Eine gewisse Ordnung und Regelmäßigkeit lässt uns sicher fühlen und hilft, unseren Alltag leichter zu meistern. Schließlich fällt es schwer, sich dort zurechtzufinden, wo das Chaos regiert. In manchen Fällen können Ordnungsliebhaber jedoch zu regelrechten Perfektionisten werden, für die alles, was außerhalb ihrer (Ordungs-)Vorstellung, zur täglichen Herausforderung wird.
Während für manche dieses Video recht unterhaltsam sein mag, würden andere bei diesen Bildern lieber wegschauen. Mal ist eine Torte zu sehen, die unschön zerstückelt wird, später fällt eine Tomate dem Messer regelrecht zum Opfer. Ein Blatt Papier wird alles andere als gerade zusammengefaltet und später rutscht auch noch das Lineal aus, als eine Linie gezogen werden soll. Für wen dieses Video einem Horrorfilm gleicht, der sollte sich ernsthaft Gedanken machen. Alle anderen können sich hingegen entspannt zurücklehnen und die Vorstellung genießen, dass nicht immer alles nach Plan läuft.
Zwangsstörungen erkennen
Diagnose
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Zeitraum:
Die Zwangsgedanken/-handlungen treten über mindestens zwei Wochen an den meisten Tagen auf.
Einschätzung:
Sie werden als eigene Gedanken oder selbst gesteuerte Handlungen eingeschätzt (dadurch Unterscheidung von Psychosen).
Empfindungen:
Sie werden als unangenehm und unangemessen empfunden.
Vermeidung:
Dem Betroffenen gelingt eine Unterdrückung der Gedanken oder Handlungen nicht lange.
Auswirkung:
Das Alltagsleben wird dadurch beeinträchtigt.
Andere Erkrankung:
Die Zwangsgedanken/-handlungen treten nicht als Symptome einer anderen psychischen Erkrankung auf (beispielsweise Schizophrenie).
Der Zwang, alles in die richtige Reihenfolge zu bringen, die Wohnung vor dem Verlassen mehrmals zu kontrollieren oder etwa bestimmte Rituale mehrmals durchzuführen, kann den Alltag erheblich einschränken. Zwangserkrankungen sind eine besondere Form der Angststörung, die für Betroffene äußerst unangenehm werden können und die Lebensqualität einschränken. Das sollten Sie darüber wissen:
Die wichtigsten Fakten im Überblick
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Definition
Zwangserkrankungen – eine besondere Form der Angststörung – zählt zu den psychischen Störungen. Dabei drängen sich immer wieder die gleichen Gedanken (Zwangsgedanken) auf oder es müssen bestimmte Handlungen ständig wiederholt werden (Zwangshandlungen). Etwa zwei Drittel der Betroffenen leiden unter beiden Arten.
Zwangshandlungen
Die häufigsten Formen der Zwangshandlungen sind:
Reinigungs-/ Waschzwänge: Die Betroffenen verspüren panische Angst oder Ekel vor Schmutz, Keimen oder Körperflüssigkeiten. Das damit verbundene Unbehagen führt zu exzessiver Reinigung der Wohnung, des Körpers, der Hände sowie der Vermeidung von Kontakt beziehungsweise Berührungen der als Bedrohung empfundenen Gegenstände, Situationen und Menschen.
Kontrollzwänge: Betroffene können nicht die Wohnung verlassen, ohne mehrmals kontrolliert zu haben, ob der Herd, der Wasserhahn abgedreht, das Licht ausgeschaltet oder die Wohnungstür verschlossen ist. Oft führt es dazu, dass die Person die Wohnung überhaupt nicht mehr verlässt.
Sammelzwänge: Es ist nahezu unmöglich, etwas wegzuwerfen. In der Wohnung stapeln sich alte Zeitungen oder leere Flaschen, im Extremfall sogar der Hausmüll. Betroffene werden häufig als „Messies“ bezeichnet.
Ordnungszwänge: Selbst auferlegte strenge Ordnungskriterien müssen eingehalten werden. Jegliche Art von Unordnung – sei es ein verrückter Gegenstand, ein schief aufgehängtes Bild oder nicht exakt aufeinander liegende Wäsche im Schrank – machen die Betroffenen nervös. Der Drang, die Ordnung penibel wieder herzustellen, wird unerträglich.
Wiederhol- und Zählzwänge: Ganz alltägliche Handlungen, etwa Zähne putzen, werden immer eine bestimmte Anzahl lang wiederholt oder Bücher im Regal oder Pflastersteine immer wieder gezählt.
Berührungszwang: Die Betroffenen leiden unter dem Drang, bestimmte Gegenstände, Personen oder Körperteile immer wieder berühren zu müssen. Beispielsweise beim Vorbeigehen Gegenstände mit der Hand kurz, mehrere Male oder für einen bestimmten Zeitraum zu berühren.
Zwangsgedanken
Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die sich dem Betroffenen ohne seinen Willen aufdrängen und zum Glück selten in die Tat umgesetzt werden. Sie haben meist aggressive, sexuelle oder religiöse Inhalte. Beispielsweise jemand anderen zu attackieren, umzubringen oder sexuell zu misshandeln. Eine weitere Form der Zwangsgedanken sind Grübelgedanken, wo der Betroffene sich immer wieder ausmalt, dass er schwer erkranken, überfahren und jämmerlich sterben wird.
Ursache
Die Ursachen einer Zwangsstörung sind derzeit noch nicht vollständig erforscht. Vermutet werden genetische Veranlagung, traumatische Erfahrungen, Lernerfahrungen in der Kindheit, Störungen bestimmter Hirnfunktionen beziehungsweise der Hirnbotenstoffe (Serotonin, Dopamin).
Behandlung:
Medikamentöse Therapie:
Zur Behandlung von Zwangsstörungen zeigen Mittel, die positiv auf die Stimmung wirken (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) gute Erfolge. Da es jedoch nach Absetzen der Medikamente zu einem erneuten Auftreten kommen kann, empfiehlt sich eine Kombination mit Psychotherapie.
Kognitive Verhaltenstherapie:
Diese Therapieform gilt als Methode der Wahl. Der Betroffene setzt sich unter Begleitung seines Therapeuten mit den zwangsauslösenden Reizen schrittweise auseinander, lernt mit den aufkommenden Gefühlen umzugehen und es wird ein Alternativverhalten zum Zwang erarbeitet. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie wird der Betroffene unter Anleitung so lange mit dem Auslöser konfrontiert, bis die Angst abklingt.