Der ehemalige Hollywood-Regisseur Gus Van Sant setzt mit "Paranoid Park" auf ein popkulturelles Gesamtknstwerk der Skateboardszene.
Die Gefühle sind noch undeutlich, der Anschluss an eine Gruppe lebensnotwendig, die Liebe eine ferne Fata Morgana. Das Leben von Teenagern bietet dem ehemaligen Hollywood-Regisseur Gus Van Sant die passende Projektionsfläche für seine traumwandlerischen Seelen-Erkundungen. Der Film "Paranoid Park" läuft am 1. November in Österreichs Kinos an.
Zusammenschau seiner Arbeiten
Mit seinen 54 Jahren hat Van Sant
schon einiges geschafft. Als Independent-Filmer sorgte er mit "Drugstore
Cowboy" Ende der 80er-Jahre für Aufsehen und verhalf in "My Own Private
Idaho" (1991) Keanu Reeves zum Starruhm. Danach verschaffte er mit "To Die
For" (1995) und "Good Will Hunting" (1999) Hollywood gute Einnahmen, bevor
er sich ab 2002 wieder ganz dem unabhängigen Filmschaffen widmete. Im
verstörenden Verirrspiel "Gerry" (2002), dem Experimental-Thriller
"Elephant" (2003) und der Kurt-Cobain-Elegie "Last Days" (2005) erarbeitete
er einen eigenständigen Stil aus schwebend-leichten Kamerafahrten und
psychischer Introspektion. "Paranoid Park" wirkt wie eine Zusammenschau und
ein Höhepunkt dieser Arbeiten.
Wiederholte Schlüsselszenen
So erzählt Van Sant in "Paranoid
Park" erneut in Zeitsprüngen um mehrfach wiederholte Schlüsselszenen. Erst
gegen Mitte des Films erfährt man, was der junge Skater Alex angestellt hat,
der von Schuldgefühlen und Polizisten geplagt wird. Er hat auf unglückliche
Weise den Tod eines Sicherheitsmannes herbeigeführt. Sein Fehler war, dass
er um jeden Preis Teil der Community im "Paranoid Park" werden wollte, einem
Skaterparadies für verlassene Kids, Gitarrenpunks, Säufer und Trainsurfer.
Brilliante Skateboard-Stunts
Mit vielen Zeitlupen und untermalt
von süffigen Popmelodien werden die Zuseher ins Innenleben des Protagonisten
gesogen, der beschlossen hat, seine Tat zu verschweigen. Den Hauptdarsteller
Gabe Nevins rekrutierte Van Sant vor allem wegen seiner brillanten
Skateboard-Fähigkeiten. Wie auch andere Mitwirkende ist er Teil der
Skateboard-Szene in Van Sants Heimatstadt Portland und schauspielerischer
Laie. Die Darsteller ließ Van Sant dann gleich auch noch einen Gutteil des
Filmmaterials drehen, grobkörnige Videos aus der Boarder-Perspektive.
Dazwischen folgt Star-Kameramann Christopher Doyle den Protagonisten auf
leisen Sohlen.
Teil einer Jugendbewegung
Trotz seiner experimentellen Anordnung
wird "Paranoid Park" niemals langweilig. Als Zuschauer fällt es schwer, sich
der einprägsamen Bilderwelt zu entziehen, in der die Hauptfigur unsicher
aber dennoch stoisch umherwandelt. Im Zusammenspiel mit dem eingespielten
Soundtrack hat man bald das Gefühl, Teil einer Jugendbewegung zu sein.