Verbot von Leerverkäufen

Beruhigungs-Pille für die Börse

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Brutale Spekulanten-Methode wird in vier Ländern verboten, bald EU-weit.

Durchatmen an den Börsen: Nach den Abstürzen der letzten Tage ging es gestern quer durch Europa wieder hinauf. Der ATX legte um 3,8 Prozent zu, der deutsche DAX um 3,45  Prozent.

Mitauslöser der Börsen-Achterbahnfahrt der letzten Tage waren Spekulanten, die mit sogenannten Leerverkäufen die Kurse nach unten rasseln ließen. Bei diesem Hoch-Risiko-Geschäft verkauft ein Händler Aktien, die er gar nicht besitzt. Er wettet darauf, dass die Kurse fallen – um die Papiere dann billiger einzukaufen, als er sie verkauft hat und die Differenz als Gewinn einzustreifen. Die Folge: Aktienkurse fallen steil nach unten, wenn viele Zocker mitspielen. Milliarden-Werte werden einfach verbrannt.

Die EU sagt diesen Spekulanten nun den Kampf an. Die Regierungen von vier EU-Ländern (Frankreich, Italien, Spanien und Belgien) verbieten Leerverkäufe ab sofort.

In Deutschland sind Leerverkäufe bereits seit einem Jahr verboten, in Österreich sind sie bei vier Finanzkonzernen reguliert.

Verbot zeigte Wirkung: Aktienkurse steigen wieder
Alleine die Ankündigung des Verbots schien beruhigend zu wirken. Die meisten Aktien von Banken und Versicherungen legten am Freitag zu.

Der deutschen Regierung geht dieses Verbot jedoch noch nicht weit genug – sie will ein europaweites „No“ für die riskanten Transaktionen. „Nur dann kann man zerstörerischen Spekulanten überzeugend begegnen“, heißt es aus dem Finanzministerium. Die EU-Kommission drängt ebenfalls auf ein EU-weites Spekulations-Verbot.

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Immer mehr Länder verbieten Aktien-Leerverkäufe. Thomas Neuhold, Bank-Austria-Chefanalyst, sagt, worum es dabei geht.

In Österreich sind ungedeckte Leerverkäufe – auch „Short Selling“ genannt – wie auch in Deutschland bereits verboten. Jetzt ziehen Frankreich, Italien, Spanien und Belgien nach.

  1. Was sind Leerverkäufe eigentlich?
    Ein Händler verkauft Aktien oder Anleihen, die er sich zuvor gegen Gebühr ausgeliehen hat, um sie bei fallenden Kursen billiger wieder einzukaufen. Er hat also eine Aktie, die er nicht wirklich besaß, teurer verkauft und gibt die günstiger eingekaufte Aktie an den Verleiher zurück. Die Differenz abzüglich der Leihgebühr ist der Gewinn.
  2. Was bringt das Verbot von Leerverkäufen?
    Leerverkäufe beschleunigen stark fallende Kurse. Ein Verbot kann hier also dämpfend wirken.
  3. Sind Spekulanten Schuld am Börsencrash?
    Nicht direkt. Die Märkte sind sehr nervös und eine Herabstufung der Bonität der USA oder Sorgen um die Schulden in Europa haben eine gewisse Panik ausgelöstm die durch Leerverkäufe allerdings verstärkt wurde.
  4. Wie geht es jetzt weiter?
    Das wirklich vorherzusagen wäre Kaffeesudlesen. Es gibt Marktteilnehmer, die mit einer weiteren Rezession rechnen. Wenn das stimmt, werden die Kurse wieder steigen und jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zum Einstieg. Wichtig wäre. dass sich die Nervosität legt.
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