Interview

Elmayers Eröffnungskritik

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oe24.at hat nach der Generalprobe den Benimm-Papst um seine Meinung gefragt - dabei kommt die Chroreographie ganz schlecht weg.

oe24: Sie haben jetzt die Generalprobe gesehen. Was war Ihr erster Eindruck?

Thomas Schäfer-Elmayer: Der erste, der allererste Eindruck war, dass bei der Polonaise die Paare großteils nicht im Takt waren. Auch der Herr Tanzlehrer selber war nicht im Takt vorne. Das darf natürlich überhaut nicht passieren. Da fehlt einfach die Präzision. Die Paare müssen, einige Ausrutscher kann es geben, aber dass so viele Paare mit dem falschen Fuß gehen und überhaupt nicht im Takt gehen. Das ist absolut untolerabel.

oe24: Was sagen Sie zur Choreographie allgemein?

Elmayer: Ja, bei der Choreografie finde ich es sehr klug, es ist eine sehr einfache Choreografie. Die war bestimmt bei Weitem nicht so anspruchsvoll wie die Choreografie vom Herrn Mühlsiegl. Auch da finde ich, gut das ist nur die Generalprobe, ich hoffe bei der Eröffnung wird das besser werden, weil die Paare sind sehr unsicher. Man sieht direkt, sie stehen so ganz eng beieinander und haben das überhaupt noch nicht richtig verinnerlicht. Also, da fehlt noch, meiner Ansicht nach, viele Proben fehlen da noch. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass die Choreografie so spät fertig geworden ist. Ich habe gehört, sie sind überhaupt erst am Sonntag, also bei der letzten Probe, wo man noch richtig proben kann, weil bei der Generalprobe geht es ja nicht mehr, erst richtig fertig geworden mit dieser Blume des Lebens, wie sie das nennen, mit dieser Schlussaufstellung. Das ist sicher zu kurz, um da jetzt gleich schon in eine Eröffnung hinein zu gehen.

oe24: Sie meinen, es liegt nur am Zeitpunkt, wann diese Choreografie gekommen ist. Und nicht an der Tanzschule Kummer selbst?

Elmayer: Ja, gut die Tanzschule Kummer hat das so spät gebracht. Wenn wir eine Balleröffnung machen, dann haben wir nicht nur eine Choreografie vorher fix und fertig, sondern die auch ausprobiert mit kleinen Gruppen, so dass wir genau wissen, wie’s geht. Wir können ja nicht den Paaren zumuten, dass sie bei der Probe da erst noch erleben, wie die Choreografie entsteht. Wenn man das beim Opernball macht, kann man sich das vielleicht noch leisten, wenn sie das bei anderen Bällen machen, laufen ihnen die Paare weg. Da würde kein Mensch mehr mitmachen bei solchen Dingen. Aber es ist natürlich klar, dass man sich mit so etwas auseinander setzen muss, dass man jetzt etwas ganz Anderes bringen möchte die Annen-Polka selbst wurde doch schon einmal beim Opernball eingesetzt, aber eben mit einer Musikchoreografie, mit einer sehr, sehr schönen Musikchoreografie und damals, wenn Sie sich das anschauen, zumindest im Vergleich zur Generalprobe. Jetzt haben wir natürlich durch diese Generalprobe eine weitere Chance gehabt, diese Choreografie einzustudieren. Ich hoffe, morgen wird es besser. Mir fällt das natürlich nur auf. Ich bin sicher, die meisten, das Publikum wird da wahrscheinlich überhaupt keinen Unterschied merken.

oe24: Heute bei der Generalprobe sind die Meinungen auseinander gegangen. Manche fanden es unrhythmisch und hätten lieber das Traditionelle zurück. Andere fanden es frisch und peppig.

Elmayer: Ja, die Leute, die selber Eröffnungen getanzt haben, die werden das wahrscheinlich schon merken. Wenn die etliche Eröffnungen schon getanzt haben und das im Vergleich sehen, ist das natürlich ein Riesenunterschied. Es ist ja nicht so, dass die jetzt den letzten Opernball von uns im Gedächtnis haben. Sondern die Paare haben ja zum Beispiel, es haben 144 Paare den Kaffeesiederball eröffnet oder den Jägerball oder den Pharmacieball, also die arbeiten ja täglich an solchen Proben und die kommen, das war ja auch am Sonntag das Problem, wir hatten ja mehrere Ballproben eingeteilt, Juristenball zum Beispiel und Elmayer-Kränzchen am Sonntagnachmittag, und die Paare, die da auch den Opernball eröffnet haben, von uns, die sind einfach nicht erschienen, weil die noch in der Staatsoper waren stundenlang. Das ist von 10 bis 16 Uhr gegangen.

oe24: Werden Sie ein bisschen wehmütig, wenn sie sich die Bilder anschauen und sehen sich danach zurück?

