GREXIT

An den Börsen wird es wieder turbulent

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Anleger brauchen jetzt starke Nerven.

Das "Nein" der Griechen zu den Reformvorschlägen der Geldgeber dürfte die Börsen in dieser Woche belasten. Allerdings sehen manche Experten den offensichtlichen Bruch Griechenlands mit dem restlichen Europa als Chance für einen Neuanfang - auch an den Märkten. Bis die Kurse wieder steigen, brauchen die Anleger aber starke Nerven.

Der deutsche Außenhandelspräsident Anton Börner rechnet nach dem Nein in dem griechischen Referendum zu den Reformvorschlägen der Euro-Parnter mit einem Ende Griechenlands als Mitglied der Euro-Zone. Er hält einen Grext für kaum mehr vermeidbar. An den Märkten erwartet er als Reaktion auf den Ausgang des Referendums nur kurzfristige Kursrückgänge. "Ich erwarte am Montag einen Durchhänger beim Dax. Es wird so etwas wie ein reinigendes Gewitter geben."

Der deutsche Leitindex könnte bei einem "Nein" bis auf 10.600 Punkte abrutschen, schrieb Analyst Andreas Paciorek vom Wertpapierhändler CMC Markets am Wochenende. Das wäre das Niveau vom Jänner und Februar, bevor der Dax zu einem steilen Aufwärtstrend bis auf knapp 12.400 Punkte ansetzte. Die eskalierende Griechenland-Krise setzte dem Höhenflug jedoch ein jähes Ende. Am Freitag hatte der Dax bei 11.058 Punkten geschlossen.

Die Entscheidung der Griechen gegen das geforderte Reformpaket der Gläubiger wäre wohl der Anfang getrennter Wege von Eurozone und Griechenland, führte Paciorek aus. Das sah er aber nur als kurzfristige Belastung. Der Dax könnte seiner Einschätzung nach rasch die Rally aus den ersten drei Monaten des Jahres wieder aufnehmen. Denn: "Die Börsianer rund um den Globus wünschen sich zur Zeit nichts sehnlicheres, als das dieses Drama in seinen letzten Akt geht und der Vorhang fällt."

Durch das Referendum werde endlich klar, was das griechische Volk wolle, sagte Börsenexperte Robert Halver von der Baader Bank. "Es gibt keine optimale Lösung. Auf lange Sicht wäre ein 'Grexit' aber die bessere Variante.". Denn dann müsse Griechenland ernsthaft Reformen angehen und habe gleichzeitig die Chance, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.

Erik Nielsen, Chefökonom der italienischen Großbank UniCredit, stufte den Ausgang des Referendums an sich sich allerdings als "praktisch irrelevant" ein. Erst wenn die Regierung wechsle und das weitere Vorgehen der Geldgeber klar werde, "wissen wir, wohin Griechenland steuert". Sein Fazit ist für die Anleger wenig beruhigend: "Das bedeutet wenigstens ein paar weitere Wochen mit Marktturbulenzen."

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