letzte Woche waren in Österreich laut den Berechnungen der Fachleute in Wien rund 8.100 Personen an der H1N1-Influenza oder banalen grippeähnlichen Infekten erkrankt. In Graz waren es 1.924. Dies teilte das Gesundheitsministerium mit. Das stellte einen leichten Anstieg gegenüber der vorangegangenen Woche (Wien: rund 7.100 Betroffene, Graz: 1.689) dar - allerdings auf sehr niedrigem Niveau.
Laut einer vorläufigen Bilanz der Experten des Instituts für Virologie der MedUni Wien ist die erste H1N1-Pandemie-Welle jedenfalls anders verlaufen als die übliche saisonale Influenza. Monika Redlberger-Fritz und Therese Popow-Kraupp ziehen in der "Virusepidemiologischen Information" folgende Bilanz: "Die in den Sommermonaten aufgetretenen Erkrankungsfälle waren ausschließlich mit Urlaubs- und Reisetätigkeit assoziiert und somit nicht durch Infektionsketten in Österreich bedingt. Beginnend mit dem 28. Oktober 2009 wurde jedoch ein zunehmender Anstieg von Erkrankungen bei Personen ohne Auslandskontakte beobachtet."
Was die Anzahl der Erkrankungen betraf, könne die pandemische Grippewelle ähnlich wie eine saisonale Grippewelle eingestuft werden. Doch es gab signifikante Charakteristika dieser "neuen" A(H1N1)-Influenza: " Im Unterschied zu den Influenzawellen der vergangenen Jahre begann sie jedoch um acht bis zehn Wochen früher, nämlich bereits Anfang November. (...) Die im 'Lancet' veröffentlichten Daten des Infektionsausbruches in Mexiko im März/April 2009 mit über 63.000 Erkrankten zeigen, dass 68 Prozent der Patienten unter 40 Jahre alt waren, bzw. 55 Prozent unter 30. Diese Altersverteilung wurde durchgehend in allen von der Pandemie betroffenen Ländern beobachtet. Somit erkrankten vorwiegend Kinder und junge Erwachsene, und dementsprechend fanden sich auch ungewöhnlich häufig schwere Krankheitsverläufe und Hospitalisierungen in dieser Altersgruppe."
So sei das durchschnittliche Alter bei intensivpflichtigen Patienten, die ein Akutes Respiratorisches Distress Syndrom (ARDS) entwickelten und in weiterer Folge eine ECMO (extrakorporale Sauerstoffanreicherung des Blutes) benötigten, bei 34 Jahren, neun Prozent waren schwanger, sechs Prozent Mütter nach der Entbindung und 50 Prozent adipös.
Die Wiener Fachleute: "Aus diesen Daten geht hervor, dass sich das bekannte Spektrum der Risikogruppen verändert und erweitert hat, nicht zuletzt auch bedingt durch das häufigere Auftreten von H1N1-Infektionen bei jüngeren Erwachsenen. Obwohl auch bisher bekannt war, dass eine Influenza-Erkrankung bei werdenden Müttern mit einem vierfach höheren Risiko für Komplikationen assoziiert ist, stellte sich während der Pandemie heraus, dass für schwangere Patientinnen mit einer H1N1-Infektion ein bis zu zehnfach höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf besteht."
Als ein neuer und bisher völlig unbekannter Risikofaktor kristallisierte sich die Fettleibigkeit heraus (Body Mass Index BMI größer 35). So hatten in Australien und Neuseeland 28,6 Prozent der H1N1-infizierten Patienten auf den Intensivstationen einen BMI von mehr als 35, während diese in der Gesamtbevölkerung lediglich mit 5,3 Prozent vertreten sind.
Basierend auf den Pandemie-Erfahrungen Daten wurde die Empfehlung der WHO für die Impfstoffzusammensetzung 2010/2011 dahingehend modifiziert, die saisonale A/H1N1 Komponente durch das pandemische A/H1N1v Virus (A/California/7/2009) zu ersetzen. Auch die Influenza A/H3N2 Komponente des Impfstoffes wird aktualisiert. Somit werden in der kommenden Saison folgende Influenza Virusstämme in den Impfstoffen enthalten sein: A/California/7/2009 (H1N1-like), A/Perth/16/2009 (H3N2-like) und B/Brisbane/60/2008-like.