Streit um Squeeze-out-Preise

Lufthansa: AUA-Kauf um 15 Mio. teurer?

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35 Aktionäre fechten Zwangsabfindungspreis von 50 Cent als "viel zu gering" an.

Der Kauf der Austrian Airlines (AUA) könnte die deutsche Lufthansa nun um rund 15 Mio. Euro teurer kommen als gedacht. 35 rebellische AUA-Aktionäre waren mit der Zwangsabfindung (Squeeze-out) wegen des "viel zu geringen Preises" von 50 Cent je Aktie nicht einverstanden und haben ein gerichtliches Überprüfungsverfahren veranlasst. Die erste Sitzung des richterlichen Gremiums fand am Dienstag statt. "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass es zu einem Vergleich kommt, bei dem alle Parteien das Gesicht wahren", sagte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger.

Vorschlag binnen 30 Tagen
Die Lufthansa muss nun binnen 30 Tagen einen Vorschlag machen. Andernfalls wird Richter Manfred Mayer voraussichtlich zwei Gutachter auf den Plan rufen. Die Anfechtungsklage hatte Aktionär Rupert-Heinrich Staller eingebracht, der "zu Gesprächen über einen Generalvergleich grundsätzlich bereit" ist.

Zwangsabfindung
Die Lufthansa hatte den AUA-Aktionären Anfang März 2009 einen Übernahmepreis von 4,49 Euro je Aktie angeboten. Die Verstaatlichtenholding ÖIAG erhielt für ihre AUA-Anteile nur 1 Cent je Aktie - in Summe 366.000 Euro. Die meisten Aktionäre aus dem Streubesitz verkauften ihre Anteile, die verbliebenen 4,44 Prozent der Anteilseigner wurden dann mit einem Zwangsabfindungspreis von nur 50 Cent je Aktie hinausgedrängt. Die betroffenen Aktionäre fühlen sich enteignet. Der AUA-Aktienkurs lag damals deutlich über 4 Euro. Zudem seien die 500 Mio. Euro, die der Staat der AUA beim Verkauf zuschoss, ebenso nicht berücksichtigt worden wie erwartete Synergieeffekte.

Deloitte-Gutachten
Bei der Ermittlung des Squeeze-out-Preises stützte sich die Lufthansa den Angaben zufolge auf ein Gutachten von Deloitte, in dem für die AUA ein Unternehmenswert von minus 207,2 Mio. Euro, also minus 2,43 Euro je Aktie, genannt wird. Ein positives operatives Ergebnis sei zwar schon 2011 zu erwarten, nachhaltige Überschüsse stellten die Unternehmensberater aber erst ab 2018 in Aussicht.

"In bisherigen Streitfällen wurde deutlich nachgebessert", verweist Rasinger auf Steyr Daimler Puch, SCA Laakirchen, Constantia Iso und Kretz Technik. Derzeit sind außer der AUA noch Bank Austria, Feratel, Böhler-Uddeholm und Constantia Packaging anhängig.

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