Tiefe Trauer

Rocklegende Lou Reed gestorben

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Laut "Rolling Stone": Ex-Velvet-Underground-Musiker wurde 71 Jahre alt.

"Take a walk on the wild side" sang Lou Reed ziemlich zu Beginn seiner Solo-Karriere. Der Song wurde zur Hymne und blieb das Lebensmotto des Musikers aus Long Island (New York). Das ehemalige Mitglied von Velvet Underground war Rebell, Junkie und Avantgarde-Rock-Pionier. Am Sonntag starb Reed mit 71 Jahren in New York City an Komplikationen nach einer Leber-Transplantation. Dies bestätigte sein Agent Andrew Wylie am Sonntagabend.

Vielleicht macht das einen echten Revoluzzer aus: Er lässt sich von eigenen Projekten mitreißen. "Lulu", das Konzeptalbum, das Reed mit der Metal-Band Metallica 2011 veröffentlichte, ist so ein Fall. Es basiert auf dem gleichnamigen Drama von Frank Wedekind und die Texte handeln von Verstümmelung, Inzest, Blut und Kotze. Reed war der Meinung, er hätte nie etwas Besseres geschrieben. "Da steckt so viel Wut drin, es ist berauschend", sagte er über die Platte in einem Interview. Viele seiner Fans und der von Metallica waren davon allerdings weniger angetan.

Die Jugend Reeds war schwierig
Seine Eltern schickten ihn wegen homosexueller Neigungen in psychiatrische Behandlung. Angeblich soll er dort Elektroschocks erhalten haben. Seine Karriere startete 1965 mit Velvet Underground - einer Band, bei der das strapazierte Etikett "legendär" zutrifft. Nur fünf Jahre reichten, um Reed einen prominenten Platz in der Rockgeschichte zu sichern. Mit ihrem düster-schrägen Sound stellte sich die von Andy Warhol protegierte Band gegen die aufkommende Hippie-Bewegung - zunächst ohne großen kommerziellen Erfolg.

Auch das heute als Avantgarde-Rock-Meilenstein geltende "The Velvet Underground & Nico" mit Songs wie "Heroin" und "Venus In Furs" (und mit dem ikonischen Bananen-Cover-Artwork von Andy Warhol) blieb zunächst nur ein Achtungserfolg. Ironie der Rock-Geschichte: Das endlich erfolgreiche und von der Kritik gelobte Velvet-Album "Loaded", das deutlich Reeds Handschrift trägt, kam erst kurz nach dessen Bandausstieg 1970 auf den Markt. Stücke wie "Sweet Jane" oder "Rock 'n' Roll" wurden später zu Klassikern in seinem Repertoire.

Legendär sind auch seine Soloalben "Transformer" (1972 mit "Walk On The Wild Side"), die grelle Lärmorgie "Metal Machine Music" (1978) sowie seine Comeback-CD "New York" (1989). Sie prägten den kühlen Stil Reeds und sein Motto: "Ich mag Musik, die mich körperlich erschüttert". Der sanfte Song "Perfect Day", der in dem Film "Trainspotting - Neue Helden" (1996) zu neuen Ehren kam, hört sich an wie eine Liebeserklärung. Viele deuten es allerdings als einen Lobgesang auf seinen Drogenkonsum.

In WG mit Bowie und Iggy Pop
Denn Reed sorgte nicht nur mit seiner Musik für Schlagzeilen. Immer wieder wurde von Drogenexzessen des Musikers berichtet, der Ende der 1970er-Jahre mit David Bowie und Iggy Pop in einer WG im Westen des geteilten Berlins lebte. Sein verwittertes, verlebtes Gesicht spricht eine eigene Sprache. Aber Reed gehörte wie Iggy und Bowie zu den Überlebenden.

Neuland betrat Reed 1996 mit der Komposition des Musicals "Time-Rocker", das Regisseur Robert Wilson am Hamburger Thalia Theater inszenierte. Für das Werk "POEtry" setzte Reed ebenfalls gemeinsam mit Wilson Gedichte und Texte von Edgar Allen Poe musikalisch um. Zwei Jahre später veröffentlichte er die CD-Fassung des Theaterstücks unter dem Titel "The Raven" (2003). In Sing- und Sprechrollen wirkten dabei David Bowie - sein alter Freund aus Glam-Rock-Tagen - sowie die Schauspieler Willem Dafoe und Steve Buscemi mit.

Seine wilden Auftritte (Zeugnis davon legen die exzellenten Live-Alben "Rock 'n' Roll Animal" und "Live: Take No Prisoners" ab) wurden in späteren Jahren gesitteter. Reed trat auch mit der Performance-Künstlerin Laurie Anderson (64) auf, seiner langjährigen Lebensgefährtin, die er im April 2008 geheiratet hat.

Im Mai dieses Jahres unterzog sich Reed einer Lebertransplantation. "Er lag im Sterben", berichtete seine Ehefrau. Sie glaube nicht, dass ihr Mann sich "jemals vollständig erholen" werde, aber er betreibe bereits wieder Tai Chi und werde "in einigen Monaten" auch andere Aktivitäten wieder aufnehmen, gab sich Anderson damals noch hoffnungsvoll.

 

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