Deutschland

Polizei: Facebook-Partys eskalieren

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Feten, die über das Soziale Netzwerk angekündigt werden, laufen aus dem Ruder.

Alles begann mit harmlosen sogenannten " Flashmobs ", bei denen (meist) über Twitter mobilisierte Personen für eine spontane Aktion zusammen kommen. Sei es ein "Überfall" auf ein Fastfood-Restaurant (dieses soll dann möglichst leer gegessen werden) oder eine Kissenschlacht auf dem Stephansplatz. Als nächster Schritt folgten via Facebook angekündigte Parties. Mit einer solchen sorgte vor knapp drei Wochen die 16-jährige Thessa für Aufsehen. Sie lockte mit ihrer versehentlichen Party-Einladung an einen gewaltigen Facebook-Verteiler rund 1.600 Menschen vor ihr Elternhaus und hat seither von Facebook " die Schnauze voll ".

Ultras
In Wuppertal ließen am Wochenende sogenannte Ultras, radikale Fußballfans, eine zunächst friedliche Facebook-Party kippen: Flaschen flogen, bengalische Feuer brannten. Die Polizei trommelte aus umliegenden Städten Verstärkung herbei und setzte Pfefferspray ein. 16 Verletzte und 41 Randalierer im Polizeigewahrsam - so lautet die Bilanz.

Digitaler "Propaganda-Verstärker"
Ungeladene Partygäste gab es zwar schon immer, aber mit sozialen Online-Netzwerken wie Facebook hat die Mund-zu-Mund-Propaganda einen gewaltigen digitalen Verstärker bekommen. "Es ist ein neues Phänomen", sagt ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sieht darin eine "Form von Jugendkultur". Zugleich rät er, angesichts der Bilder aus Wuppertal genau zu prüfen, worauf man sich einlässt.

Weltweiter Trend
Mit dem Phänomen hat es die Polizei weltweit zu tun: In Sydney wurden Straßen abgeriegelt, weil 20.000 Menschen der Einladung einer 15-Jährigen zugesagt hatten. Im englischen Harpenden gab es Polizeischutz für eine 14-Jährige nach 21.000 Zusagen. In Frankreich entwickelten sich die Facebook-Treffen zu Massen-Besäufnissen mit bis zu 10.000 Teilnehmern. In Nantes kam in der Folge einer Party ein Betrunkener beim Sturz von einer Brücke ums Leben.

In Düsseldorf wollte ein Mann gegen das frisch verhängte Grillverbot am Rheinufer mit einem Massen-Grillen protestieren. Die Stadt konnte den Mann ausfindig machen und stellte ihm ein "Nutzungsentgelt" und die Rechnung für die Reinigungskosten in Aussicht. "Der ist dann zurückgerudert und das schlechte Wetter hat dem Plan den Rest gegeben", sagt ein Sprecher der Stadt.

Gefahr
Aber nicht immer können die Behörden herausfinden, wer hinter einem Facebook-Account steckt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht die Beamten am Rande ihrer Möglichkeiten und fürchtet, Extremisten könnten dies ausnutzen. Die Polizei könne bei derart spontanem Geschehen personell nicht so reagieren wie etwa bei angemeldeten Demonstrationen, erklärt die Gewerkschaft. Initiatoren müssten schnellstens für die Kosten in Regress genommen werden können - notfalls mittels neuer Gesetze, fordert die Gewerkschaft.

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