Oper

Supertenor Kaufmann probt die Revolution

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Superstar Jonas Kaufmann singt Giordanos Andrea Chénier an der Wiener Staatsoper.

Oper. Der bayerische Superstar Jonas Kaufmann, der beste und schönste Heldentenor der Welt, absolviert ab Montag seine jährliche Aufführungsserie an der Wiener Staatsoper. Nach Puccinis Tosca in der 60-jährigen Inszenierung von Margarethe Wallmann verleiht er heuer Umberto Giordanos Andrea Chénier in der 37 Jahre alten Otto-Schenk-Inszenierung Glanz. Andere Opernhäuser setzen für den tenoralen Herzensbrecher Premieren an: Sein Rollendebüt als Verdis Otello gab er im Juni 2017 im Royal Opera House in London, den Chénier sang er im März 2017 in Philip Stölzls Neuinszenierung an der Bayerischen Staatsoper, 2016 wurde er dort als Stolzing in Wagners Meistersingern bejubelt. Warum das in Wien nicht möglich sein sollte, gehört zu den Mysterien der Direktion Dominique Meyer.

Ekelhaft. Giordanos Verismo-Reißer Andrea Chénier erzählt vom Dichter der Französischen Revolution, der mit seiner Geliebten Maddalena auf der Guillotine endet. Wie in München ist auch in Wien Kaufmanns Lieblingspartnerin, die herrliche deutsch-griechische Sopranistin Anja Harteros, die Maddalena. La nostra morte è il trionfo dell’amor: Unser Tod ist der Triumph der Liebe, heißt das finale Liebesduett.

Der „ekelhafte Giordano“, schimpft der 87-jährige Großindustrielle Herrenstein in Thomas Bernhards vorletztem Stück Elisabeth II., den der große Gert Voss im Burgtheater gespielt hatte: „Andrea Chénier ist sentimentaler Heroenkitsch, der vor Verlogenheit trieft.“ Das findet Kaufmann nicht. „Diese Oper ist so geladen mit Emotion, dass man aufpassen muss, nicht vom Sog der Musik fortgerissen zu werden“, sagt der Publikumsliebling. „Für einen Tenor ist der Chénier so aufregend wie die Tosca für eine Sopranistin.“

E. Hirschmann-Altzinger
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