Mega-Klage gegen Weltmarktführer

Gibt es bald keine neuen Smartphones mehr?

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Nun könnte der VW-Abgasskandal noch viel schlimmere Konsequenzen haben.

US-Anwaltskanzleien nehmen nach einem Bericht von "Spiegel Online" im VW-Abgasskandal jetzt auch den Zulieferer Bosch ins Visier. Sie werfen dem Portal zufolge dem Unternehmen eine Mittäterschaft in der Affäre vor. Bosch hatte die Steuerungs-Software entwickelt und an VW geliefert, die für die Manipulation von Abgaswerten genutzt worden war. Laut dem Bericht legte VW im Rahmen des Verfahrens Schriftwechsel mit Bosch-Managern vor, die den Stuttgarter Autozulieferer belasten. "Unterlagen belegen, dass Bosch wusste, wofür die Software zur Motorsteuerung genutzt werden sollte", zitierte "Spiegel Online" einen nicht näher bezeichneten Informanten. Die VW-Kläger wollten auf dieser Grundlage nun die Klageschrift nachbessern und so den Prozess neu aufrollen. Damit richte sich das Verfahren auch konkret gegen Bosch.

Bosch-Pleite wäre für Smartphone-Industrie fatal

Doch was hat das nun mit unseren Smartphones zu tun? Diese Frage ist durchaus berechtigt. Wenn man aber weiß, dass Bosch nicht nur ein Autozulieferer, sondern auch der Weltmarktführer für moderne MEMS-Sensoren ist, kann man den Zusammenhang schnell herstellen. Denn ohne diese Sensoren würden unsere Smartphones nicht funktionieren. Sie sitzen in wichtigen Bauteilen wie Mikrofon, GPS-Empfänger, Kompass, Schrittzähler, Gyroskop, Bewegungssensor, Helligkeitssensor, etc. Chip.de stellt nun die These in den Raum, dass falls die US-Klage für Bosch existenzbedrohend wird, es so schnell keine neuen Smartphones mehr geben würde. Denn die Hightech-Sensoren, die die Bosch-Tochter Sensortec herstellt, sind hoch komplex und können nicht so einfach kopiert werden. Ohne sie könnte man mit Smartphones jedoch weder telefonieren noch navigieren oder im Internet surfen.

Laut Chip.de wären fast alle modernen mobilen Geräte von einer Bosch-Pleite betroffen. Die Sensotec-Sensoren stecken nämlich auch in fast allen Tablets, Smartwatches, Fitness-Armbändern, VR-Gadgets und Videospiel-Controllern.

Bosch will sich gegen Ansprüche verteidigen

VW hatte sich erst vor wenigen Tagen in einer Vereinbarung mit US-Behörden zur Zahlung von 14,7 Milliarden Dollar (rund 13,3 Milliarden Euro) bereit erklärt , was allerdings nur Teilaspekte der Affäre abdeckt. Bosch hat bisher bestritten, von den Manipulationen gewusst zu haben . Ein Konzernsprecher sagte laut "Spiegel Online": "Bosch beabsichtigt, sich in den Zivilgerichtsverfahren entschieden gegen die erhobenen Ansprüche zu verteidigen."

Wie die Klage ausgehen wird, kann derzeit überhaupt nicht gesagt werden. Aktuell gibt es noch nicht einmal Beweise für die Mittäter- bzw. Mitwisserschaft von Bosch. Dennoch nimmt der Konzern die Vorwürfe sehr ernst. Kein Wunder, schließlich könnten die Schadensersatzforderungen bis zu 20 Milliarden Dollar betragen. Eine solche Summe könnte selbst für Bosch existenzbedrohend sein. Sollte es tatsächlich zum Horror-Szenario kommen, plädiert Chip dafür, dass es eine politische Lösung geben müsse.

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