Elmayer: Natürlich, also, das ist ganz klar. Mir geht das ab, keine Frage, weil den Opernball zu eröffnen, ist etwas ganz, ganz Besonderes. Wir haben da immer die allerhöchsten Qualitätsstandards angesetzt, natürlich, und dass das jetzt geändert wurde, ist nicht zu unserer Freude geschehen. Obwohl ich auf der anderen Seite ja sagen muss, morgen werde ich den Opernball als Opernballgast genießen. Wenn es auch teilweise wieder in Arbeit ausarten wird, weil, natürlich, die Eröffnung schaue ich mir in erster Linie in der Oper an. Ich hätte es mir auch im Fernsehen anschauen können, weil ich dort die wirklich sehen möchte und nicht durch irgendeine Kamera, wo ich die Kameraführung nicht beeinflussen kann.

oe24: Die Tanzschule Kummer hatte es im Prinzip im Vorhinein schon schwer, denn fast jeder verbindet den Opernball auch mit Ihrem Namen. Was hätte die Tanzschule Kummer besser machen könne? Was geben Sie ihnen noch mit auf den Weg?

Elmayer: Ich habe das von Anfang an überhaupt nicht gegen die Kummers gesagt, sondern ich habe, bevor ich überhaupt noch wirklich wusste, wer das ist, hat man mir erzählt, dass eben jemand das macht, der noch nie vorher einen großen Ball eröffnet hat. Da habe ich nur gesagt, das finde ich sehr riskant. Was hätte jetzt die Tanzschule Kummer machen sollen? Wenn man ihnen den Opernball anbietet, logisch, müssen sie die Herausforderung annehmen. Das Risiko ist natürlich relativ groß, wenn etwas schief geht. Aber auf der anderen Seite sind gerade beim Opernball die Paare extrem motiviert. Die wollen dort etwas Gutes machen und die sind sehr aufgeregt und das ist etwas ganz, ganz Besonderes. Deshalb ist es nicht so schwer, mit ihnen zu arbeiten. Deswegen nehmen die auch sechsstündige Proben auf sich und solche Dinge. Aber was hätte die Tanzschule Kummer anderes machen können? Sie hatte einfach nicht diese Ballerfahrung. Er sagt zwar, er hat schon tausend Choreografien gemacht und alles Mögliche. Es ist halt immer noch ein Unterschied, ob Sie einen Maturaball choreografieren oder einen Ball in der Hofburg choreografieren oder den Philharmonikerball choreografieren oder eben dann den Opernball. Das ist das Schwierigste von allem. Ganz einfach deswegen, weil die Spannung, die Weltaufmerksamkeit, das alles ist beim Opernball unvergleichlich zu unseren anderen Wiener Bällen. Die sind dagegen geradezu familiär.

oe24: Noch einmal zu den Paaren, ich meine bei der Generalprobe ist jetzt einiges schief gegangen, aber man sagt ja, das soll so sein, damit am richtigen Abend alles gut geht. Was geben Sie den Paaren noch mit auf den Weg? Was wünschen Sie Ihnen für die Eröffnung?

Elmayer: Ich würde ihnen sehr gerne ein paar Tipps geben. Nämlich, zum Beispiel, weiter auseinander zu gehen, dann mit dem linken Fuß anzufangen, im Takt zu gehen, auf die Musik zu hören. Man könnte tausend Sachen sagen, die ich jetzt da in diesem kurzen Spiel da gesehen habe, die Ihnen aber niemand sagt. Und deshalb fürchte ich, dass es morgen nicht sehr viel besser ausschauen wird, weil sie halt das einfach gar nicht gesagt bekommen.

oe24: Wenn Sie nächstes Jahr noch einmal das Angebot bekämen, doch wieder eine Polonaise zu machen, würden Sie annehmen oder doch ablehnen? Was sagt Ihr Ego?

Elmayer: Meine Eitelkeit spielt überhaupt gar keine Rolle bei der ganzen Geschichte. Ich bin dazu da und habe mein Leben verändert ja total, ich war ja früher in einem völlig anderen Beruf tätig, um die Wiener Ballkultur und eben diese Tanzschule Elmayer, die auch etwas ganz typisch Wienerisches ist, zu pflegen und mich dafür einzusetzen und wenn jemand an mich herantritt und sagt: „Möchten Sie den Opernball machen?“, mache ich den selbstverständlich. Meine Eitelkeit ist überhaupt nicht verletzt. Es hat mich nur, ich war natürlich getroffen und enttäuscht, so wie jeder Mensch getroffen und enttäuscht ist, der irgendwo entlassen wird. Weil momentan gibt es ja viele Menschen, die das sehr viel härter trifft als mich, denn ich habe durch den Opernball keinerlei finanzielle Nachteile und ich bin nach wie vor extrem viel beschäftigt, habe viel, viel Arbeit und alles läuft ja sonst wunderbar. Viele, viele Menschen haben es viel härter dieser Tage und ich glaube, da jetzt den Opernball so hochzuspielen ist sowieso in diesen Zeiten ein bissl übertrieben.

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