Die Diagnose Krebs verändert alles. Frauen erzählen, wie sie die Krankheit überlebt haben.
"Es kann jeden treffen", ist eine Erkenntnis, die nach dem Gespräch mit Gabi Huth bleibt. Die ehemalige Leistungssportlerin, die Erfolge im Rudern feiern konnte, hat immer ein gesundes Leben geführt, auf ihre Ernährung geachtet, nie geraucht und – natürlich – Sport betrieben. Dennoch erkrankte sie an einer hoch aggressiven Form von Brustkrebs. Die zweite, wichtigere Erkenntnis: Es gibt Menschen, die diesen Kampf gewinnen, die sich trotz allem nicht unterkriegen lassen und – wie Gabi Huth – ihre positive Einstellung nicht verlieren.
Erster Verdacht
Im September 1999 ertastete Gabi Huth an sich selbst einen Knoten in der Brust. Ihre Frauenärztin war trotz Ultraschall aber der Meinung, es sei alles in Ordnung. Doch das ungute Gefühl blieb. Einige Monate später bestätigte sich Huths Verdacht: Der Knoten war innerhalb weniger Monate auf die doppelte Größe gewachsen und verursachte Schmerzen. Sie bestand schließlich auf einer Mammografie.
Die Diagnose
„Ich habe einen sehr guten Bezug zu meinem Körper, auch durch den Leistungssport. Daher habe ich schon intuitiv gewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist“, erzählt sie. Der Augenblick der Diagnose war dennoch erschreckend: Sie war an einem besonders aggressiven Typ Brustkrebs erkrankt, der Tumor war außerdem schon relativ groß. „Das zieht einem schon den Boden unter den Füßen weg. Meine Kinder waren ja auch noch so klein. Ich habe aber gewusst: Das werde ich auch packen, ich werde kämpfen!“ erinnert sich Huth. Gefragt, warum es ausgerechnet sie getroffen hat, hat sie sich nie.
Die Therapie
Danach ging alles Schlag auf Schlag: Bereits am nächsten Tag beginnt die Chemotherapie. Eine Zeit, in der auch sie mit den Nebenwirkungen zu kämpfen hat, aber aufgeben kommt ihr nicht in den Sinn: Familie und Freunde unterstützen sie, ihre körperlichen Voraussetzungen sind dank ihres gesunden Lebensstils ideal. Homöopathie und Alternativmedizin helfen ihr, die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu mildern.
Positive Gedanken
Wer sich mit Gabi Huth unterhält, merkt: Vor einem sitzt eine durch und durch positive Frau, die weiß, was sie will, ein herzlicher Mensch mit großer mentaler Stärke. Eine Frau, von der man lernen kann. Ihr Tipp: „Immer nur mit positiven Menschen umgeben und sich bewusst machen, wer einem gut tut! Ich gebe sehr viel, achte mittlerweile aber auch darauf, dass sich das Verhältnis von Geben und Nehmen die Waage hält.“ Gelernt hat sie außerdem, sich Ruhepausen zu gönnen, sich viel zu bewegen, sich Kraft aus der Natur zu holen und noch viel mehr auf ihr Bauchgefühl zu hören. Sie hat sich entschlossen, ihre Geschichte öffentlich zu machen, weil sie positive Gedanken weitergeben möchte und zeigen will: Es geht, es gibt Hoffnung – egal, wie schlecht es ausschaut.
