Deutsche Maschinenbauer beklagen Auftrags-Minus

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Die deutschen Maschinenbauer sehen in der zögerlichen Kreditvergabe durch die Banken eines der Haupthindernisse auf dem Weg aus der Krise. "Der Maschinenbau hängt am Boden wie ein Flugzeug ohne Sprit", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Hannes Hesse, am 1. Juli im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Es könne nicht angehen, dass die Staaten die Märkte mit Geld fluteten und die Banken Liquidität bunkerten. "Man muss Banken zwingen, Geld rauszugeben", appellierte er an die Politik. Die fehlenden Mittel bremsen sowohl die Hersteller wie die Kunden bei ihren Investitionen und beim Kauf von Produkten. Im Mai war die erhoffte Wende im Maschinenbau ausgeblieben. Die Unternehmen bekamen weiterhin nur halb so viele Aufträge wie im Vorjahr. Die Banken verlangten von den Firmen ständig neue Sicherheiten für Darlehen. Die Unternehmen hechelten den Anforderungen hinterher, sagte Hesse.

Entspannung der Lage Mitte des Jahres

Entmutigen ließen sich die Unternehmen allerdings nicht. "Die Maschinenbauer sind erstaunlich wenig niedergeschlagen", sagte Hesse dabei sei die Lage weiter schwierig. "Erholung ist nicht unser Thema." Hesse wäre schon zufrieden, wenn die Minusraten beim Auftragseingang abnähmen. "Ich hoffe immer noch, dass sich die Lage Mitte des Jahres entspannt." Der Bedarf für neue Maschinen sei vorhanden, die Lager leer, und die Frühindikatoren hellten sich laufend auf. "Der Knoten muss irgendwann platzen", sagte Hesse.

"Wir hören in vielen Bereichen, dass Projekte verhandelt werden, etwa bei den Kunststoff-Maschinen", berichtete Hesse. "Aber es schlägt sich noch nicht im Auftragseingang nieder." In einigen Branchenzweigen, wie im Energiebereich, seien die Auftragsbücher noch gut gefüllt. Auch der Großanlagen-Bau mit seinen langen Projektzeiten sei noch stabil.

"Irgendwann geht den Unternehmen das Geld aus"

Es müsse dennoch rasch etwas geschehen. Durch Kurzarbeit alleine werde die maue Auftragslage nicht mehr lange aufzufangen sein, warnte Hesse. "Irgendwann geht den Unternehmen das Geld aus." Nach letztem Stand sind 158.000 der knapp eine Million Beschäftigten in Kurzarbeit. Von Entlassungen haben die zumeist familiengeführten Maschinenbauer bisher weitgehend abgesehen. "Betriebswirtschaftlich ist das aber kaum mehr zu rechtfertigen", sagte Hesse.

Die in der Spitze 60.000 Leiharbeiter und Mitarbeiter mit befristeten Verträgen mussten bereits großteils gehen. Nach Hesses Schätzung wird sich die Beschäftigungslage in den kommenden Monaten noch zuspitzen. "Wenn die Produktion im laufenden Jahr zwischen 15 und 20 Prozent schrumpft, gehen zwischen 50.000 und 60.000 Arbeitsplätze verloren."

"Wenn wir von den Auswirkungen der Krise reden, haben wir das Schlimmste wohl noch nicht gesehen", warnte Hesse. Erst im kommenden Jahr sieht der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA/Frankfurt) die Branche wieder im Aufwärtstrend. "Aber das sind Zahlenspiele." Denn als Vergleichszeitraum zähle dann das schwache Jahr 2009. "Bis wir das Niveau von 2008 wieder erreichen werden, wird es noch einige Zeit dauern."

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