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Im Alter von 86 Jahren gestorben

Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi ist tot

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Der italienische Ex-Premier Silvio Berlusconi ist am Montag im Alter von 86 Jahren gestorben.  

Dies bestätigte Berlusconis Fernsehkonzern MFE.Der Medienunternehmer starb in der Mailänder San Raffaele-Klinik, in der er am Freitag wegen seiner chronischen Leukämie eingeliefert worden war.

Die Programme von Berlusconis TV-Kanale wurden unterbrochen, um den Tod des Medientycoons bekannt zu geben. Hunderte Journalisten, TV-Teams und Anhänger des Medienzaren versammelten sich vor der Klinik. Politiker aus allen Lagern kondolierten der Familie. "Wir verlieren einen großen Italiener", erklärte der Chef der rechten Lega Matteo Salvini. "Der Tod Berlusconis bedeutet das Ende einer Ära, für uns ist sein Ableben ein großer, enormer Schmerz", sagte Verteidigungsminister Guido Crosetto.

Opposition würdigte Berlusconis Rolle in der Politik

Auch die Opposition würdigte Berlusconis Rolle in der Politik. "Wir haben unterschiedliche Welten vertreten, doch wir waren nie Feinde", kommentierte der Ex-EU-Kommissionschef Romano Prodi. "Berlusconi hat die Geschichte unseres Landes geschrieben. Sein Tod betrifft uns alle", betonte der ehemalige Premier und früherer Chef der Demokratischen Partei (PD), Enrico Letta. Auch Berlusconis Fußballclub AC Monza trauert um den Medientycoon, der von 1986 bis 2017 auch Eigentümer des Erstligisten AC Milan war.

Erst am 19. Mai war Berlusconi nach 45 Tagen Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden, in dem er wegen einer Lungeninfektion behandelt worden war. Er hatte zwölf Tage auf der Intensivstation verbracht. Berlusconi ist Vorsitzender der mitregierenden Mitte-Rechts-Partei Forza Italia. Zwischen 1994 und 2011 war er vier Mal italienischer Regierungschef.

Tycoon und Premier prägte Italien jahrzehntelang 

Fernsehen, Frauen und Politik: Diese drei Begriffe umreißen die Lebensinhalte des Großunternehmers und Ex-Premiers Silvio Berlusconi, der am Montag im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Wie keine andere Persönlichkeit hat der Mailänder Medientycoon Italiens jüngere Geschichte beeinflusst. Trotz Justiz- und Gesundheitsproblemen war er seit Mitte der 1990er Jahre ein Fixstern in der italienischen Politik, zuletzt als Juniorpartner in der Regierung von Giorgia Meloni.

Mit starkem Griff hat der Großunternehmer und Medienzar seine 1994 gegründete liberal-konservative Partei Forza Italia geleitet, die die Regierung von Meloni unterstützt. Vier Regierungen hat Berlusconi zwischen 1994 und 2011 geführt, die Italiens politische Szene zutiefst geprägt haben. Nicht umsonst wird in Italien oft der Neologismus "Berlusconismo" verwendet. Der Begriff steht für eine moderne Form des Populismus im rechten politischen Spektrum.

Berlusconi begann seine Laufbahn als Staubsaugervertreter

Der 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten geborene Berlusconi begann seine Laufbahn als Staubsaugervertreter und Conferencier auf Kreuzfahrtschiffen. Mit 25 Jahren hatte er den Doktortitel der Rechtswissenschaften der Universität Mailand in der Tasche und eine Riesenkarriere im Sinn. Im Jahr 1961 stieg er in die Baubranche ein. Er erwarb mit teils undurchsichtigen Bankkrediten in der Peripherie der expandierenden lombardischen Wirtschaftsmetropole Grundstücke, auf denen er Wohnsiedlungen errichtete. In den folgenden Jahren ließ er ganze Stadtviertel entstehen.

Parallel dazu wurde Berlusconi in den 70er-Jahren in der Medienbranche aktiv. 1977 begann der "Cavaliere" - wie er sich als Träger des Verdienstordens "Ritter der Arbeit" nennen ließ - seine Karriere im Mediengeschäft. Nach und nach baute er sich ein Netz von privaten TV-Sendern auf, das bald mit Abstand zum größten seiner Art in Europa wurde. Dass er dabei von oft zwielichtigen Freundschaften in Politik und Finanzwelt profitiert habe, warf man ihm immer wieder vor. In den 1980er Jahren stieg der Unternehmer auch ins Fußballgeschäft ein. Er erwarb den krisengeschüttelten Fußballklub AC Milan, den er in wenigen Jahren zu einer der stärksten europäischen Mannschaften machte.

