Zu viel Sonne schadet der Haut, sorgt für Falten und kann zu Hautkrebs führen. Doch Experten warnen: Auch zu wenig Sonne gefährdet die Gesundheit.
Die Sonne bringt gute Laune, denn ihre Strahlen kurbeln die Produktion des Glückshormons Serotonin an. Was jedoch gut fürs Gemüt ist, kann sich fatal auf unsere Haut auswirken. Jahr für Jahr steigt die Zahl der Hautkrebs-Diagnosen. Während Akutschäden wie Sonnenbrände sofort sichtbar sind, zeigen sich andere erst mittel- oder langfristig. Etwa in Form von vorzeitiger Hautalterung. Daher wird vor einem ungeschützten Aufenthalt in der Sonne gewarnt und wir versuchen uns mit Cremes, Kleidung und Sonnenschirmen, die Sonne buchstäblich vom Leib zu halten. Mediziner weisen in letzter Zeit jedoch immer häufiger darauf hin, dass zu wenig Sonne ebenfalls unserer Gesundheit schaden kann. Klingt verwirrend. Ist die Sonne nun Freund oder Feind? Klare Antwort der Experten: Beides – die Dosis macht das Gift!
Die guten Seiten der Sonne
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UV-B-Strahlen
Sie spalten in der Oberhaut gespeichertes 7-Dehydrocholesterin. Prävitamin D entsteht, das zu einer inaktiven Form des Vitamin D3 (Cholecalciferol) weiterreagiert. In Leber und Niere wird es über komplexe Zwischenstufen in das aktive Vitamin D3 umgewandelt (Calcitriol). Vitamin D ist wichtig für Wachstum von Zähnen und Knochen, stärkt das Immunsystem und sorgt für einen reibungslosen Stoffwechsel in den Geweben.
UV-A-Strahlen
Sie dringen bis in die Lederhaut vor, wo sie gespeichertes Nitrit in Stickstoffmonoxid – ein farbloses und giftiges Gas – umwandeln. Dessen Moleküle wandern in die umliegenden Blutgefäße und erweitern sie. Dadurch sinkt der Blutdruck vorübergehend.
Gute Laune
Fällt das sichtbare Licht auf die Netzhaut, senden Nervenzellen Impulse an den Suprachiasmatischen Kern (SCN), den zentralen Taktgeber unserer inneren Uhr. Ab einer bestimmten Helligkeit sendet der SCN Signale an die Zirbeldrüse, die daraufhin die Ausschüttung von Serotonin anregt. Dieser Botenstoff, auch Glückshormon genannt, sorgt für Antrieb und hebt die Stimmung. Außerdem reduziert Sonnenlicht die Ausschüttung von Melatonin, dem Schlafhormon. Zu wenig Sonne kann das Risiko für Depressionen erhöhen.
Hautheilung
Auch wenn zu viel Sonne der Haut schadet, wird sie in geringen Dosen sogar zur Heilung von speziellen Hauterkrankungen eingesetzt. Schuppenflechte und Neurodermitis können mithilfe von UV-Strahlung gelindert werden.
Heilkraft der SonneAnzeichen für einen positiven Effekt der Sonne auf unsere Gesundheit gibt es viele. Manche Krankheiten, beispielsweise Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1 und multiple Sklerose, treten in südlicheren Regionen seltener auf als in nördlichen, in denen vor allem in der dunklen Jahreszeit auch Depressionen zunehmen. Das Sonnenlicht erhellt nicht nur die Welt, sondern auch unser Gemüt. Durch die Produktion von Glückshormonen wie Beta-Endorphin (ein Morphin) werden wir in Euphorie versetzt und sogar Schmerzen gelindert. Forscher stellten fest, dass die längeren UV-A-Strahlen in tiefere Hautschichten eindringen, um dort Stickstoffmonoxid zu mobilisieren. Dieses „Multifunktionsmittel“ fungiert als Waffe gegen Pilze und Bakterien, als Potenzmittel und fördert die Wundheilung.
