Musical

Kronprinz Rudolf: Ein österreichischer Hamlet?

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Das Musical "Rudolf-Affaire Mayerling" hat am 26.2. Premiere

Reise von der realen Welt in die Gefühlswelt
Als "Hamlet von der Donau" sieht Regisseur David Leveaux Kronprinz Rudolf von Österreich. Der Broadway-erfahrene Künstler inszeniert derzeit für die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) das Musical "Rudolf - Affaire Mayerling", das am 26. Februar im Wiener Raimund Theater Premiere hat. "Ich möchte keine melancholische Reise inszenieren", sagt Leveaux, "es soll nicht alles auf den Tod am Ende zusteuern. Vielmehr will ich eine Reise von der realen Welt in die Gefühlswelt und zurück."

Selbstmord als Ausweg
Das Musical erzählt, basierend auf Frederic Mortons Roman "Ein letzter Walzer", die Geschichte eines Hoffnungsträgers, eines Revoluzzers, eines Visionärs und eines Todesfreundes, der an der Starrheit des politischen Systems zerbricht. Am Ende bleibe Rudolf eben nur mehr eine Handlung, durch die er Willensstärke zeigen kann: der Selbstmord. "Ich sehe diesen nicht nur als 'Nein', sondern auch als 'Ja'", sagt Leveaux. Jack Murphy hat das Buch der Bühnenfassung und die Lyrics verfasst, die Musik kommt von Frank Wildhorn ("Jekyll&Hyde"). Rudolf wird von Drew Sarich verkörpert, den man hierzulande schon in "Hair" und "Barbarella" sehen konnte, Newcomerin Lisa Antoni spielt Mary Vetsera.

Der Tod ist von Anfang an präsent
"Wir beginnen den Abend mit einem Stück im Stück. Auf einer Operettenbühne erschießt sich eine Frau, Rudolf und Mary beobachten das vom Publikum aus, Mary ist fassungslos und geschockt. Doch sie kommt zu der Überzeugung: Besser man stirbt schnell mit einem Mal als jeden Tag ein bisschen", sagt der Regisseur. Mehr noch als in anderen Bühnen-Bearbeitungen von Rudolfs Schicksal wird Mary Vetsera als starke Figur eingeführt: "Sie zeigt ihm, dass das, was er sich in seiner Fantasie an Veränderungen und Umwälzungen vorstellt, möglich wäre, wenn er sich nur traute. Sie ist die treibende Kraft hinter Rudolf."

Über die Rolle
"Sie ist politisch engagiert, aktiv, viel aufrührerischer als sie in Wahrheit war. Das macht die Rolle interessant", sagt Antoni im Interview über ihre Rolle. Sarich sieht die Schwierigkeit als Rudolf-Darsteller darin, "dass alle die Geschichte kennen und wir trotzdem Spannung kreieren wollen." Für ihn sei Rudolf "ein Vogel, der gegen seinen Käfig fliegt", so Sarich.

Uwe Kröger in dunkler Rolle
Ein Käfig, der auch von Gegenspieler Ministerpräsident Taaffe gebaut wird - in dieser Rolle wird Uwe Kröger seine dunkle Seite hervorkehren. "Meine Figur ist ein höchst intelligenter Polit-Stratege. Er verkörpert die brutale Realität der Zeit", so Kröger. "Die Rolle ist jener des Richelieu in 'Drei Musketiere' ähnlich, die ich ja schon gespielt habe - und sie ist eine fein gearbeitete Figur". In weiteren Rollen sind Carin Filipcic, Wietske van Tongeren und Claus Dam zu sehen.

Intimität und Geschichte
Bereits 2006 fand in Kooperation mit den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) die Uraufführung am Budapester Operettentheater statt. Nun spricht man bei den VBW von der Uraufführung der Wiener Fassung, die mehrmals verschoben worden war, um Platz für die Wiederaufnahme von "Rebecca" im Raimund Theater und die Premiere der "Producers" im Ronacher zu schaffen. "Im Vergleich zur Aufführung in Budapest, die sehr spektakulär war, will ich die Intimität mehr in den Vordergrund bringen", sagt Leveaux. "Wir bewegen uns die ganze Zeit zwischen den beiden Dimensionen: Intimität und Geschichte." Denn die Herausforderung bei "Rudolf" sei, "den historischen Hintergrund zu belassen und ihn mit Persönlichem zu verbinden."

Fotos: (c) Reuters, APA/HELMUT FOHRINGER

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