Prostituierte packt aus

"Berlusconi gab mir 10.000 Euro für Sex"

Teilen

Bei Partys in seinen Villen wurden die Drogen per Privat-Jet eingeflogen.

Der neue Sexskandal, mit dem der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi (74) seit Tagen konfrontiert wird, zieht weitere Kreise. Die Polizei in Palermo befragte die Prostituierte Nadia M. im Zusammenhang mit Drogenermittlungen. Die 27-Jährige sagte aus, für zweimaligen Sex mit Berlusconi 10.000 Euro von ihm persönlich in einem Kuvert erhalten zu haben. Auch vom Minister für die öffentliche Verwaltung, Renato Brunetta (60), habe die als Gegenleistung für Sex Geld und Schmuck bekommen.

Drogen kamen per Privat-Jet
Die Frau berichtete weiter, dass bei Berlusconis Partys in Mailand und auf Sardinien auch Drogen konsumiert worden seien. Das "Gras" sei ihres Wissens mit dem Privat-Jet Berlusconis nach Sardinien gebracht worden. Sie habe den Ministerpräsidenten jedoch niemals Drogen nehmen sehen.

Brunetta gab zwar zu, die Frau zu kennen, stritt aber ab, mir ihr sexuelle Kontakte gehabt zu haben.

Berlusconi gegen Neuwahlen
Der öffentliche Skandal wegen seines Umgangs mit jungen - manchmal möglicherweise sogar minderjährigen - Frauen lässt Berlusconi offenkundig kalt. Den Misstrauensantrag, den die Opposition gegen ihn im Parlament einbringen will, scheint der Regierungschef nicht zu fürchten.

"Die Regierung hat eine Mehrheit im Parlament und wir werden bis zum Ende der Legislaturperiode weiter arbeiten. Das Negativste für Italien wäre jetzt eine Wahlkampagne, in der die Parteien aufeinander losgehen würden. Die Gefahr wäre eine hohe Stimmenenthaltung seitens der Wähler, die Recht damit hätten, den Urnengang zu boykottieren", kommentierte Berlusconi am Dienstag in Mailand. Vorgezogene Neuwahlen wären seiner Ansicht nach angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Phase ein Desaster.

Anti-Berlusconi-Front
Die Opposition erhöht allerdings den Druck auf Berlusconi. Oppositionschef Pierluigi Bersani bekräftigte am Dienstag seinen Appell an den Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, für eine heterogene Anti-Berlusconi-Front zu arbeiten, die den Premierminister stürzen und eine Übergangsregierung aufbauen könnte. "Italien steckt wegen der Mitte-Rechts-Koalition im Sumpf.

Sie muss dem Land erklären, warum sie Italien verraten und an den sozialen, wirtschaftlichen und moralischen Abgrund geführt hat", wetterte Bersani. Er appellierte auch an die mit Berlusconi alliierte Lega Nord und "an die verantwortungsbewussten Mitglieder der Berlusconi-Partei", dieser Regierung ein Ende zu setzen.  Die Rechtsfraktion von Fini erklärte, sie werde bei einer Tagung am kommenden Wochenende in Perugia über ihre weitere Strategie entscheiden.

Verdacht auf Amtsmissbrauch
Die Opposition fordert auch weiterhin Ermittlungen wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch durch Berlusconi, da dieser im Mai einem damals noch 17-jährigen Model die Haft wegen eines mutmaßlichen Diebstahls erspart hatte, indem er sich persönlich an den Mailänder Polizeichef wandte.

Die junge Frau marokkanischer Abstammung erklärte in einem Interview mit dem Magazin "Oggi", dass sie kurz nach ihrer Freilassung mit Berlusconi telefoniert habe. "Er sagte mir, er wolle mich nicht mehr sehen", betonte die junge Frau, die sich Ruby nennen lässt. Sie bestätigte, sie habe von Berlusconi zwar 7.000 Euro erhalten, aber nie eine intime Beziehung mit ihm gehabt. Sie kündigte an, am morgigen Donnerstag ihre Version der Geschichte in der TV-Politshow "Annozero" zu erzählen.

Berlusconi muss sich Parlament stellen
Die Sexaffäre, die dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi schwer zusetzt, wird bald auch im Parlament Konsequenzen haben. Die vom Ex-Premier Massimo D'Alema geführte parlamentarische Ausschuss für die Kontrolle der Geheimdienste hat Berlusconi aufgerufen, dem Ausschuss über Fragen rund um seine Sicherheit zu berichten. "Die Geheimdienste kümmern sich um die Sicherheit des Ministerpräsidenten, wir wollen dieses Thema vertiefen", sagte D'Alema am Mittwoch.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.