Die bösen Seiten der Sonne
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Sonnenbrand
Das erste und deutlichste Zeichen eines Sonnenschadens ist der Sonnenbrand. Es handelt sich dabei um eine Verbrennung der Haut ersten bis zweiten Grades. Häufiger Sonnenbrand, vor allem im Kindesalter, gilt als stärkster Risikofaktor für Hautkrebs. Achtung: Auch im Schatten bekommt man die schädlichen UV-Strahlen in reduzierter Form ab.
Zellschäden
Die Haut verzeiht nicht. Mit jedem Sonnenbrand schädigen wir unsere Hautzellen. UV-Licht führt zur Austrocknung, beschleunigt die Hautalterung und begünstigt die frühzeitige Bildung von Falten. Durch längere – vor allem ungeschützte – Aufenthalte in der Sonne werden vermehrt sogenannte Matrix-Metalloproteinasen (MMP) gebildet, die das Kollagengerüst der Haut angreifen. Die Haut wird dadurch schlaff. Weitere Sonnenschäden, die sich oft erst nach Jahren zeigen, sind erweiterte Äderchen, Hyperpigmentierung (Pigmentflecken), Hautverdickung oder im schlimmsten Fall Hautkrebs.
Augenschäden
Bei Sonnenschutz denkt man automatisch an die Haut. Doch auch die Augen können unter den Sonnenstrahlen leiden. Wenn es zu hell ist, kneifen wir die Augen zusammen, die Pupillen verengen sich – ein eindeutiges Signal des Körpers. Der ungeschützte Blick in die Sonne kann schon nach Sekunden oder Minuten die Netzhaut schädigen und zu irreparablen Sehverlusten führen. Entzündungen der Binde- und Hornhaut, aber auch grauer Star können durch UV-Strahlung ausgelöst werden. Im Gebirge oder am Wasser wird die Sonneneinstrahlung durch Reflexion noch verstärkt. Das Tragen einer Sonnenbrille mit entsprechendem UV-Schutz beugt Augenschäden vor.
Wundermittel Vitamin D
Unter UV-B-Bestrahlung der Haut produziert der Körper Vitamin D – lediglich ein Zehntel wird über die Nahrung aufgenommen. Aus einem Cholesterin-Abkömmling in der Haut stellt der Körper mithilfe des Sonnenlichts eine Vorstufe des Vitamins D3 her, das schließlich von der inaktiven Form (Cholecalciferol) in die aktive Form (Calcitriol) umgewandelt wird. Diese ermöglicht den Kalziumeinbau in die Knochen, schützt vor Osteoporose, stärkt Immunabwehr und Muskelkraft.
Die 10 häufigsten Sonnen-Mythen im Check
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1. Sonnenbrand im Schatten
Auch im Schatten besteht Sonnenbrandgefahr, wenn man nicht eingecremt ist. Vor allem am Strand oder Pool reflektiert das Wasser 80 % der Sonnenstrahlung. Auch der Schatten von Sonnenschirmen ist unterschiedlich wirksam. Je nach Qualität des Stoffes lassen sie sogar bis zu 80 % des Lichtes durch!
2. Wasserfeste Sonnencreme
Wasserfeste Sonnencreme muss man nach dem Baden nicht erneuern – das stimmt nur bedingt. 50 % des Schutzes sollten nach einer Badezeit von 40 Minuten zwar noch erhalten sein, besser ist es, den Schutz zu erneuern.
3. Doppelt auftragen
Sonnencreme doppelt auftragen schützt nicht länger und besser. Die doppelte Menge an LSF 20 ergibt NICHT LSF 40. Im Allgemeinen tragen wir Sonnenschutz zu dünn auf. Die Berechnungen des Schutzes basieren auf einer aufgetragenen Menge von 1 Esslöffel/ Gesicht. Das ist in der Praxis nicht realisierbar. Regelmäßig nachcremen ist effektiver, als zu viel Sonnencreme auf einmal aufzutragen.
4. Kleidung schützt
Sind Textilien dick genug und dicht gewebt, schirmen sie die Haut vor UV-Strahlung ab. Baumwolle absorbiert UV-B-Strahlen, die Sonnenbrand auslösen, sehr schlecht, Gewebe aus Polyester gewähren dagegen einen guten Schutz. Weite und dunkle Kleidung schützt besser als enge und helle. Für Kinder gibt es spezielle UV-absorbierende Kleidung im gut sortierten Fachhandel.