1993 begann der TV-Magnat seine politische Karriere

Im Herbst 1993 begann der TV-Magnat schließlich seine politische Karriere. Er verzichtete darauf, sich persönlich um seine Holding Fininvest zu kümmern, deren Eigentümer er aber blieb, und gründete die rechtskonservative Partei Forza Italia. Der Begriff stammt - bei Berlusconi kaum anders zu erwarten - aus dem Fußballjargon und bedeutet sinngemäß "Vorwärts Italien". 1994 gewann er die Parlaments-und Europawahlen an der Spitze einer Mitte-Rechts-Allianz. Als einzigem Premier in der republikanischen Geschichte des politisch instabilen Italiens gelang es Berlusconi, eine ganze fünfjährige Legislaturperiode im Amt zu bleiben.

Justizfragen überschatteten Berlusconis politische Karriere seit seinem Einstieg in die Politik. 2013 wurde er wegen Steuerbetrugs zu vier Jahren Haft verurteilt. Daraufhin musste er aus dem Parlament ausscheiden. Die Strafe wurde wegen einer Amnestie auf ein Jahr reduziert. Aufgrund seines hohen Alters leistete Berlusconi zehn Monate Sozialdienst in einem Altersheim als alternative Strafe zur Haft. Am Ende eines langwierigen Verfahrens wurde der TV-Tycoon 2020 in letzter Instanz von den Vorwürfen der Begünstigung von Prostitution Minderjähriger und des Amtsmissbrauchs freigesprochen.

"Bunga Bunga"-Abende mit vielen jungen Frauen 

Allerdings erhärtete sich später der Verdacht, dass er dem marokkanischen Callgirl Ruby ein Schweigegeld in Höhe von sieben Millionen Euro und Zeugen für ihr Schweigen Millionen gezahlt haben soll. Ruby ging als 17-Jährige ein und aus bei den inzwischen legendär gewordenen "Bunga Bunga"-Abenden mit vielen jungen Frauen in Berlusconis Mailänder Residenz. Wegen des Verdachts der Zeugenbestechung liefen mehrere Strafverfahren, die erst kürzlich mit einem Freispruch Berlusconis endeten.

In seinen letzten Lebensmonaten erlebte Berlusconi eine neue politische Jugend. Der vielfach politisch totgesagte Ex-Ministerpräsident kehrte nach den Parlamentswahlen im September als Senator im italienischen Parlament zurück. Als Chef der Koalitionspartei Forza Italia konnte er einige Minister in das Kabinett von Meloni hieven. Allerdings war er längst nicht mehr der strahlende Milliardär, der Wladimir Putin in seiner Villa auf Sardinien traf und die Welt mit seinen Sexaffären im Bann hielt. Im Senat wirkte Berlusconi oft hilflos, einsam und angeschlagen, ehe er Anfang April wegen Leukämie ins Mailänder San-Raffaele-Krankenhaus eingeliefert wurde und dort zwölf Tage auf der Intensivstation verbringen musste.

Nach 45 Tagen aus dem Spital entlassen worden

Als Berlusconi am 19. Mai nach 45 Tagen aus dem Spital entlassen wurde, signalisierte er neue Tatkraft und sprach davon, seine Partei neu strukturieren zu wollen. Diesen Plan konnte er aber nicht mehr umsetzen. Am Freitag kam er neuerlich ins Krankenhaus, zu Kontrolluntersuchungen, wie es zunächst hieß.

Berlusconi hinterlässt fünf Kinder aus zwei gescheiterten Ehen. Von 1965 bis 1985 war er mit Carla Elvira Dall'Oglio verheiratet, von 1990 bis 2009 mit Veronica Lario. Letzte Lebensgefährtin war seit dem Jahr 2020 die erst 33-jährige Forza-Italia-Abgeordnete Marta Fascina, mit der Berlusconi nach zwei kostspieligen Scheidungen nur einen "symbolischen" Bund fürs Leben geschlossen hatte. Das Medienimperium Fininvest führt schon jahrelang sein ältester Sohn Pierluigi Berlusconi (54).

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