SMS-Nachfolger

RCS sagt WhatsApp den Kampf an

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Dienst erlaubt die Kommunikation zwischen allen Netzen und verschiedenen Geräten.

Die Mobilfunk-Betreiber haben sich bei ihrem neuen Anlauf, einen SMS-Nachfolger zu etablieren, wichtige Rückendeckung gesichert. Google wird das Format RCS in seinem mobilen Betriebssystem Android unterstützen. "RCS ist aus unserer Sicht die Evolution, die Zukunft von SMS", sagte Android-Chef Hiroshi Lockheimer auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona (22. bis 25. Februar), auf der er sich auch schon zum Streit zwischen FBI und Apple äußerte .

Ähnlich wie WhatsApp und Co.
RCS (Rich Communications Services) funktioniert ähnlich wie Messaging-Dienste , soll aber wie die heutige SMS die Kommunikation zwischen allen Netzen und verschiedenen Geräten erlauben. Während multifunktionale Kurzmitteilungsdienste wie WhatsApp sehr populär seien, brauche es auch eine Möglichkeit zur übergreifenden Kommunikation, betonte Lockheimer.

Google in dem Bereich schlecht aufgestellt
Bei den Messaging-Plattformen ist Facebook sehr stark: Der zugekaufte Dienst WhatsApp hat eine Milliarde Nutzer und der Facebook-Messenger 800 Millionen. Zuletzt konnte auch Telegram zahlreiche neue Nutzer gewinnen. Google hat in dem Bereich keinen Service in dieser Dimension und bietet auch keine echte Alternative zu dem Apple-Dienst iMessage. Ob RCS für die populären Dienste ein echter Herausforderer werden kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Google soll aber ohnehin auch an einem eigenen WhatsApp-Gegner arbeiten:

>>>Nachlesen: Google entwickelt WhatsApp-Gegner

Wie steht es derzeit um RCS?
Den Standard RCS versuchten die Mobilfunk-Anbieter bereits seit einigen Jahren unter dem Markennamen Joyn im Markt zu etablieren, doch bisher weitgehend erfolglos. Mit der Android-Partnerschaft bekämen sie theoretisch Zugang zu bis zu 1,4 Milliarden Nutzern. "Als Anbieter einer Plattform, die über verschiedene Netzbetreiber und Gerätehersteller hinweg funktioniert, sind wir in der Position, neue Technologien in den Markt zu bringen", betonte Android-Chef Lockheimer. Allerdings laufen bei weitem nicht alle Android-Telefone mit neuen Software-Versionen.

RCS wird von den Mobilfunk-Betreibern angeboten, für die strikte Regulierungsvorgaben gelten, auch was den Zugang von Sicherheitsbehörden zur Kommunikation betrifft. Die Online-Anbieter wie WhatsApp, Telegram oder Apple bei iMessage verschlüsseln die Nachrichten so, dass sie auch selbst keinen Zugriff auf die Inhalte haben.
 

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Die besten Messenger-Dienste im Überblick

Der 2010 gegründete Dienst ist mit seiner schnörkellosen Bedienung der König unter den SMS-Alternativen und hat jetzt die Marke von einer Milliarde Nutzern geknackt. Facebook kaufte WhatsApp vor zwei Jahren für gut 22 Mrd. Dollar (20,2 Mrd. Euro). Aktuell werden über den Dienst 42 Milliarden Nachrichten täglich verschickt, wie Mitgründer und Chef Jan Koum mitteilte. Er will WhatsApp auf alle Handys auf der Welt bringen.

Das weltgrößte Online-Netzwerk hat mit dem Facebook Messenger auch einen weiteren SMS-Ersatz im Rennen. Der Messenger soll mit einer Vielfalt von Funktionen vom Bezahlen bis zur Taxi-Bestellung so etwas wie das "Schweizer Taschenmesser" unter den Kurzmitteilungsdiensten sein. Anfang des Jahres knackte der Dienst die Marke von 800 Millionen Nutzern weltweit.

Apple startete für seine Kunden 2011 eine eigene SMS-Alternative. Der Dienst läuft nicht nur auf iPhones, sondern auch auf iPads und Mac-Computern. Wie viele Nutzer iMessage hat, ist nicht bekannt, insgesamt ist eine Milliarde Apple-Geräte im Einsatz. Apple betont den Schutz der Privatsphäre durch Verschlüsselung.

Der 2012 in der Schweiz gestartete Dienst hebt besonders die Verschlüsselung hervor, mit der niemand außer den Gesprächspartnern Zugriff auf Inhalte haben könne. Insbesondere nach den Enthüllungen von Edward Snowden zur Internet-Überwachung durch Geheimdienste bekamen Threema und ähnliche Angebote, die mit starker Verschlüsselung werben, starken Zulauf. Allerdings bauten seitdem auch andere westliche Messenger den Krypto-Schutz aus.

Der kostenlose Messaging-Dienst „Telegram“ legt laut eigenen Angaben ebenfalls großen Wert auf Sicherheit für die Nutzer. Zu den weiteren Highlights zählen die Möglichkeit Gruppenchats mit bis zu 200 Personen abzuhalten, die Möglichkeit bis zu 1 GB große Videos zu teilen und mehrere Fotos gleichzeitig zu versenden. Der Dienst ist völlig kostenlos und werbefrei.

In China, wo westliche Online-Dienste weitgehend blockiert sind, haben sich einheimische SMS-Alternativen ausgebreitet. Der Service WeChat der Online-Konzerns Tencent kam zuletzt auf 650 Millionen Nutzer - ein Sprung von 39 Prozent binnen eines Jahres. WeChat unterliegt den Zensur- und Überwachungs-Anforderungen in China und wird deshalb in vielen anderen Ländern skeptisch beäugt.

Ebenfalls in Asien populär ist auch der in Japan gegründete Dienst Line, der zuletzt im Herbst auf 212 Millionen Nutzer kam. Line entstand 2011 als Reaktion auf die massiven Kommunikations-Probleme nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im März 2011. Eine der Funktionen auf die Line setzt, sind bunte Sticker, die Nutzer untereinander verschicken können.

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