Manager großteils gegen ÖBB-Totalprivatisierung

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Trotz steigender Investitionen hat die Bahn in Österreich ein Imageproblem. Das ergaben Umfragen unter 240 Managern für den "Infrastrukturreport 09/10". 77 % sehen die Bahn für die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene nicht gerüstet. In der Privatisierung der ganzen Bahn sehen immer weniger ein Allheilmittel: Nur mehr 21 % der Befragten wären jetzt dafür, sowohl Bahnbetrieb als auch -Infrastruktur zu privatisieren.

Eine Mehrheit von 57 % ist dafür, die Güterverkehrstochter der ÖBB, Rail Cargo Austria (RCA) an Private zu verkaufen. 2007 waren noch 37 % für die Entstaatlichung der ganzen Bahn, 2008 nur mehr 27 % und jetzt ist es gerade noch jeder Fünfte. 75 % der Manager nehmen die - laut Bericht "volkswirtschaftlich fundierte" Position ein, die Infrastruktur in staatlicher Hand zu belassen. Vor 2 Jahren waren 56 % dafür.

Auch laut IHS-Chef Bernhard Felderer "spricht vieles dafür, dass der Staat Eigentümer der Bahninfrastruktur bleibt". Wettbewerb auf der Schiene werde bereits praktiziert. Und das werde in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen. "Demnach wäre also auch eine Diskussion über die Verhinderung von Infrastrukturübernahmen durch ausländische Staatsfonds, wie sie derzeit in Europa läuft, überflüssig", findet Felderer.

"Weil die Schieneninfrastruktur ohnehin im öffentlichen Eigentum stünde. Wettbewerb wäre nur auf der Schiene möglich und sinnvoll." Dementsprechend beklagen in der heute vorgestellten Umfrage die Manager noch zur geringen Wirtschaftlichkeitsdruck für die ÖBB: "Die Schiene ist für ihre Nutzer zu teuer."

Jahrzehntelanger Investitionsstau

Beklagt wird von den Managern in der Umfrage ein jahrzehntelanger Investitionsstau bei der Bahn. Neben Tunnelbauten, die zu finanzieren sind, laufen riesige Investitionen in neue Hochleistungsstrecken. Am Bestandsnetz entfällt ein guter Teil auf Schienentrassen aus der Zeit der Monarchie, damit auch noch nach Fahrplänen aus der Monarchie.

Bis 2020 sollen rund 25 Mrd. Euro in die Bahninfrastruktur fließen. Unattraktiv machen die Bahn die Langsamfahrstellen: Sie haben wegen der Bauarbeiten noch deutlich zugenommen. Waren es 2006 noch 167, gibt es 2009 rund 336 solche Hindernisse, 2010 sollen es etwas weniger werden (324). Infrastruktur-Vorstand Andreas Matthä hob die Bedeutung der "Bestandssicherung" hervor. "Würden wir nichts machen, kämen regelmäßig jedes Jahr weitere Langsamfahrtstrecken dazu."

Die Entwicklung der Bahn in den vergangenen Jahren beurteilten die Manager kritischer. Nur noch 44 % äußerten sich positiv, 48 Prozent glauben, dass sich die ÖBB zum Schlechteren entwickelte. 2007 lag das Verhältnis bei 59 zu 29. Die Qualität der Zugausstattung und Service beurteilten 49 % positiv, 2008 waren es noch 55 %.

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