Apple-Handy

iPhone4-Problem wird zum Image-Debakel

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Eine neue Software soll die Empfangsprobleme beseitigen. Für Freitag hat der Konzern eine Pressekonferenz einberufen.

Während bei uns die Fans des Kulthandys noch immer auf den Verkaufsstart/Liefertermin warten reagiert Apple nun endlich auf die wachsende Kritik am neuen iPhone 4 und bereitet wie berichtet ein Software-Update vor. Außerdem kündigte das kalifornische Unternehmen für Freitag (15. Juli) überraschend eine Pressekonferenz an.

Software soll Abhilfe schaffen
Den Apple-Entwicklern wurde eine erste Testversion des Betriebssystems iOS 4.1 zur Verfügung gestellt. Dabei soll unter anderem die Darstellung der Signalqualität auf dem Bildschirm präzisiert werden. Ob das Software-Update den Fehler jedoch tatsächlich beseitigen wird, bleibt abzuwarten. Denn schließlich handelt es sich hierbei um einen Konstruktionsmangel, der auf der Hardware-Seite angesiedelt ist. In den USA wurden aufgrund der Probleme bereits vor rund zwei Wochen die ersten Sammelklagen gegen Apple eingereicht.

Heftige Kritik
Zuletzt ist aber auch immer wieder die tatsächliche Empfangsqualität im Mobilfunknetz bemängelt worden. Die amerikanische Verbraucherschutzorganisation Consumer Union kritisierte in dieser Woche, dass es zu einem Signalverlust kommen kann, wenn das neue Apple-Handy so in der Hand gehalten wird, dass ein entscheidender Teil der integrierten Antenne verdeckt wird. Das US-Gegenstück zur deutschen "Stiftung Warentest" - "Consumer Reports" - äußerte Zweifel an der Erklärung von Apple, wonach es sich lediglich um eine ungenaue Anzeige und keinen wirklichen Defekt handeln soll. Die Warentester der einflussreichen US-Konsumentenzeitschrift fanden im Labor nämlich heraus, dass die Empfangsleistung des iPhone 4 tatsächlich abfällt, wenn man das Telefon in bestimmter Weise hält und dabei Teile des äußeren Metallrahmens berührt. Dort sitzt die Antenne. "Wegen dieses Problems können wir das iPhone 4 nicht empfehlen", schrieben die Tester am Montag (12. Juli).

Image-Debakel
Das Image- und PR-Problem für Apple ist jedenfalls jetzt schon enorm. Denn die Kunden, welche sich bereits einer Sammelklage angeschlossen haben, werden auch nach dem Software-Update auf einen Wandel des Geräts pochen. Apple hat die Probleme einfach zu lange ignoriert und wollte sie zunächst sogar vertuschen. In Amerika machen sich nun selbst Talkshow-Größen wie David Letterman über Apples Verhalten lustig (siehe Video).

iPhone 4 als Apples Windows Vista?
Die Kritik am neuen iPhone stößt bei der Konkurrenz auf offene Ohren. Auf einer Microsoft-Konferenz verglich Chief Operating Officer (COO) Kevin Turner das iPhone 4 nach einem Bericht der Zeitschrift "ComputerWorld" mit den Problemen des eigenen Betriebssystems Windows Vista und sagte: "Es sieht so aus, als ob das iPhone 4 ihr Vista sein könnte, und das finde ich ok." Microsoft hat im Geschäft mit Smartphones Marktanteile eingebüßt, hofft nun aber auf ein Comeback mit dem geplanten Betriebssystem Windows Phone 7.

Rückruf
Das Apple bei der Pressekonferenz eine Rückrufaktion ankündigen wird, ist eher unwahrscheinlich aber nicht vollkommen ausgeschlossen. Ein Rückruf würde für den Konzern enorme Kosten verursachen. Laut Analysten hat Apple bereits jetzt mehr als drei Millionen iPhone 4 verkauft. Stattdessen könnte das Unternehmen den Käufern kostenlose Schutzhüllen zur Verfügung stellen. Denn diese verringern die Empfangsprobleme deutlich.

Warnungen missachtet
Des Weiteren gehen die Probleme mittlerweile auch ins Geld. Die neuerlichen Negativschlagzeilen setzten die Aktie am Donnerstag unter Druck. Das Papier fiel an der Nasdaq am Donnerstag im frühen Handel unter die Schwelle von 250 Dollar (195 Euro). Konzernchef Steve Jobs selbst soll schon früh über die Nachteile der neuartigen Konstruktion im Bilde gewesen sein.

Laut der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg hat ein hochrangiger Ingenieur das Management im vergangenen Jahr gewarnt, dass eine außenliegende Antenne die Empfangsleistung schwächen könnte. Bloomberg nannte den Ingenieur namentlich. Auch einer von Apples Partnern unter den Mobilfunk-Betreibern hat demnach seine Sorgen geäußert.

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