5. Topfen bei Sonnenbrand
Topfen ist zwar feuchtigkeitsspendend und kühlend, kann sich aber auch negativ auswirken. Die in der Milch enthaltenen Bakterien können an gereizter Haut zu Entzündungen führen. After-Sun-Produkte aus der Apotheke oder pflanzliche Aloe-Vera-Creme kühlen und beruhigen zugleich. Bei stärkeren Sonnenbränden empfiehlt sich der Besuch beim Hautarzt.
6. Parfum und Sonne
Der in manchen Parfums enthaltene Alkohol kann lichtsensibilisierend wirken und zu bleibenden Pigmentflecken auf der Haut führen. Speziell in den Sommermonaten gibt es Parfumkollektionen ohne Alkohol.
7. After-Sun-Lotion
Nach dem Sonnenbad benötigt die gestresste Haut Feuchtigkeit. Besser als Bodylotions sind After-Sun-Produkte mit speziellen Wirkstoffen wie Aloe Vera, welche Feuchtigkeit spenden, aber auch die Haut beruhigen und kühlen. Spezielle Cremes mit DNA-Reparatur-Enzymen machen Sonnenschäden auch auf molekularer Ebene wieder gut.
8. Bräunen bei Bewegung
Durch Bewegung, wie beim Sport in der Sonne, bräunt man schneller – das ist nur vermeintlich so. Wir werden dabei nur regelmäßiger braun.
9. Sonnenbrand am Kopf
Die Gefahr für Sonnenbrand auf der Kopfhaut besteht nicht nur für Männer mit Glatze, sondern für jeden. Gerade der hintere Kopfbereich ist besonders gefährdet. Sonnenhüte schützen am besten. Wer keine Kopfbedeckung möchte, kann einen nicht fettenden Sonnenschutz-Spray mit feinem Sprühnebel verwenden.
10. Vorbräunen im Solarium
Solarien sind zum Vorbräunen ungeeignet, sogar schädlich. Das UV-A-Licht im Solarium verändert nur Pigmentvorstufen chemisch, sodass sie dunkler aussehen. Es fehlt die Produktion von mehr Pigment und die wichtige Entstehung der „Lichtschwiele“ (mikroskopische Verdickung der Haut), welche vor UV-Strahlen schützt. Gefährliche UV-B-Strahlen werden durch Solariumbräune nicht aufgehalten. Gesünder: Mit hohem Lichtschutzfaktor an der Sonne langsam bräunen.
Sonne ohne Reue
Bei all den positiven Seiten sind jedoch auch die Schattenseiten der Sonne zu bedenken. Guter Hautschutz mit ausreichend hohem Sonnenschutzfaktor ist in den Sommermonaten, vor allem beim Badeurlaub oder in den Bergen, sehr wichtig. Je nach Hauttyp, geografischer Lage und Sonnenstand sollte der Lichtschutzfaktor entsprechend hoch – auf jeden Fall im zweistelligen Bereich – gewählt und die Sonnencreme großzügig aufgetragen werden. Wer seine Haut langsam an die Sonne gewöhnt, kann einen natürlichen Hautschutz aufbauen. Bei UV-Strahlung sondern die Melanozyten (bestimmte Zellen, die sich unter anderem in der Epidermis befinden) vermehrt das Pigment Melanin ab, um die Haut vor Verbrennungen zu schützen. Wird die UV-Belastung stärker, leitet der Körper weitere Schutzmaßnahmen, wie die Verdickung der Hornhaut (Aufbau der sogenannten Lichtschwiele), ein. Für den Selbstschutz benötigt die Haut bis zu drei Wochen und bei Lichtmangel baut er sich rasch wieder ab. Der UV-Eigenschutz der Haut schützt lediglich vor dem Entstehen eines Sonnenbrandes, vor DNA-Schäden und Mutationen jedoch nur in geringem Umfang.