In Österreich dürften in den vergangenen Wochen 250.000 bis 300.000 Menschen an der A(H1N1)-Schweinegrippe erkrankt sein. Dies lässt sich aus den bisherigen Abschätzungen der Behörden ablesen. Vergangene Woche waren es in Wien hochgerechnet rund 7.900 Neuerkrankungen, so das Gesundheitsministerium.
Eine offizielle Hochrechnung für ganz Österreich gab es für die Woche mit Weihnachten nicht, multipliziert man - was Experten für plausibel halten - die Wiener Zahl mal drei, wären das 23.700 Erkrankungen in ganz Österreich in der vergangenen Woche - Tendenz fallend. In der vergangenen Woche wurde mit hochgerechnet 7.900 Neuerkrankungen in Wien (plus/minus 1.000) erstmals wieder jene Schwelle von rund 10.000 Erkrankungen unterschritten, die als Maß für eine Influenza-Epidemie gilt. In der Woche davor war man in Wien noch von 12.700 Neuerkrankungen ausgegangen (davor: 14.500). Vergangene Woche gab es in Österreich insgesamt 99 hospitalisierte und labormäßig bestätigte Neuerkrankungen, in der Woche davor waren es 140 gewesen (eine weitere Woche davor 172). Auch hier zeigt die Tendenz nach unten. Bisher wurden in Österreich keine anderen Influenza A-Viren festgestellt. Möglicherweise deutet das darauf hin, dass A(H1N1) andere Virus-Varianten in diesem Winter wirklich verdrängt.
Allerdings, so das Gesundheitsministerium: "Die erste Pandemiewelle mit Influenza A(H1N1) setzt sich fort." Im Endeffekt zeigt sich bei den bisherigen Erkrankungszahlen, was die Experten erwartet haben. Die Wiener Virologin Therese Popow-Kraupp: "Es ist wie eine etwas schwerer verlaufende Influenza (nach Erkrankungszahlen, Anm.) mit saisonalen Stämmen."
In den meisten Fällen verläuft die Schweinegrippe mild. Wie viele Menschen wirklich mit der Schweinegrippe infiziert werden bzw. wurden, könnte nur durch eingehende Blutuntersuchungen auf Antikörper festgestellt werden. Dies ist bereits in einigen Ländern - derzeit nicht in Österreich - geplant. Gerade wegen des oft milden bzw. sogar asymptomatischen Verlaufes der A(H1N1)-Influenza böten solche Reihentests die einzige Möglichkeit, das wahre Ausmaß der Epidemie festzustellen.
Bisher 250.000 bis 300.000 Erkrankte lassen sich unschwer aus den von den Behörden veröffentlichten Schätzungen ableiten: Am 18. November war von bis zu 45.000 Erkrankten die Rede, ebenso am 25. November, in der Woche darauf dann 47.000, sieben Tage später von bis zu 45.000 und danach von bis zu 34.000. Das wären um die 220.000 Erkrankte. Für die Woche mit Weihnachten gibt es keine österreichische Hochrechnung, für Anfang November nur die Zahl von 10.800 Neuerkrankungen in Wien (für Österreich mal drei). Insgesamt wären das dann etwa 250.000 Erkrankte. Multipliziert man hingegen alle vorliegenden Schätzungen für Wien jeweils mit drei, wären es für Österreich ebenfalls um die 300.000 Erkrankte.
Bisher hat Österreich drei A(H1N1)-Todesfälle offiziell registriert und an das europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) gemeldet. Bei Influenza-Wellen geht man allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Seit Anfang November wurden in Österreich 263.822 Impfungen gegen A(H1N1) durchgeführt. Österreich hat über seinen Rahmenvertrag auf potenziell insgesamt 16 Mio. Dosen der Celvapan-Vakzine (Baxter) bisher 520.000 Dosen in der Erstlieferung abgerufen. Durch die Vertragsgestaltung mit flexibler Lieferung nach Bedarf ist eine gänzlich andere Situation als in Deutschland gegeben.
Während der gesamten Influenza-Saison 2008/2009 mit den saisonalen Erregern dürften in Österreich 400.000 bis 500.000 Menschen erkrankt sein.