US-Skistar Shiffrin verzichtet auf eine Medaillenchance.
Im Hirscher-Stil hat Mikaela Shiffrin bei den Winterspielen in Pyeongchang ihre Mehrfach-Gold-Mission mit dem Sieg im Riesentorlauf begonnen, ihre Schultern leicht und den Kopf freigemacht. "Jetzt ist klar, dass ich von diesen Spielen nicht ohne Gold nach Hause fahren werde," zeigte sich die junge Amerikanerin einen Tag vor dem Slalom erleichtert. Auf den Super-G am Samstag verzichtet sie aber.
Damit beendete Shiffrin gleichzeitig alle Diskussionen über die Möglichkeit, als erste Skirennfahrerin bei Olympia überhaupt fünf Medaillen gewinnen zu können. Ursprünglich hatte die 22-Jährige vorgehabt, in allen Einzelbewerben anzutreten.
"Sie braucht einen freien Tag"
Dies wird wegen der vielen Verschiebungen und des nun dicht gedrängten Programms laut ihrer Mutter aber nicht passieren. "Das würde bedeuten, dass sie sechs Tage in Folge Rennen fahren oder trainieren würde. Sie braucht einen freien Tag", erklärte Eileen Shiffrin, die auch dem US-Trainerteam angehört.
Drei Rennen an drei Tagen sind also selbst für eine Ausnahmefahrerin wie Shiffrin zu viel. Sie wird deshalb nach dem Slalom einen Tag pausieren und dann mit Abfahrt und Kombination weitermachen.
Während die Mitfavoritinnen Viktoria Rebensburg (4.) und Tessa Worley (7.) am Donnerstag leer ausgingen, fügte Shiffrin ihrer ohnehin schon großartigen Erfolgsbilanz (41 Weltcupsiege) ein weiteres Gold hinzu. Im Slalom ist sie seit 2013 bei Titelkämpfen unbesiegt, jetzt ist die designierte zweifache Weltcup-Gesamtsiegerin erstmals auch Olympiasiegerin im Riesentorlauf. Es war ein Auftakt, der viel verspricht.
Schon am Freitag will Shiffrin auf dem gleichen Hang in Yongpyong im Slalom ihre großartige Bilanz ausbauen und ihr drittes Olympiagold holen. "Sie ist mental einfach die Beste. Sie arbeitet so hart und sie kann sich hundertprozentig konzentrieren", kam bei der Gewinner-Pressekonferenz Lob für Shiffrin auch von der drittplatzierten Italienerin Federica Brignone.
Dafür habe sie aber auch viele Zweifel besiegen müssen, gestand Shiffrin in Yongpyong. Sie wisse, dass sie mit ihrem besten Skifahren einen Riesentorlauf gewinnen könne. "Aber es gibt 15 andere, bei denen das genauso ist."
Vor dem zweiten Durchgang habe sie deshalb wieder diese Selbstzweifel verspürt, sagte die Rennläuferin, die trotz aller Anspannung zwischen den Durchgängen oft ein Nickerchen macht und die Außenwelt mit Kopfhörern ausblendet. "Oft schlafe ich so tief, dass ich beim Aufwachen nicht mehr weiß, welcher Tag gerade ist."
"Es sind so viele Emotionen im Spiel"
Diesmal habe sie in der Lodge am Berg nur leicht genickt. "Ich wusste nicht, ob ich gut genug bin, die Aufgabe zu schaffen. Aber dann habe ich mir gesagt, versuche es einfach." Dank voller Attacke holte sie Gold. Im Ziel sank sie auf den Boden und weinte kurz. "Das Rennen hätte ja eigentlich schon drei Tage früher stattfinden sollen. Es sind so viele Emotionen im Spiel", erklärte sie die Erleichterung.
Niemand würde mehr von ihr erwarten als sie selbst, sagte Shiffrin. Deshalb hat sie bei Olympia ein spezielles Programm entwickelt, um sich abzulenken. "Ich bin seit zwei Wochen nicht auf Facebook oder Twitter. Dadurch kriege ich nicht viel mit, was gesagt und geschrieben wird." Außerdem verfolge sie die Spiele im koreanischen Fernsehen. "Da verstehe ich kein Wort, das hilft."
Im Slalom ist die junge Amerikanerin haushohe Favoritin. Die unmittelbare Vorbereitung darauf war durchaus stressig, stand doch am Abend noch die Medaillen-Zeremonie für den Riesentorlauf an.
Ob dies schon die Medaille gewesen sei, die sie am meisten wollte, wurde sie gefragt. "Das weiß ich nicht. Alleine überhaupt eine zu gewinnen, ist unglaublich."
Shiffrin kommt auch mit den Schneeverhältnissen in Korea sehr gut zurecht. Es ist nicht eisig, echt super zu fahren", hoffte sie auf ähnliche Bedingungen im Slalom.