Die Kreditversorgung für österreichische Unternehmen gestaltet sich weiterhin schwierig: Die Refinanzierungsbedingungen und die Kreditvergabepolitik der österreichischen Banken, insbesondere jener im Firmenkundenbereich, seien durch die Finanzkrise auch im zweiten Quartal 2009 weiter beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Oesterreichischen Nationabank (OeNB) im Juli 2009 in Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank (EZB) durchgeführten Umfrage unter Kreditmanagern. Diese wurden zu ihrer Einschätzung der Kreditentwicklung im 2. Quartal 2009 sowie zu einem Ausblick auf das dritte Quartal 2009 befragt.
Laut OeNB erschwert die internationale Finanzkrise nach wie vor die Refinanzierung der Banken auf dem Geld- und Kapitalmarkt; allerdings in geringerem Ausmaß als in den vorangegangenen Quartalen. Nach Aussagen der befragten Kreditmanager haben die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu einer leichten Entspannung beigetragen. Im Firmenkundengeschäft haben laut Umfrage die österreichischen Banken ihre Kreditrichtlinien zwischen April und Juni 2009 weiter leicht verschärft. Dies sei vor allem auf pessimistische Konjunkturaussichten, aber auch auf branchen- und firmenspezifische Faktoren zurückzuführen, so die OeNB. Für das dritte Quartal 2009 rechnen die befragten Banken mit abermals leicht restriktiver werdenden Standards.
Auch bei den Kreditbedingungen kam es im 2. Quartal 2009 zu einer weiteren leichten Verschärfung. Die Zinsspannen stiegen laut OeNB zum achten Mal in Folge. Darüber hinaus wurden die Sicherheitenerfordernisse, die Fristigkeit der vergebenen Kredite sowie die Zusatz- oder Nebenvereinbarungen für die Kreditnehmer etwas ungünstiger gestaltet. Im Privatkundengeschäft waren laut Umfrage die Effekte der Finanzkrise deutlich weniger spürbar. Die Kreditrichtlinien wurden sowohl für Wohnbaufinanzierungen als auch für Konsumkredite gegenüber dem Vorquartal nur leicht verschärft.
Laut Aussagen der Befragten hat der Übergang zu Basel II seit Jahresbeginn 2008 vor allem bei Krediten an große Unternehmen zu einer leichten Verschärfung der Kreditrichtlinien beigetragen. Bei Krediten an kleine Unternehmen und an private Haushalte seien kaum Auswirkungen bemerkbar. Die Zentralbanken des Euroraums, in Österreich die OeNB, führen gemeinsam mit der EZB seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch. Ziel sei es, den Informationsstand über die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und Haushalte zu verbessern. Dabei werden rund 120 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter fünf Institute aus Österreich.
Deutsche Banken ziehen Zügel an
Auch in Deutschland klagen einer Umfrage zufolge Firmen über hohe Hürden bei der Kreditvergabe. Im Juli nannten 45,1 Prozent der Unternehmen aus der gewerblichen Wirtschaft die Vergabepraxis der Banken restriktiv, wie aus der vom Münchner Ifo-Institut veröffentlichten Umfrage unter 4.000 Firmen hervorgeht. Im Vormonat waren es nur 42,4 Prozent. Kleine, mittlere und große Unternehmen berichten demnach gleichermaßen über einen erschwerten Zugang zu frischem Geld.
Am schwersten haben es laut Umfrage immer noch die Industriekonzerne: Mehr als die Hälfte, nämlich 53,6 Prozent haben nach eigenen Angaben Probleme, sich Geld zu leihen. Trotz der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank schränkten die Banken ihre Kreditvergabe weiter ein, berichtete das ifo-Institut. Ein Grund dafür seien die massiven Eigenkapitalverluste mancher Banken aufgrund der Finanzkrise. "Die Gefahr, dass der erhoffte Aufschwung durch eine Unterkapitalisierung des Bankensystems behindert wird, ist gewachsen", warnte das Institut.