Die Lebenserwartung russischer Männer ist extrem niedrig. Dies ist nach Einschätzung des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung hauptsächlich auf "übermäßigen Alkoholkonsum" zurückzuführen. Wie das Institut am Montag berichtete, ist Schätzungen zufolge Alkoholmissbrauch die Ursache für mindestens jeden dritten Todesfall bei Männern im erwerbsfähigen Alter.
Dies entspreche rund 170.000 Sterbefällen pro Jahr. Die Lebenserwartung in Russland lag im Jahr 2007 für Männer bei 61 und für Frauen bei 74 Jahren. Deutsche würden im Schnitt 77 Jahre alt. Dass Alkohol einen großen Einfluss auf die Lebenserwartung hat, bestätigte sich in Analysen, die weitere, mit Alkohol in enger Verbindung stehende Ursachen einbeziehen. Dazu zählten Leberzirrhosen, Unfälle und gewaltsame Todesarten. Dies lasse darauf schließen, dass unter russischen Männern zwischen 25 und 54 Jahren 43 Prozent der Sterbefälle durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht wurden.
Es sei laut Max-Planck-Institut zu beobachten, dass Anstiege und Rückgänge der Lebenserwartung im direkten Zusammenhang mit der Sterblichkeit infolge von Alkoholkonsum stehen. So sei die durchschnittliche Lebenserwartung Anfang der 1990er Jahre, als die Sowjetunion zusammenbrach und von 1999 bis 2003 während der Währungskrise besonders niedrig gewesen. Damals kamen besonders viele Menschen durch Alkohol ums Leben. Dagegen war Ende der 1980er Jahre eine von Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow initiierte Anti-Alkoholkampagne erfolgreich: Weniger Russen starben an Alkoholvergiftung, zeitgleich stieg die Lebenserwartung.