Sotschi

Terror-Alarm bei Olympia

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Olympia in Alarmbereitschaft. 50.000 Polizisten machen aus Sotschi ein Sport-Gefängnis.

Morgen startet das Sport-Event des Jahres – Olympia 2014. Doch einen Tag davor kennt Sotschi nur ein Thema: Zwei österreichische Athletinnen wurden mit Entführung bedroht. Der Brief des irren Terroristen mit der Drohung gegen Bernadette Schild und Janine Flock versetzt die internationale Sportwelt in Aufregung – sogar der US-TV-Sender CNN berichtete.

Überall Kontrollen
Die Verunsicherung hat die Sicherheitsaufrüstung hier in Sotschi noch potenziert. Fazit: Jetzt gleicht die Olympia-Stadt einer Festung. An jeder Straßenkreuzung steht Polizei, an jedem Bahnhof (!) werden Sicherheitschecks wie auf dem Flughafen durchgeführt und permanent kreisen Helikopter über der Region. 50.000 Sicherheitskräfte haben Stellung bezogen, um die Spiele nahe der Krisenregion am Kaukasus ohne Zwischenfälle über die Bühne zu bringen.

Spürhunde
Wir Journalisten sind akkreditiert, aber unsere Laptops und Kameras werden täglich mehrmals begutachtet, unser Auto von Spürhunden auf Bomben untersucht. Das Zusatzproblem: Fast niemand spricht gut Englisch. Taucht ein Problem auf, ist man schnell am Ende der Diskussion – auch wenn alle höflich sind. Die Hoffnung: Mit so viel Sicherheit sollte wirklich nichts passieren. Die Kehrseite: Das sportliche Olympia-Fieber ist bei so viel Uniform noch nicht richtig entflammt. Abwarten …

Flocks 1. Auftritt nach Terror-Brief
Betont locker und mit einem kämpferischen Lächeln auf den Lippen. So erschien Österreichs Skeleton-Medaillenhoffnung Janine Flock gestern um 16 Uhr zum ersten Olympia-Training in Sanki Sliding Centre in Krasnaja Poljana – und absolvierte damit ihren ersten Auftritt nach dem irren Drohbrief.
Ihr Statement im ÖSTERREICH-Talk: „Ich habe nach wie vor keine Angst. Von dem Drohbrief habe ich selbst erst im Flugzeug erfahren. Jetzt will ich mich ausschließlich auf den Sport konzentrieren. Ich vertraue auf die Maßnahmen des ÖOC und des Ministeriums.“
Sicherheit. Flock fühlt sich jedenfalls sicher – in Sotschi und auch in ihrem Team: „Ich muss sagen, das ÖOC schirmt mich ganz gut ab. Ich fühle mich da auch ­sicher“, betonte sie gegenüber den anwesenden Journalisten.
Freund. Dass ihr Freund, der Skeleton-Athlet Matthias Guggenberger, gestern ebenfalls im Eiskanal von Sotschi trainierte, gebe ihr zusätzlich Stärke, deutete die Sportlerin an.
Auch Cheftrainer Martin Rettl betonte in Sotschi, dass man sich von der Causa Drohbrief nicht aus der Ruhe bringen lassen wolle. Im Gegenteil: „Wir werden uns die Spiele nicht versauen lassen.“
Brief. Der Drohbrief gegen Bernadette Schild und Janine Flock sorgt seit Dienstag für Wirbel – aber nicht nur wegen des brisanten Inhalts. Das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) will auch unbedingt herausfinden, wer die Informationen an die Medien weitergab.

Cobra-Chef Bernhard Treibenreif
ÖSTERREICH: Herr Treibenreif, Sie sind Chef der Cobra. Was haben Ihre beiden Männer in Sotschi nach dem Drohbrief gemacht?
Bernhard Treibenreif: Natürlich wurden die russischen Behörden sofort darüber informiert, denn es ist klar: Für die Sicherheit in Russland sind die Russen zuständig.

ÖSTERREICH: Was erwarten Sie jetzt von den russischen Behörden?
Bernhard Treibenreif: Dass jetzt verstärkt das Augenmerk auf unsere Sportler gelenkt werden muss.

ÖSTERREICH: Und was machen Ihre beiden Cobra-Männer in Sotschi konkret?
Bernhard Treibenreif: Sie sind in erster Linie Ansprechpartner für russische Behörden. So war und ist der Einsatz geplant.

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