen. Danach hat in Olympia-Kreisen lange der Witz
kursiert: Wenn etwas vermasselt wird, dann ist es in Lake Placid organisiert
worden."
Aber das tröstet die Ausrichter in Vancouver wenig. Der Ruf scheint angeschlagen, und so etwas lässt sich bekanntlich nur schwer ändern. Schon sprach eine britische Zeitung von einem Fluch, der über den Spielen liege. Da hilft auch das bunte Fan-Treiben auf den Straßen wenig, eine Olympia-Partystimmung, die, so sieht es aus, ganz Vancouver erfasst hat. Davon, beklagte jedoch Furlong, "redet aber kaum einer".