Bis zu 40 Prozent der Patienten haben nach einer Operation starke Schmerzen. Diese Tatsache wird häufig unterschätzt, wodurch Schmerzen nicht ausreichend behandelt werden und die Chronifizierung des Schmerzes droht. Eine neue Broschüre zeigt mit konkreten Tipps auf, was man als Patient selbst dazu beitragen kann, nach einem chirurgischen Eingriff möglichst rasch schmerzfrei und wieder auf den Beinen zu sein.
Schnelles Handeln von Bedeutung
„Schmerzen können nach jedem chirurgischen Eingriff auftreten. Allerdings wird die erwartete Schmerzintensität häufig falsch eingeschätzt und der Schmerz somit nicht angemessen behandelt“, beschreibt OA Dr. Wolfgang Jaksch, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft den Handlungsbedarf. Ist der Schmerz einmal chronisch, kann er nicht mehr geheilt, sondern nur noch gelindert werden – und wird zum lebenslangen Begleiter. Um das zu verhindern, ist bereits der erste Tag nach der Operation von entscheidender Bedeutung. „Je länger ein Patient am ersten postoperativen Tag unter starken Schmerzen leidet, desto höher ist das Risiko für die Entwicklung chronischer Schmerzen“, erklärt Jaksch.
Fit nach der Operation
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Akutschmerz adäquat behandeln
Schmerzen nach einer Operation sind für Patienten belastend und sollten rasch behandelt werden. Eine adäquate Schmerztherapie ist wesentlich für die Wiedererlangung von Lebensqualität und wichtig für eine rasche Genesung und Mobilisation. Überdies kann akuter Schmerz, der nicht angemessen behandelt wird, chronisch werden – er kann dann nicht mehr geheilt, sondern nur noch gelindert werden. Dass dies kein seltenes Phänomen ist, zeigen mehrere Studien.So zeigte eine Studie am Wiener Wilhelminenspital, bei der mehr als 300 Patienten vor, unmittelbar nach dem Eingriff, am ersten Tag, sowie drei Monate nach ihrer Operation befragt wurden. Das zentrale Ergebnis: „Im Aufwachraum litten 84 Prozent der Patienten unter Schmerzen, am ersten Tag nach der Operation sank dieser Wert auf knapp 60 Prozent. Drei Monate nach dem Eingriff hatte mehr als ein Viertel der Patienten chronische Schmerzen entwickelt“, so OA Dr. Wolfgang Jaksch, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft.
Nicht die Zähne zusammenbeißen
Etwa die Hälfte der Patienten berichtet erst dann über Schmerzen, wenn sie unerträglich werden. Jaksch: „Vielen Patienten ist es peinlich, sich wegen ihrer Schmerzen beim Arzt oder Pflegepersonal zu melden. Sie haben Angst davor, als empfindlich zu gelten. Speziell bei nächtlichen Schmerzspitzen beißen sie lieber die Zähne zusammen und hoffen auf baldige Besserung. Doch diese falsche Tapferkeit muss bzw. darf nicht sein, denn sie kann auch den Heilungsverlauf gefährden.“ Zudem hat jeder Patient laut Patientencharta ein Recht auf bestmögliche Schmerzbehandlung.
Erster Tag nach der Operation entscheidend
Um das häufige Auftreten chronischer Schmerzen zu vermeiden, ist adäquates postoperatives Schmerzmanagement besonders wichtig. Dabei spielt der Faktor Zeit eine ganz wesentliche Rolle: „Die Zeit, die ein Patient am ersten postoperativen Tag unter starken Schmerzen leidet, stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung persistierender Schmerzen dar“, so Jaksch. Anders gesagt: „Um zu verhindern, dass Schmerzen chronisch werden, ist das Ausmaß der Schmerzlinderung am ersten Tag nach der Operation von entscheidender Bedeutung.“
Einbindung der Patienten
Auch die aktive Kontrolle über die Therapie scheint von hoher Wichtigkeit für die Patienten zu sein. So zeigte eine Metaanalyse von 55 Studien mit beinahe 4.000 Patienten, dass eine patientengesteuerte Analgesie im Vergleich zu einer konventionellen intravenösen Verabreichung von Schmerzmitteln zu einer höheren Zufriedenheit führt. Der enorme Stellenwert der Einbeziehung des Patienten in die Behandlungsentscheidung und Aufrechterhaltung der Behandlungskontrolle spiegelt sich auch darin wider, dass in diesem Fall selbst bei großen Schmerzen eine verhältnismäßig hohe Patientenzufriedenheit vorliegen kann.
Mobilität
Im postoperativen Schmerzmanagement gilt es auch, durch eine schnelle Mobilisation Maßnahmen der Physiotherapie und Rehabilitation zu unterstützen. Schmerzen können dies verzögern und damit den frühzeitigen Beginn einer Physiotherapie erschweren, die für die Genesung wichtig ist. In der Rehabilitation können beispielsweise Atem- und Hustentechniken, Entspannungstechniken, aktive oder passive Bewegungsübungen, manuelle Techniken/spezielle Massagetechniken und spezielle Lagerungen zur Anwendung kommen, deren korrekte, schmerzfreie und frühzeitige Durchführung für einen optimalen Heilungsverlauf notwendig ist. Müssen Patienten aufgrund einer verzögerten Heilung länger im Krankenhaus bleiben, steigen die Kosten für die stationäre Versorgung.
Neuer Leitfaden macht „Schnell fit nach der Operation“
Im Rahmen von CHANGE PAIN wurden Tipps zusammengefasst, die helfen sollen, nach einer Operation wieder rasch aus dem Bett und auf die Beine zu kommen.
Hier geht es zum Download der Patientenbroschüre