Die onkologische Rehabilitation hilft Krebspatienten nach der Therapie bei der Rückkehr in ihr alltägliches Leben. Die Fakten.
Obwohl dank des medizinischen Fortschrittes immer mehr Menschen mit der Diagnose Krebs geheilt werden können, ist es immer noch eine, die den Betroffenen und deren Angehörigen den Boden unter den Füßen wegzieht. Nach der Diagnose folgt in aller Regel sehr schnell die Therapie: abhängig von Art, Lokalisation und Ausbreitung des Tumors kommen Chemo-, Strahlen-, Antikörper-, Hormon- oder Immuntherapien, Operationen oder auch eine Kombination der Methoden zum Einsatz. Doch was kommt danach?
Begleitung nach der Krankheit
In jedem Krankenhaus sind mittlerweile sogenannte Tumorboards vorhanden. Es handelt sich dabei – vereinfacht ausgedrückt – um Beratungsgruppen von Ärzten und Experten verschiedener Disziplinen und Fachrichtungen. Die genaue Zusammensetzung dieser Tumorboards ist höchst individuell und richtet sich nach der genauen Erkrankung des zu behandelnden Patienten. Meist sind neben Onkologen darin chirurgisch tätige Ärzte, Radiologen, Strahlentherapeuten und Pathologen vertreten. Gemeinsam wird für jeden Betroffenen genau festgelegt, welche Behandlungen für den jeweiligen Patienten am sinnvollsten erscheinen. Doch auch im Anschluss an eine Krebstherapie müssen die Patienten weiter betreut werden. Denn jede dieser Behandlungen, egal, welche Art von Therapie eingesetzt wurde, kann den menschlichen Organismus und die Psyche stark belasten. Viele Patienten leiden an Begleiterkrankungen, die sie zusätzlich in ihrer Mobilität einschränken.
Onkologische Rehabilitation
Im Anschluss an eine Krebserkrankung können daher sogenannte onkologische Rehabilitationsmaßnahmen notwendig werden. Ziel ist es, die Patienten bei der Rückkehr in ihr alltägliches Leben und bei der Wiedererlangung ihrer Lebensqualität bestmöglich zu unterstützen. Am sinnvollsten erfolgen diese, wenn sie – genau wie die Behandlung – exakt auf den Betroffenen zugeschnitten werden.
Dafür ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen unerlässlich, weshalb bereits vor fünf Jahren das Tumorboard für Onkologische Rehabilitation an der MedUni Wien ins Leben gerufen wurde. „Hier beraten unsere ExpertInnen über Rehablilitationsmaßnahmen nach onkologischen Behandlungen, und das ist weltweit einzigartig“, erklärt Prof. Richard Crevenna von der Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der MedUni Wien.
Die Maßnahmen
Dass nicht jeder Patient ein Kandidat fürs Fitnessstudio oder die Jogging-Strecke sein kann, liegt auf der Hand. Umso wichtiger ist es, Reha-Maßnahmen für Krebspatienten nach individueller Leistungsfähigkeit und persönlichem Bedarf festzulegen. Neben Ernährungsberatung kommt beispielsweise auch körperliches Training zum Einsatz.
Wurden Krebspatienten vor 20 Jahren noch angehalten, sich zu schonen und auf übermäßige körperliche Bewegung zu verzichten, hat sich dazu in den vergangenen Jahren die Meinung geändert: „Heute ist es genau umgekehrt. Die Leute sollen sich – allerdings fachärztlich beraten – bewegen, gerade auch bei schweren Erkrankungen“, so Crevenna. „Die Patienten verbessern durch körperliches Training ihr allgemeines Wohlbefinden, ihre Leistungsfähigkeit und minimieren ihre Schmerzen.“ Für die onkologische Rehabilitation kommen jene Patienten infrage, die ihre Diagnose vor weniger als fünf Jahren erhalten haben und deren onkologische Therapien (vorerst) abgeschlossen sind. Weiters muss eine günstige Aussicht auf Rehabilitation bestehen.
Erfahrungen
„Nachdem mir ein Tumor aus den Lymphknoten entfernt wurde, hatte ich Schwellungen und war sehr eingeschränkt in meiner Bewegungsfähigkeit“, erzählt die 45-jährige Patientin Bettina L. „Physikalische Behandlungen wie Lymphdrainagen haben die Schwellungen verringert, ein speziell auf mich abgestimmtes Trainingsprogramm aus Schwimmen und Walken hat mir geholfen, meine Mobilität wieder zurückzugewinnen. Heute fühle ich mich fit, ich bin bereit, mein neues Leben in Angriff zu nehmen“, berichtet Bettina L. über die positiven Effekte der onkologischen Rehabilitation, die sie nach ihrer Behandlung in Anspruch nahm.
Noch bessere Vernetzung
Seit Kurzem gibt es am Comprehensive Cancer Center Vienna (CCC), einer Einrichtung der MedUni Wien und des AKH Wien, eine neue Plattform, die es ermöglicht, bestehende Strukturen und vorhandene Ressourcen noch besser zu nutzen; es handelt sich um eine Erweiterung des Tumorboards. Die Experten der beteiligten Disziplinen können so für geeignete Patienten effektiver passende Rehabilitationsmaßnahmen koordinieren.