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Die Sportlerin „Es war schon eine sehr schöne Zeit, ich möchte sie nicht missen. Es war viel Lebenserfahrung, ich bin viel in der Welt herumgereist“, erzählt Gabi Huth rückblickend. „Ich habe schon in jungen Jahren mit dem Sport begonnen; das Fortgehen ist mir nie abgegangen. Wir haben halt trainiert und das war unser Leben“, so die Oberösterreicherin. Sinzinger, wie sie damals noch hieß, feierte Erfolge als Ruderin, auch als Langläuferin war sie erfolgreich. Als sie schwanger wurde, beendete sie ihre aktive Karriere, dennoch spielt Sport im Leben der sympathischen Frau immer noch eine große Rolle. Die Gastwirtin Heute betreibt die ehemalige Leistungssportlerin mit ihrem Mann Robert mit großem Erfolg und viel Leidenschaft sechs Restaurants in der Wiener Innenstadt (www.zum-huth.at). Jedes Lokal ist einem thematischen Schwerpunkt gewidmet, eines haben aber alle gemeinsam: die herzliche Atmosphäre und ausgezeichnete Küche. Mutter & Familienmensch Nach 16 Uhr ist die Chefin allerdings nie in ihren Lokalen anzutreffen. Ab dann widmet sie ihre ganze Aufmerksamkeit ihren Kindern: „Ein Kinderlächeln gibt einem alles. Es gibt einfach nichts Schöneres auf der Welt, als für seine Kinder da zu sein. Meine Kinder sind für mich außerdem eine Kraftquelle“, verrät sie im Interview. Dankbar ist sie auch für die Unterstützung von Familie, Freunden und Bekannten, die ihr während ihrer Behandlung tatkräftig zur Seite standen. „Ohne dem wäre es nicht gegangen!“
Diagnose Die Grazerin wurde im August 2010 mit der Diagnose konfrontiert. Da sie selbst Medizinerin ist, wusste sie genau, wie es um ihre Chancen stand; sie war an einem besonders seltenen, ziemlich aggressiven und schnell wachsenden Tumor erkrankt. Sie suchte gezielt nach Informationen, entschied sich für eine rein schulmedizinische Behandlung. „Ich habe mich nicht versteckt; ich habe bunte Tücher getragen, um meine Glatze zu verschönern; ich habe Farbe in mein Leben gebracht und Rot für mich entdeckt. Wenn mich jemand mitleidig angeschaut hat, habe ich ihn angelächelt; wenn peinliche Pausen in Gesprächen entstanden sind, habe ich von meinem Krebs erzählt. Da ich mich nicht versteckt habe, ging es ‚meinen‘ Menschen auch besser. Auch sie haben viel gelernt“, erinnert sich Andrea Nicolaus. Das Leben Danach Zwar war sie vorher schon ein starker Mensch, doch ihre Erkrankung hat ihr erst bewusst gemacht, über wie viel Kraft sie verfügt. „Gepaart mit heiterer Gelassenheit führe ich heute ein glückliches Leben. Die Erkenntnis, dass ich jeden Tag vom Leben lernen kann und das auch zulasse, hat mich verändert“, gibt sie zu. „Ich durfte erfahren, dass ich es bin, die für mein Glück verantwortlich ist; dass Freunde und Familie das schönste Geschenk auf Erden sind.“ Natürlich hatten ihre Lieben Angst um sie, aber jeder einzelne trug dazu bei, dass sie diesen Weg gehen konnte.
Eine neue Chance: Neues Leben: Entspannter Geändert hat sich vor allem die Einstellung der 34-Jährigen. Während sie früher eher perfektionistisch veranlagt war, sieht sie viele Dinge heute eher entspannt. Sie nimmt sich bewusst Zeit, Freude zu empfinden: über ihre Kinder, blühende Blumen und die Tatsache, am Leben zu sein. „Ich will wieder arbeiten gehen und mir dadurch ein Stück Alltag zurückerobern“, schmiedet sie Zukunftspläne.
Diagnose Die heute 52-jährige Steirerin wurde 2012 mit den Worten „Sie haben einen Tumor im Kopf“ konfrontiert. „Ich hatte das Gefühl, jemand schlägt mir ein Brett vor den Kopf“, beschreibt sie, was sie damals empfand. Einige Wochen nach der Diagnose wurde sie operiert, der Tumor konnte entfernt werden. Das Leben danach Die Operation ist gut verlaufen: „Der Chirurg lächelte und sagte: ‚Es ist alles gut, ich habe den ganzen Tumor entfernt’“, erzählt Edith Prein. „Unbeschreiblich ist das Gefühl, das dieser Satz in mir auslöste. Meine Einstellung zum Leben und meine Prioritäten haben sich sehr verändert. Materielle Dinge sind mir nicht mehr so wichtig, dafür schätze ich die Zeit, die ich mit meiner Familie und meinen Freunden verbringe“, so die Grazerin. Um auch anderen Menschen in dieser schweren Zeit beistehen zu können, hat sie nun eine Selbsthilfegruppe in Graz gegründet.
Thomas Hartl hat in seinem neuen Buch (Ueberreuter-Verlag, 19,99 Euro) berührende Geschichten von Krebspatienten gesammelt. So unterschiedlich die Einzelfälle und betroffenen Personen sind, haben sie doch eines gemeinsam: Sie alle haben „ihren“ Krebs überlebt und die Erkrankung als Chance zur Veränderung genutzt. Ein Buch, das sensibel mit dem Thema umgeht, Hoffnung macht und Mut zuspricht.