Europas Leitbörsen setzt gestrige Talfahrt im Frühhandel fort
Nach der gestrigen Tagfahrt haben sich die europäischen Leitbörsen am Freitag erneut in der Verlustzone gezeigt. Die Enttäuschung über die geldpolitischen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Vortag hielt auch zum Wochenschluss an. Allerdings fiel das Minus bisher noch moderat aus: Der Euro-Stoxx-50 stand gegen 9.35 Uhr mit minus 0,47 Prozent oder 15,83 Punkte bei 3.327,51 Einheiten.
Der DAX in Frankfurt verlor 0,42 Prozent oder 45,37 Zähler auf 10.743,87 Punkte. In London zeigte sich der FT-SE-100 um 0,25 Prozent oder 15,65 Einheiten leichter bei 6.259,35 Punkten.
Mit ihren am Donnerstag beschlossenen Lockerungsmaßnahmen hatte die EZB die Erwartungen der Marktteilnehmer deutlich verfehlt: Die europäischen Währungshüter haben zum einen den Einlagezins von minus 0,2 auf minus 0,3 Prozent und damit weniger als erwartet gesenkt. Zum anderem beschloss die Notenbank, die Laufzeit ihres Anleihekaufprogramms bis auf mindestens März 2017 auszuweiten, jedoch blieb der monatliche Umfang der Wertpapierkäufe unverändert bei 60 Mrd. Euro.
Auch an den US-Börsen und an den asiatischen Märkten ließ die EZB die Anleger enttäuscht zurück. Dementsprechend präsentieren sich die Vorgaben aus Übersee einheitlich negativ.
Vor dem Wochenende richtet sich das Interesse der Anleger nun auf die USA, wo der monatliche Arbeitsmarktbericht auf der Agenda steht. Dieser gilt als besonders wichtiger Faktor für die Entscheidung der Notenbanker der Fed. Zuletzt haben sich die Anzeichen für eine nahende Zinswende wieder verdichtet.
In der Früh wurden Daten zur deutschen Industrie veröffentlicht. Diese hat nun ihre längste Durststrecke seit vier Jahren beendet: Im Oktober stiegen die Aufträge nach zuvor drei Rückgängen in Folge erstmals wieder. Vor allem wegen der starken Nachfrage aus den Euro-Ländern legten sie um 1,8 Prozent zum Vormonat zu.
Wichtige Unternehmensnachrichten blieben indessen dünn gesät. In Euro-Stoxx-50 waren unter anderem Autowerte gesucht. Daimler gewannen moderate 0,24 Prozent und Volkswagen kletterten im Frühhandel um 2,43 Prozent nach oben. An die Spitze des Leitindex zogen jedoch AXA mit plus 4,46 Prozent, nachdem der französische Versicherer bekannt gegeben hatte, sich künftig seinen Aktionären gegenüber großzügiger zeigen. Vom bereinigten Gewinn sollen 45 bis 55 Prozent als Dividende ausgeschüttet werden. Bisher hatte die Spanne bei 40 bis 50 Prozent gelegen.
In Zürich starteten UBS um moderate 0,26 Prozent schwächer. Die Bank plant den Rückkauf von ausstehenden Anleihen im Wert von rund 16 Mrd. Franken (14,8 Mrd. Euro). Für 17 Emissionen nachrangiger und nicht nachrangiger Anleihen sowie gedeckter Schuldverschreibungen sollen Angebote zum Barrückkauf unterbreitet werden. Die Angebotsfrist wird am 15. Dezember 2015 enden, vorbehaltlich einer "möglichen Verlängerung, Neueröffnung oder vorzeitigen Beendigung" der Frist. Die Kosten dafür wird die Bank im laufenden vierten Quartal verbuchen.